Wir alle bekommen und geben Feedback (Rückmeldungen) jeden Tag: Das Lächeln, die hochgezogene Augenbraue oder ein Schweigen, wo ein Wort hätte kommen müssen. Wir geben Botschaften in Gesten, Blicken, Worten oder Taten weiter. Es sind Rückmeldungen die uns ermutigen oder treffen, aufbauen, voranbringen oder entmutigen. Eltern prägen Kinder mit ihrem Feedback, Lehrer ihre Schüler und Freunde die Freunde. Feedback geben und nehmen zu können ist auch ein wichtiger Bestandteil der Führungsarbeit. Nicht immer gelingt das gut. Wie macht man es richtig? Gibt es hilfreiche Regeln?
Nicht so einfach wie im Lehrbuch!
Vorweg: es ist nicht so einfach, wie es im Lehrbuch steht! „Man kann nicht nicht kommunizieren!“ hat Paul Watzlawick gelehrt. Recht hat er. Und so trifft das auch auf das Feedback zu: „Mann kann nicht nicht ‘feedbacken’.“ Wenn das so ist, muss eine Führungskraft im Beruf, der Familie oder im Ehrenamt sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und bewusst lernen, um auf gute Art Feedback geben zu können.
Feedback, das voranbringt …
Die Rückmeldungen, die der Leiter gibt will Leben wecken, voranbringen und stärken. Das Ziel des Feedbacks sollte sein, alle zu Gewinnern zu machen: Den „Feedback-Nehmer“ und den „Feedback-Geber“, aber auch die Organisation, Abteilung, Kirche, Familie …, in der die Menschen gemeinsam unterwegs sind. Das Vertrauen zueinander wird nicht beschädigt sondern wächst durch eine gute Grundhaltung zueinander. Gemeinsam geht man auf ein Ziel zu. Durch die Ehrlichkeit im Feedback zueinander, auch wenn sie zuweilen schwer fällt, wird die Beziehung gestärkt. Eine Rückmeldung, die voranbringt muss die Realität aufgreifen und gemeinsam eine gute Zukunft anstreben.
Ob uns eine Rückmeldung hilft oder niederdrückt hängt auch von uns selbst ab. Man kann die Rückmeldung einer Körperwaage als Ansporn oder Verurteilung aufnehmen. Die Dinge unseres Lebens sind nämlich nicht so wie sie sind, sondern so wie wir sind! Was sind also hilfreiche, allgemein bekannte Regeln, um von Rückmeldungen zu profitieren und Menschen mit unserem Feedback zu fördern?
Feedbackregeln: Feedback geben
In der Regel bietet der Feedback-Geber das Gespräch an und achtet darauf, dass seine Haltung und Einstellung gegenüber dem Feedback-Nehmer passt, gut ist und die Förderung beabsichtigt. Also nicht „Dampf ablassen“, „seinem Ärger Luft machen“ oder „seine Macht ausspielen“. Er übernimmt die aktive, konstruktive Rolle und die Gesprächsführung.
Es ist ein Ausdruck von Reife, wenn man aber sich Feedbacks einholt, bewusst danach fragt und auf gute Art die Rückmeldung aufnimmt.
- Der Feedback-Geber holt sich zuerst die Erlaubnis zum Feedback durch den Feebback-Nehmer ein. Das kann in einer Grundvereinbarung geschehen, oder für jede Rückmeldung neu! Man überschreitet nicht einfach die Grenze! (Immer im Bewusstsein von Watzlawicks These!)
- Der Feedback-Geber sorgt für eine lockere und persönliche Atmosphäre.
- Ein gutes Feedback ist klar formuliert und sachlich richtig. Allgemeine Aussagen wie „Du willst immer nur Harmonie schaffen und machst damit eine gute Streitkultur kaputt!“ sind nicht greifbar. Genauer formuliert wird die Rückmeldung konkreter und nachvollziehbarer: „Nach Deinem Beiträgen haben die Leute im Team geschwiegen und die Offenheit in der Reflexion war vorbei.“
- Der Feedback-Geber spricht in Ich-Botschaften und vermeidet Du-Botschaften. (Statt „Du hast“ – besser: „Ich habe dich so wahrgenommen“)
- Das Feedback bleibt bei einem Thema und besteht aus gut dosierten „Portionen“. Der Feedback-Geber ist sehr aufmerksam im ganzen Gespräch und beachtet die Reaktionen des Gegenübers. Er sichert ab, dass er richtig verstanden wird. (Den Feedback-Nehmer nicht in die Ecke drängen, ihm die Gelegenheit zur Reaktion geben, ihn ermutigen zu sagen, was er als Feedback-Nehmer unter dem versteht, was der Feedback-Geber als Botschaft mitteilt – paraphrasieren …)
- Das Feedback konzentriert sich nur auf das Verhalten, das der Feedback-Nehmer beeinflussen kann. Alles andere entmutigt und frustriert!
