Einander die »Last des Leitens« erleichtern!

»Leiter werden ist nicht schwer, Leiter sein dagegen sehr!« In Anlehnung an Wilhelm Busch greifen wir heute das Thema der »Last des Leitens« auf. Es geht also um die Last, die jemand trägt, wenn er oder sie Leitungsverantwortung übernimmt. Aus welchen Quellen kommen die »Lasten« und wie könnten sich Verantwortliche dazu verhalten?

Die Last des Leitens …

Am Wochenende haben drei Praktiker auf der Regionalkonferenz des BFP, also einem Tag für Leiter, über diese Themenstellung gearbeitet: Mara Massar (Celle), Bob Stübner (Wuppertal) und Tim Sukowski (Wunstorf). Dieser Beitrag ist inspiriert von ihren Inputs! (DANKE!) Die Kernaussage: Jeder, der Verantwortung übernimmt, wird Lasten ausgesetzt und muss sie tragen. Er oder sie erlebt sich als Führungskraft auf eine Art belastet und muss gleichzeitig belastbar sein oder werden. Die Führungskraft sollte also wissen, aus welchen Richtungen diese »Lasten« kommen können, mit denen sie zu tun bekommen. Nur so kann eine angemessene Strategie im Umgang mit diesen Lasten gefunden werden.

Die Richtungen, aus denen Lasten kommen

  1. Von der Sache
  2. Von außen
  3. Von innen

VON DER SACHE: DIE AUFGABE
Verantwortung »per se« bringt die »Last« mit sich. Warum? Führungskräfte übernehmen generell Verantwortung. Das liegt an ihrer Leitungsaufgabe. Sie tragen Verantwortung für Menschen, Prozesse, Projekte und Ergebnisse. Aber auch für Träume, Visionen und Ziele. Je verantwortlicher sie ihrer Aufgabe nachgehen, je stärker können sie die »Last« der Verantwortung für … spüren. Das ist normal und betrifft Verantwortungsträger in allen Bereichen des Lebens. Jesus redet davon, dass es Lasten gibt, die dann im Miteinander getragen werden können und sollen (Galater 6,2). Also, die Aufgabe bringt es mit sich. Aber nicht nur! Sondern?

VON AUSSEN: DIE MENSCHEN
Führung ist immer Führung von Menschen. Da beginnt das Problem 🙂 Menschen sind sehr unterschiedlich, machen Fehler, bringen ihre Geschichte mit und haben oft ihre ganz eigene Sicht der Dinge. Das kann eine Chance und eine Belastung für jede Organisation sein. Aber es ist immer eine Quelle von »Lasten« für die, die in der Verantwortung stehen. Wie viele Menschen haben mich schon beschäftigt als Leiter, für schlaflose Nächte gesorgt und mich entmutigt? Ich muss damit umgehen. Diese »Last« legt sich auch auf einen Verantwortlichen. Jeder geht unterschiedlich damit um, lässt es sehr an sich heran oder an sich abprallen. Wann was besser ist (ranlassen oder abprallen lassen) ist nicht einfach zu beantworten und hängt am Kontext!

VON INNEN: DER LEITENDE SELBST
Die dritte Richtung, aus der Lasten auf eine Führungskraft zukommen, ist von innen! Aus ihnen selbst. Die eigene Biografie, die verborgenen Ängste, Hoffnungen, Wünsche und Vorbehalte prägen das Verhalten auch als Verantwortlicher stark mit. Die eigenen Talente, Fähigkeiten nehmen ebenso Einfluss wie auch die Grenzen in Begabung, Persönlichkeit und Charakter. Damit muss der Verantwortliche umgehen. Ein Teil seiner Selbstleitung. Viele Experten sind sich darin einig, dass die Selbstleitung die herausforderndste Leitungsdisziplin überhaupt ist. Es ist um Längen einfacher, andere zu leiten als sich selbst!

