Starke Leitung ist gut. Starke Leitung ist nötig. Starke Leitung bewirkt einen Unterschied. Starke Leitung verändert die Richtung in Prozessen, ermöglicht Projekte und fördert komplexe Entwicklungen. Aber was ist starke Leitung? Sie ist anders, als ein erster Gedanke es einem nahelegen könnte. Tauchen wir ein:
Starke Leitung: Beweger, die bewegen!
Starke Leitung geschieht durch Frauen und Männer, die etwas bewegen wollen und am „Ende des Tages“ auch tatsächlich bewegen! Beweger, der ist die Vokabel, die mir direkt im Sinn ist, wenn ich über eine starke, wirksame und das Leben fördernde Leitungsarbeit nachdenke.
Ich weiß nicht, welche Assoziation die Vokabel „stark“ bei Dir gerade ausgelöst hat. Vielleicht Stichworte und Gefühle aus dieser Liste: dominant, selbstherrlich, rücksichtslos, eigensinnig, nicht zuhörend, unbelehrbar, Mann, lieblos, über „Leichen“ gehen … Der Begriff ist zu füllen. Wird gefüllt. Was meine ich, wenn ich von „starker Leitung“ schreibe und sie als unverzichtbar, als einen großen Mangel begreife. Beginnen wir mit der Definition, die ich seit Jahren verwende:
Sie ist sogar meine liebste Definition dafür, was ich unter starker Leitung sehe:
»Look for the best in each other, and always do your best to bring it out.«
»Halte nach dem Besten im anderen Ausschau und tue immer dein Bestes, um es hervorzubringen.« So könnte man den Satz vielleicht sinngemäß übertragen. Woher stammt er? Er ist der Übertragung „The Message“ Bibel zu 1. Thessalonicher 5,15 entnommen. Was fasziniert mich an dem Satz? Das habe ich hier aufgeschrieben.
Leiter unter Verdacht!
Zurück zu starken Führungskräften. Sie werden kritisch gesehen. Die Entwicklungen der letzten 3 – 4 Jahre, auch in der internationalen christlichen Szene, macht uns alle sehr betroffen. Auch ich habe mich oft gefragt, ob wir nicht einen anderen Typ von Führungskräften brauchen, als diese charismatischen, smarten, medienwirksamen Helden an der vorderen Front?
Heldensterben
Nicht nur die Entwicklungen um Bill Hybels, Ravi Zacharias, Carl Lenz … wecken diese Skepsis. Aber dennoch werden wesentliche Fragen aufgeworfen, die gute und bewährte Antworten brauchen. Alles beginnt damit, dass wir die richtigen Fragen stellen, bevor wir „das Kind mit dem Bade“ ausschütten.
Was kennzeichnet eigentlich „starke Leiter“?
Dürfen Führungskräfte „starke Persönlichkeiten“ sein, oder ist das „per sé“ abzulehnen? Stehen alle unter „Generalverdacht“? Wird man in Deutschland schnell „einen Kopf kürzer“ gemacht, wenn man aus der Menge herausragt? Haben wir ein Trauma mit Leitern? Denken wir in Extremen? Entweder „ganz dafür, blind hinterher“ oder sehr skeptisch „zurückhaltend bis kritisch“?
Meine Kriterien, die mir Orientierung geben:
(Ich spreche hier von Leitern, die in der Gesamtleitung einer Gemeinde die Hauptverantwortung tragen:)
STARKE LEITER sind in meinen Augen Personen, die Führungsverantwortung übernehmen, indem sie …
- … in ihrem Charakter viel von Galater 5,22f spiegeln.
- … eine Vision leben und weitergeben, die Begeisterung in ihnen und anderen auslöst.
- … effektiv für Klarheit in ihrem Umfeld sorgen.
- … die Sach- und Sozialkonflikte angehen, für Lösungen und Klärungen arbeiten und diese in ihrem Umfeld auch einfordern.
- … neue Leiter finden, fördern und freisetzen.
- … die Ziele mit ihrem Team erreichen.
SCHWACHE LEITER, das sind in meinen Augen …
- Leiter, die charakterlich Defizite im Blick auf Galater 5,22f dauerhaft tolerieren.
- Leiter, die wenig Vision haben und kaum begeistert sind und Begeisterung auslösen.
- Leiter, die Unklarheiten mehrheitlich bestehen lassen. Vermeider.
- Leiter, die Konflikte auf die lange Bank schieben, ausweichen, aussitzen …
- Leiter, die wenig fördern, vieles (wenn vielleicht auch gut!) selbst machen.
- Leiter, die selten zu Zielen kommen.
Wenn mehrere Punkte der Liste zutreffen ist schon die Frage zu stellen, was für eine Art von Leitung wir erleben. Relevante Gemeinden, die Einfluss nehmen können – auch wenn das jetzt in der Pandemie praktisch ganz anders aussieht – werden auf alle Fälle von Leuten geleitet, die – meist – nicht-dominant, aber doch stark sind!
FAZIT: Starke Leitung geschieht durch Frauen und Männer, die eine Berufung empfinden, den persönlichen Preis bezahlen, selbstlos dienen, Charakter beweisen und beständig Einfluss nehmen, damit der Kurs gehalten wird, Klarheit in einer komplexen Situation immer neu entstehen kann, Konflikte nicht dauerhaft das Klima vergiften, die nächste Generation heranwächst und sich tatsächlich viel bewegt. Nicht nur im Kreis herum.
Hero Maker, nennt sie Dave Ferguson. Yes. Solche starken Hero Maker sind stark!
Wertvolle Aspekte einer starken Leiterschaft.
Was für mich die Sache mit starken Leitern rund machen würde, wäre die Einbettung in ein starkes, selbstbewusstes und verantwortungsvolles Team.
In meiner Wahrnehmung entwickelt sich manchmal eine (oftmals unbewusste) Eigendynamik einer starken Leiterschaft. Leiter, in deren Leiterschaft sich im zunehmendem Maße Segnungen, positive Entwicklungen, Zielerreichungen und Erfolge einstellen werden von der eigenen Mannschaft und auch von externen Beobachtern im abnehmendem Maße hinterfragt. Kleinere ungesunde Ungereimtheiten werden hingenommen, weil das Große und Ganze stimmt.
Starke Leiterschaft sehe ich dort am nachhaltigsten, wo sie in einer starken Feedbackkultur eingebettet ist und eine Teamatmosphäre herrscht, die den Folgen von Beratungsresistenz entgegen wirkt, da ich immer wieder eine hohe Beratungsresistenz vor dem Scheitern von guten Führungskräften wahrgenommen habe.
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