- Der Feedbackgespräch eröffnet neue Aspekte, die den Horizont der Selbsteinschätzung des Feedback-Nehmers und des Feedback-Gebers erweitern.
- Die positive Gesichtspunkte dürfen nicht zu kurz kommen, sollten zu Beginn und beim Abschluss im Vordergrund stehen.
- Unzumutbare Änderung des Verhaltens darf der Feedback-Geber nicht fordern, da ihm das nicht zusteht. Die Selbstreflexion und Sachreflexion vor dem Gespräch kann das vermeiden!
- Auch moralische Bewertungen gehören nicht in ein Feedbackgespräch.
- Ein guter Feedback-Geber bringt zum Ausdruck, dass auch er für ein Feedback bereit ist. Es sollte jedoch immer für alle Beteiligten klar bleiben, wer im Moment Feedback bekommt und wer es gibt.
- Es sollte bei einem Thema im Feedbackgespräch bleiben. Andere Themen und andere Konstellationen (wer Feedback gibt und wer es empfängt) gehören in ein neues Feedbackgespräch.
Feedbackregeln: Feedback nehmen
Der Feedback-Nehmer hat in einem Feedbackgespräch die Aufgabe Informationen hauptsächlich aufzunehmen. Er bleibt quasi passiv!
- Eine der wichtigen Feedbackregeln Regeln für den Feedback-Nehmer heißt daher: „Genau zuhören und den Feedback-Geber aussprechen lassen.“
- Die Nachfragen dienen zur Klärung von Aussagen des Feedback-Gebers, nicht zur Rechtfertigung oder dem „Rückschlag“.
- Der Feedback-Nehmer entscheidet selbst für sich, ob das Gehörte für ihn berechtigt ist.
- Das eigene Verhalten zu entschuldigen oder zu rechtfertigen ist nicht Bestandteil dieses Gespräches. Hören, aufnehmen und damit unterwegs sein ist das Thema.
- Der Feedback-Nehmer kann auch sagen, wenn ihm das Feedback zuviel wird. Oder wenn das Feedback zu negativ ist.
- Am Ende des Gespräches bedankt sich der Feedback-Nehmer bei seinem Gesprächspartner für das Feedback.
Viel gute Literatur ist zu dem Thema auf dem Markt. Hier geht es zu einer Übersicht. Weitere Werkzeuge einer Führungskraft finden sich hier.
Schwierig ist es zu erfassen, ob das Gegenüber ein ähnliches Verständnis von Feedback hat. Am Ende muss die Beziehung das Niveau haben, das Feedback auszuhalten oder besser sogar einzufordern…
Wie wahr! Wenn man gemeinsam vor dem ersten Feedback vereinbaren könnte, wie die Kultur in dem Thema sein soll, wäre das natürlich ideal! Und wenn Feedback „Leben fördert“ und alle dadurch gewinnen, würde die Angst davor sicher verblassen …
Hat dies auf Von mir aus rebloggt und kommentierte:
FEEDBACK braucht Regeln
Seit mehr als zwei Jahren der beliebteste Blogbeitrag auf „Von mir aus“: geWIEVtes Feedback… Martina und Volkmar Kessler beschreiben diese Art Feedback in ihrem Büchlein „Die Machtfalle“. Ich habe das ein wenig aufbereitet.
Mir hilft die klare, strukturierte und kurze Beschreibung – zunächst einmal für mich selbst, dann auch in der Klärung der Feedback-Spielregeln mit anderen.
https://davidandreasroth.wordpress.com/2012/07/16/gewievtes-feedback/
Zu oft habe ich es schon erlebt, wenn ich bei Feedbacks bei Ich-Botschaften blieb, dass die einzige Reaktion war, dass dies nur mein Problem meiner Wahrnehmung sei.