Bewegt dich diese Frage auch? Wie konnte das passieren: Bill Hybels? Carl Lentz? Ravi Zacharias? Leiter, die viele faszinierten, bewegten, inspirierten! Gescheitert. Waren diese „Heilige“ in Wahrheit „Scheinheilige“? Mehr Schein als Sein? Wo sind in uns Tendenzen zu entdecken, die uns zu „Scheinheiligen“ werden lassen? Wo fördern wir eine Kultur in der Kirche, die ungute Entwicklungen erst möglich machen? Wir, die Komplizen ungesunder Entwicklungen?
Zurück: Was war da mit Bill Hybels? Carl Lentz? Ravi Zacharias? Und vielen anderen prominenten christlichen Führungskräften. Ungläubig steht man vor einem Scherbenhaufen und fragt, wie es dazu kommen konnte. Ein großartiger Podcast ist im Sommer on Air gegangen, der diesen Fragen in bester journalistischer Qualität nachspürt, tief gräbt, O-Töne aufspürt und Zusammenhänge verstehbar macht, wie keine Ressource bisher. Ein Highlight meiner Studienzeit.
Die Überraschung des Sommers …
Der Podcast ist für mich zur Überraschung des Sommers geworden. Schon die erste Episode hatte mich gewonnen! Und nicht nur mir geht es so. Der Podcast geht durch die Decke. Auch viele Christen in unserem Kulturraum stellen sich diese Fragen, die der Podcast aufgreift. Wie kommen diese Entwicklungen um bekannte christliche Celebrities, die als Pastoren erfolgreicher Kirchen tausende anziehen und weltweit wahrgenommen werden, zustande?
Das Thema des Podcast: Mars Hill Church, Mark Driscoll
Die Produzenten von Christianity Today führen ihren Podcast so ein: „Die 1996 gegründete Mars Hill Church in Seattle war auf dem besten Weg, eine einflussreiche, unbestreitbare Kraft in der evangelikalen Bewegung zu werden – bis zu ihrem spiralförmigen Zusammenbruch im Jahr 2014. Die Kirche und ihr charismatischer Gründer, Mark Driscoll, hatten einen vielversprechenden Start. Doch die Gefahren von Macht, Konflikten und christlicher Berühmtheit untergruben den Prediger und seine millionenschwere Plattform und brachten sie schließlich zum Scheitern.“
Mann muss sich der Frage auch persönlich stellen: Ist mir, dir das auch schon passiert? Wir sind Leitern im Zusammenhang mit Kirche und Glauben begegnet, deren Fähigkeiten uns sehr beeindruckten und uns vielleicht nach kurzer Zeit für sie gewonnen hatten? Und dann erwischt es einen „kalt“: Entwicklungen setzten ein, die uns die Sprache verschlagen haben. Das hätten wir nie vermutet. Wir finden uns in einer unwirklichen Situation wieder: getäuscht, verletzt und ernüchtert. Was ist da passiert?
Diesen Fragen geht der Podcast am Beispiel von Mars Hill nach. An ihm können wir viel über unsere christliche Kultur und die modernere Bewegung in Kirchen lernen. Auf alle Fälle liefert er eine Menge Denkstoff. Das ist immer gut für Leute, die in Verantwortung stehen.
Was bringt der Podcast?
- Die Ereignisse um Mark Driscoll und die Mars Hill Church sind eine sehr konkrete Fallstudie, in der eine Vielzahl von Rahmenbedingungen und Entwicklungen der letzten 25 Jahre studierbar sind.
- Das heißt: ein richtig praktische und konkrete Reflexion! Etliche Dynamiken sind Muster, die auch in anderen erfolgreichen, großen Organisationen zu finden sein können.
- Der Podcast stellt die Fragen, die unvermeidbar sind, wenn man diese Entwicklungen um erfolgreiche und einflussreiche christliche Mega-Churches verstehen möchte.
- Ich bin noch auf keine andere Quelle gestoßen, die das in dieser journalistischen Qualität hinbekommt. Bei gleichzeitig großartiger künstlerischer Umsetzung. Man kann super folgen …
- Die Haltung, mit der dieser Podcast den Fragen nachgeht, überzeugt mich. Es geht nicht um Sensation, um „schmutzige Wäsche“.
- Verantwortliche, die ihr eigenes Leiten reflektieren wollen, finden im Podcast eine Fülle von Anregungen und Fragen, die jeder Leitende sich immer neu stellen sollte.
- Gerade für „erfolgreiche Kirchen“, Leiter mit viel Resonanz aber auch Leiter, die davon träumen einflussreich zu werden, wirft der Podcast die notwendigen und wichtigen Fragen auf.
- Die Kultur, mit der wir Kirche bauen, kommt auf den Prüfstand. Sowohl für Verantwortliche als auch für Kirchenbesucher, die ja Sucher sind.
- Was suchen wir? Ist das gut, gesund, hilfreich? Wo entgleist der Zug?
- Weil die Frage nach „geistlichem Missbrauch“ aus der Ecke des „Generalverdachtes gegen Verantwortliche“ ins Scheinwerferlicht konkreter Punkt gestellt wird.
- Weil viele Backstorys, Einblicke, O-Töne … zugänglich werden.
11 Episoden sind schon erschienen
Die Produzenten arbeiten an weiteren Episoden. Die Kultur in unseren Kirchen und christlichen Organisationen bekommt mit dem Podcast die Gelegenheit, Korrekturen vorzunehmen, die Schaden abwenden. Das ist gut.
Jede Person, die Leitungsverantwortung trägt, sollte die Zeit investieren
Ich besuchte die Mars Hill Church 2013 in Seattle. Die Entwicklungen vor Ort und der Einfluss über das Internet hatten mich auf die Gemeinde aufmerksam gemacht. Häufiger berichtete ich auch auf dem Leiterblog von Mars Hill.
Ich denke, dass jede Person in Leitung von dem Podcast sehr profitieren wird. Besonders wenn man bedenkt, wie sehr die Kultur, die der Podcast skizziert, viele Elemente reflektiert, die auch in unseren Breiten eine gewissen Anziehungskraft ausüben.
Mein Fazit: Ich habe den Podcast in den letzten Wochen mit großem Gewinn und großer Nachdenklichkeit gehört. Ich reflektiere viele Jahre meiner Kirchenerfahrung, meiner Leitungsverantwortung. Richtig wertvoll. Ich kann ihn dir nur empfehlen.
Hallo Lothar, danke für den Tip – Freunde von mir hatten die Serie schon im Sommer diskutiert 😊 Ich hab mir einen Teil angehört, ist guter Journalismus. Aber irgendwann fragt man sich mal «wieso haben die den Pastor mit dem losen Mundwerk so lange ausgehalten?» Unendlich viele Worte um ein eigentlich klares Grundproblem herum …
Herzlich,
Reinhold
Gute Frage. Ich denke, die stellen sich viele ehemalige Mars Hill’er jetzt auch. Und damit kommen wir mehr an den Kern der Sache. Willow Creeker werden sich das fragen, Leute die mit Carl Lentz am Start waren, oder Ravi Zacharias.
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