Woher kommen die meisten Lasten?

Sie kommen aus der dritten Richtung. Von innen! Aus uns selbst. Gerne sucht man die Ursache im Umfeld, der Aufgabe oder bei den Menschen, mit denen man zusammenarbeitet. Aber darauf kann jeder nur begrenzt Einfluss nehmen. Die Person, die wir am stärksten ansprechen und prägen können, sind wir selbst! Selbstleitung durch Reflexion, Feedback und Verringerung des »blinden Flecks«.

In der Interviewrunde mit den langjährigen Praktikern wurde deutlich, dass hier das entscheidende Handlungsfeld liegt, auf dem das Spiel entschieden wird. In uns selbst!

Welche schweren Lasten können uns quälen?

  • Selbstzweifel
  • Identiätsfragen
  • Unsicherheit
  • Minderwert
  • Versagensängste
  • Neid
  • Eifersucht
  • Stolz
  • Angst
  • Biografie
  • Unverarbeitete Traumata

Was tun …

… wenn die Last aus Richtung der Aufgabe kommt?
Annehmen! Jede starke Aufgabe bringt Herausforderungen mit sich, die für eine Zeit belastend sein können. Das ist nicht schlimm. Gib Gas!

Wenn es aber zu einer bedrückenden Last wird, könnten Fragen dieser Art die Tür öffnen: Stehen wir in einer für uns unpassenden beruflichen Aufgabe, die uns am Ende überfordert? Wollen wir jemand sein, der wir in Wahrheit nicht sind? Wenn aus dieser Richtung die Last sich auf die Seele legt, dann können wir einen Wechsel anstreben. Die bestbezahlte und sozial anerkannte Aufgabe ist nicht unbedingt die Aufgabe, zu der wir am besten passen!

… wenn die Last aus Richtung der Menschen kommt, mit denen wir arbeiten?
Darauf zugehen. Den Stier bei den Hörnern packen. Auf den Fahrersitz setzen, und wieder die Oberhand gewinnen. Fahren. Wir sind nicht die Opfer! Wir wollen vielleicht nicht den Preis bezahlen, um das Thema anzugehen. Aber wir sind nicht das Opfer. Viktor Frankl ist ein starkes Beispiel dafür geworden, dass selbst herausfordernde Menschen und Umstände uns nicht zu Opfern machen müssen.

… wenn die Last von innen kommt?
Die Experten an dem Leitertag waren sich einig, dass hier die Hauptquelle der »Lasten« liegt, die sich auf uns Verantwortliche legen. Die schlechte Nachricht: Wir können niemanden die Schuld in die Schuhe schieben. Die gute Nachricht: Wir sind der einzige Mensch, auf den wir tatsächlich Einfluss nehmen können. Was tun?

  • Uns dieser Möglichkeit innerlich stellen
  • Ehrliches Feedback suchen
  • Die Masken zunehmend ablegen – echt werden
  • Die eigenen Geschichte aufarbeiten
  • Sich der eigenen inneren Realität stellen – Gefühle und Gedanken wahrnehmen
  • Sich einen Kreis suchen, Menschen, vor denen wir offen sein können
  • Fachliche Hilfe in Anspruch nehmen

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Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
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3 Antworten zu Einander die »Last des Leitens« erleichtern!

