WERKZEUGKISTE für LEITER (2) : Entscheiden im Team!

»Teams und Gruppen entscheiden schlecht!« sagt Andreas Mojzisch, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Hildesheim. Warum? Diese These beunruhigt Christen die Führungsverantwortung tragen, denn Christen stehen auf Teams. Gott selbst arbeitet sogar im Team (Dreieinigkeit). Die Leitung von Gemeinden überträgt der Apostel Paulus Teams von Ältesten. Was soll also falsch daran sein? Wo liegt das Problem?

Stress im Entscheidungsprozess!

Das Diktat der Minorität

Wenn nur ein Teammitglied der Sicht des Teams nicht folgen kann, dann blockiert diese eine Person unter Umständen wichtige Entscheidungen, die Christen so gerne in Einheit treffen. Wir sind auf Einmütigkeit gebürstet. Könnte das aber auch zum „Diktat der Minorität“ führen? Dazu, dass eine Person im Team auf einmal die Macht über die ganze Truppe ausübt, trotz der guten Argumente, die biblische Klarheit, der großen Einheit im Rest des Teams … „Ich kann das im Moment noch nicht so mittragen. Ich muss darüber noch beten. Ich brauche noch mehr Klarheit. Ich habe keinen Frieden …“ Hört sich eigentlich gut an, ist aber eben auch nicht ungefährlich.

Seriös fragen …

Man müsste direkt fragen können: Warum? Hat es was mit dem Thema zu tun, dem Team, der eigenen Geschichte, vergangenen Entscheidungen des Teams, Machtkämpfen, Minderwertigkeit, Stress in anderen Themen des Lebens, die einem jetzt alles „zu viel“ erscheinen lassen …

Der Druck des Teams

Andererseits kann auch eine Gruppe richtig Druck aufbauen. Ein Gruppenprozess ist sehr komplex. Wessen Meinung hat warum welchen Einfluss auf die Meinungsbildung. Welche „verborgene Agenda“, persönlichen Verpflichtungen, Ängste, Sympathien, eigene unverarbeitete Biografie, Persönlichkeitsmerkmale, zukünftige Absichten und Karrierepläne, „Leichen im Keller“, theologische Positionen … bestimmen unerkannt die Meinungsfindung? Auf einmal „schlagen sich alle auf eine Seite“, obwohl der Sachverhalt auch ganz anders gesehen werden könnte! Oder die Überbetonung der „Einheit“: Ganz gleich worum es geht, die Einheit darf nicht verletzt werden! Ist das der höchste Wert? Richtig kompliziert wird es für ein Team, wenn man in diese Tiefen beginnt zu denken!!!

Stress im Team

»Wichtige Entscheidungen können bei einer Gruppe starken Stress hervorrufen, Zweifel werden unterdrückt. Das Streben nach Einmütigkeit, das bekannte ‚Schließen der Reihen‘, ist ein Mittel, um Stress abzubauen. Es verstellt den Blick für eine kritische Analyse der Sachlage und kann zu kritikloser Anerkennung der Gruppenmeinung führen«, so Mojzisch.

Entscheidungsfindung mit reduziertem Gruppenzwang

Die Hildesheimer Professoren schlagen einen 2-Phasen-Prozess zur Entscheidungsfindung vor. Der kurze Beitrag in der Wochenzeitung »Die Zeit« führt den Vorschlag kurz aus.

Über Lothar Krauss

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5 Antworten zu WERKZEUGKISTE für LEITER (2) : Entscheiden im Team!

  1. Febe schreibt:

    Sehr guter Artikel, und auch der 2 Phasenprozess zur Entscheidungsfindung sollte öfters angewandt werden!

  2. Uwe Kaul schreibt:

    Scheint irgendwie ein typisches BFP-Problem zu sein ;-), oder lieg ich da falsch?

  3. Uwe Kaul schreibt:

    Ich meine den Artikel von Ferdinand Knaus. Homogenität ist so wichtig, dass einige lieber ruhig bleiben, sich unter ordnen oder sich Ausweichnischen suchen, wenn sie andere Sichtweisen (Erkenntnisse) vertreten bzw. andere Erfahrungen machen, als diejenigen die gerade „das sagen haben“, um nicht als Quertreiber zu gelten. Oft werden z.B. bestimmte Maßstäbe gesetzt, die suggerieren dass in der einen Weise Gott besonders am Wirken ist und in der scheinbar entgegengesetzten Weise eher nicht. Man könnte es engstirnig, kurzsichtig oder sonstiges nennen. Dann bleibt wieder der Beigeschmack der Quertreiberei 🙂 Als Frage habe ich das formuliert, weil ich nicht den totalen Überblick habe, aber mir dieses Problem bisher überall begegnet ist … meist mit negativen Auswirkungen nach einem längeren Zeitraum, wie ich meine

    • Lothar Krauss schreibt:

      O.k., jetzt verstehe ich … Wie der Beitrag zeigt, kann es ein DIKTAT der MEHRHEIT (Mächtigen, Starken …) geben aber auch ein DIKTAT der MINDERHEIT. Deshalb ist der Vorschlag der Profs auch interessant, dass man erst einmal alle Fakten offen auf den Tisch bringt. Wie es in ehrenamtlichen Leitungskreises in den Gemeinden des BFP’s ist? Bin mir nicht sicher, darauf eine gültige Allgemeinantwort zu haben. Aber die Theologie, Biografie, Persönlichkeiten, Gemeindegeschichte, Minderwertigkeitskomplexe, schwierige Erfahrungen der Vergangenheit … spielen schon eine Rolle. Eine heile Persönlichkeit zu werden, die im Team leitet, eine Feedbackkultur im Kontext von Wertschätzung und Ehre für Leiter … ist schon gut. Wir alle sind verwundet! Ob wir nun verwundete Verwunder, verwundete Vermeider oder verwundete Heiler als Leiter schließlich werden, ist eine Frage wie wir mit den Wunden umgehen. Because leading is a reflection of who you are … Das Motto des Blogs.

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