Hier kommt der letzte Buchtipp der Woche: „Nur Storys, oder ’ne Story?“ Für viele Leute ist die Bibel wie ein Puzzle aus richtig vielen Teilen. Nach kurzer Zeit könnte man genervt sein, wenn man so ungern puzzelt wie ich. „Das passt alles nicht zusammen!“, „Das ergibt doch keinen Sinn!“, „Die Teile gibts nicht, die man jetzt braucht!“ … schießt es mir durch den Kopf. Gut, ich hab Bekannte, die haben Spaß an 5000er oder 10000 Puzzles. Ich bin schon bei einem 500er raus.
So geht es vielen Leuten mit der Bibel, mit den Storys über Gott. Das muss nicht so bleiben! Als Führungskraft in der Kirche will man nicht nur einen geölten Ablauf der Organisation sicher stellen, nicht nur eine einladende Gemeinschaft bauen, sondern eben auch Inhalte weitergeben und zugänglich machen. Hier kommt ein Tipp, den ich sehr genial finde. Ein Buch, das viel mehr als wunderschön gestaltete Seiten bietet, obschon es ein Genuss für’s Auge ist. Der Band hat richtig viel zu bieten:
Gibt es einen roten Faden?
Ist der Gott im Alten Testament eine andere Person, als der Gott im Neuen Testament? Hängen die Geschichten, die in der Bibel aufgeschrieben sind, zusammen und ergeben eine Story, wie der Historiker und Professor für Neues Testament und frühe Christenheit behauptet? Und wenn ja, wie geht dann die Story?
Das Jesus Projekt: was für eine Story!
Philipp Kruse und Stephanus Schäl gehen diesen Fragen in Das Jesus Projekt nach. Als Leser wird man super anschaulich, fokussiert und konkret in diese Story von Gott mit der Menschheit mitgenommen. 6 Akte entfalten den Roten Faden der Story von Gott mit uns.
Die Autoren gehen nach dieser Struktur vor:
- Sie zeichnen die großen Linien der Story nach
- Sie gehen auf die Hauptfragen der großen Story ein
- Sie reflektieren die Punkte und fordern zur Eigenreflexion auf
Diese Struktur hilft mega, die Kernpunkte zu erfassen, ohne den Blick für die große Story von Gott zu verlieren. Es ist sozusagen ein Rundflug mit Tiefenbohrungen. Die Fragen sind wie ein Zutritt in die Story: was hat das mit mir zu tun? Wie berührt, prägt und verändert mich das, was Gott macht.
Diese Story berührt unser Denken, Weltbild, Identität …
Die Autoren sind davon überzeugt, dass diese Story unser Denken, Weltbild und unsere Identität prägt. Ich dachte: ja, jeder hat eine „größere Story“ im Hinterkopf, mit der er sein Leben gestaltet (es gibt keinen Gott, alles ohne Ziel und Sinn, wir müssen die Natur bewahren, auf Erfolg und Genuss kommt es an …).
Ihre These: Jesus ist der als Dreh- und Angelpunkt in Gottes Story! Wer sich mit den Autoren auf die Reise begibt, erlebt sehr persönliche Aha!-Momente. Fokussiert, konkret, reflektiert und klug nehmen sie einen mit. Genial: alles in einer einfachen Sprache, die sich großartig für junge Leute, Starter im Glauben und alte Hasen mit guten Background eignen.
Ich komme mit ihrem Verständnis der Bibel und der darin erzählten Story von Gott richtig gut klar. Vieles ist zudem direkt gut zu verstehen, weil eine gute Sprache gefunden und einem klaren Denken gefolgt wird. Roland Werner merkt in seiner Rezension an, dass bei den Erläuterungen zur Auferstehung es weniger theologisch hätte sein dürfen und dass ein paar Themen (Taufe, Abendmahl) noch etwas mehr Erklärung und Raum verdient gehabt hätten. Das habe ich auch so empfunden. Aber ich bin der Meinung, dass hier für eine nächste Auflage noch „Luft nach oben“ ist, die das Buch unbedingt verdient hat.
QR-Codes, Videos und Tipps
QR-Codes findet man überall im Buch, die zum Zusatzmaterial führen: Grafiken, Videos, weiterführende Quellen, Material für Kleingruppen und Büchertipps erschließen sich auf diese interaktive Art. Gleichzeitig ein starker Ansatz, der in Zukunft noch mehr Content und Aufwertung möglich macht. Foren, Chats, kleine digitale Runden zum Gespräch, Fragen an Experten … was könnte da noch alles hinterlegt und zugänglich gemacht werden?!
Die persönlichen Geschichten der Autoren schaffen es, dass man eine Idee davon bekommt, wie die Story von Gott mit unserer Story sich verbinden könnte. Die Eigenreflexion ist schon stark. Wenn man das gemeinsam mit anderen macht, kann es richtig spannend und konkret werden. Also, definitiv ein Tipp für Kleingruppen, Hauskreise, Jugendtreffs, Teenierunden … Aber auch für Kurse, die das Verständnis über Gott und seine Story vertiefen wollen.
Die kurzen Videos stammen vom Bibel-Projekt, das schon gut dafür bekannt ist, einfach und anschaulich zu erklären, ohne zu vereinfachen.
Auch etwas für’s Auge!
Die Aufmachung lässt keine Wünsche für Ästhetiker offen. Grafik und Text passen so gut zusammen. Ein Erlebnis für die Augen, dass auch Wenigleser begeistern wird. Die Ausstattung ist durchgängig auf 288 Seiten locker, leicht und anspruchsvoll, was den Preis von 19,99 € mehr als rechtfertigt. Visiomedia, die hinter der Gestaltung stecken, haben einen starken Beitrag abgeliefert!
Mein Fazit:
Ein starkes Buch, dass mit seiner Aufmachung und seinem Konzept in unsere Zeit passt und sich super für alle eignet, denen es wichtig ist, dass die Inhalte des Glaubens reflektiert und verstanden werde sollen. Es sollte bei keinem Leitenden in der Kirche fehlen. Nicht als dekoratives Buch im Regal, sondern als ein tolles Werkzeug, das sich für alle Generationen eignet, um die bewegendste und wichtigste Story zu erzählen, die es überhaupt gibt.
Wäre das was für eure Kleingruppen, für die Teenies, die jungen Leute, Fragende … Weihnachten steht vor der Tür und das neue Jahr bietet reichlich Gelegenheit, um sich der größten Story, die je erzählt wurde, ganz neu zu nähern.
Philipp, Stephanus, Team … Ihr habt eine starke Arbeit abgeliefert! Respekt!