  1. Heike Otparlik schreibt:

    Hallo Lothar,
    das kann ich nur alles unterschreiben und ist mir so wichtig geworden. Das alles habe ich gelernt und muss es immer wieder lernen – manchmal schmerzhaft und nicht immer sogleich und sofort. Viele Runden habe ich mehrmals gemacht – macht nichts. Heute profitiere ich davon.
    Wichtig für mich sind die Fortschritte die ich machen durfte und darf Das wird mir immer dann klar, wenn ich merke da ist Leichtigkeit wo früher noch eine Belastung geherrscht hat. Wo ich souverän sein kann, wo ich das früher nicht konnte. Wo ich merke, frühere Herausforderungen, Belastungen, ja manchmal tendenziell Überlastungen sind heute einer gefühlten Normalität gewichen und ich bin entspannt. Ich spreche hier Situationen, Menschen wie auch die berufliche Selbstständigkeit und das Netzwerken mit vielen unterschiedlichen Menschen und Organisationen an.
    Ich werde und bin immer mehr die, die ich bin und die „Last“ ist heute leicht, das kann ich wirklich sagen. Vor allem auch hier, in einem Umfeld, das stark hinterfragt und in Frage stellt. Ein Umfeld von Menschen die Atheisten sind. Menschen denen der Glaube so gar nichts zu sagen hat und die grundsätzlich dem Christentum mit hoher Abneigung, Skepsis und Widerwillen begegnen. Aber: Der Mensch ist die Botschaft und mir hilft es, dass ich heute bin wo ich bin. Am stärksten ist in mir folgendes gewachsen: Ich kann Menschen heute annehmen und wirklich mögen. Ich kann Menschen heute annehmen und muss sie nicht mehr ablehnen auch wenn ich ihre Überzeugungen, Vorgehensweisen oder Verhalten nicht gut heiße.
    Die Ablehnung geschieht ja oft aus eigener Angst und eigener Unsicherheit. Ich lerne weiter und ich habe für mich erkannt – lernen, lernen und nochmals lernen! Bleiben wir Lernende, Menschen die unterwegs sind, gemeinsam manchmal einsam aber immer wieder ermutigt und voller Erwartung zu sein. Je mehr wir mit uns selbst im Frieden leben umso friedvoller wird das miteinander. Nicht immer, aber immer wieder und immer mehr.
    Nicht zu verbittern, fröhlich, den Menschen zugewandt bleiben, nicht aufgeben, die Bedürfnisse der eigenen Seele wahrnehmen, Menschenfreund bleiben und in allem Reich Gottes bauen.
    Ganz herzlichen Dank für deine Impulse durch deinen Blog
    Blessings Heike

    • loveflowshare schreibt:

      Vielen Dank für Deinen schönen Kommentar, Heike. Dem stimme ich aus ganzem Herzen und aus eigener Erfahrung (mal mehr und mal weniger gelingend) zu.
      Vielen Dank auch für die Impulse durch Deinen Blog, Lothar, auch hier stimme ich Heike zu.

      Beste Grüße und mein Motto und meine Erfahrung zu all dem ist: LOVE IS IT
      Brigitte

  2. loveflowshare schreibt:

    Zum Thema „wir sind kein Opfer“ möchte ich ganz klar sagen. Natürlich können wir leidende Opfer der Umstände sein. Wir sind und bleiben verletzliche Wesen und können uns gegenseitig weh tun und verletzen oder gut tun. Wie wir damit umgehen, wie wir reagieren, das liegt in unserer Hand. Hier können wir die höchste Schule von Jesus lernen. Wenn wir aber leugnen, dass wir Opfer sein können, dann leugnen wir auch sein Opfer, das ER für uns gebracht hat. Dann gibt es folglich ja auch keine Täter und Nichts zu vergeben. Dann bräuchten wir auch seine Gnade und Barmherzigkeit nicht. Lassen wir doch seinem Geschenk die wahre Würde und bekennen uns zu unserer menschlichen Schwäche und gegenseitigen Abhängigkeit. Wir können einander gut und auch weh tun. Es gibt Opfer und Täter und wir sollten lernen, Verantwortung zu übernehmen und uns selber und anderen mehr gut zu tun. Und solange wir das üben, üben wir uns auch darin, trotz aller Umstände und menschlicher Schwäche, in liebender Verbindung zur Quelle zu bleiben und nicht auf das Übel mit Übel zu reagieren. Das kann uns tatsächlich niemand nehmen. Unsere Unschuld oder unser Leben schon. Und das tut weh!

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