PRAXIS: Einen Veränderungsprozess gestalten | 2

Wandel - PraxisDIE GESCHICHTE! Nachdem wir den generellen Auftrag einer jeden Gemeinde genauer angeschaut haben, wollten wir Gottes Geschichte mit der FCG Gifhorn besser verstehen. Was hat Gott in die „Erbanlagen“, die Genetik, die DNA der Gemeinde verankert? Was sind unsere Wurzeln? Finden sich dort Hinweise, was Gott auch in der Zukunft der Gemeinde immer wieder neu gedeihen lassen wird? 

Die DNA einer Organisation?

1997 hat Gareth Morgan einen Begriff der Biologie als Metapher in die Organisationstheorie eingeführt. Die DNA. Das englische Kürzel für vorkommendes Biomolekül und Träger der Erbinformation, also der Gene. Deutsch: DNS. DNA als eine Metapher, die die Vision, Werte und die Bestimmung einer Organisation zusammenbindet. Adam Lindgreen and Valérie Swaen definieren die DNA in ihren Arbeiten als Kultur und Strategie einer Organisation. Andere Fachleute haben die Metapher mit weiteren Varianten gefüllt, die das Leben, die Bestimmung und die Arbeitsweise einer Organisation beschreiben.

Die DNA der FCG Gifhorn

Wir fragten uns also was die „Erbanlagen, die Gene …“ der FCG sein könnten. Dazu wagten wir den Blick in die Geschichte. Bei Veränderungsprozessen taucht immer wieder diese Frage von langjährigen Leuten der Gemeinde auf: „War den alles falsch was wir in der Vergangenheit gemacht haben?“ Die sorgenvolle Anfrage hat eine inhaltliche und eine emotionale Seite! Natürlich nicht! Obwohl sicher manches falsch war. „Erfahrung ist schließlich das was man hat, nachdem man es gebraucht hätte!“ las ich einmal vor 35 Jahren als Zitat. Wer würde im Rückblick nicht auch Fehler erkennen müssen. Als Christ muss das nicht beunruhigen. Wir werden nicht durch unser fehlerfreies Leben erlöst, auch nicht durch ein fehlerfreies Gemeindeleben. Sondern durch Christus!

Nutzen, wenn die Geschichte sorgsam aufgearbeitet wird
Was ist der Nutzen, wenn eine Gemeinde ihre Geschichte sorgsam aufarbeitet?

  1. Wir bringen zum Ausdruck, dass wir an eine Geschichte Gottes mit einer Gemeinde glauben, die er mit unterschiedlichen Generationen auf unterschiedliche Art schreibt
  2. Wir legen uns fest: keine neue Geschichte beginnt, sondern ein neues Kapitel der einen Geschichte
  3. Wir ehren Gottes Werk in der Vergangenheit
  4. Wir ehren die Hingabe der Mütter und Väter der Gemeinde
  5. Wir identifizieren Gottes Spuren in der Geschichte mit der Gemeinde
  6. Wir schaffen Anknüpfungspunkte für das neue Kapitel der Gemeinde
  7. Die, die später dazugekommen sind, können sich in die Geschichte einfinden
  8. Die, die schon lange dabei sind werden an Gottes gutes Wirken erinnert
  9. Die „Knackpunkte“ der Gemeinde treten hervor
  10. Dankbarkeit wird gefördert

Was habt ihr genau gemacht?

Verstehen, lernen, hören, verdichten, analysieren … GESPRÄCHE, GESPRÄCHE, GESPRÄCHE …

„Wie verändert man eine Gemeinde? – 10.000 Tassen Kaffee!“ Bill Hybels

Ich habe zuerst richtig viel Zeit in Begegnungen und Gespräche mit den noch lebenden „Veteranen“ und Zeitzeugen der Gemeinde investiert. Meine Assistentin hat mir im Dezember und Januar mit 27 älteren FCG’lern Gespräche und Begegnungen organisiert, ergänzend zu den persönlichen Treffen mit allen Bereichsleitern der Gemeinde. Und Treffen mit den Teams der Gemeinde. Immer wieder habe ich dann mit den Leuten der Leitung der Gemeinde die Einsichten vertieft und reflektiert.

Eine Chronik der ersten 25 Jahre der Gemeinde hat mir dann weitere „O-Töne“ aus den Gründerjahren zugänglich gemacht. Intensiv habe ich sie studiert.

Die Prozessschritte 1, 3-5 bilden den Hintergrund für diese Strategie!

Titelbild Vision Timeline

Mit der Analyse dieses ganzen „Datenmaterials“ ging es an die graphische Arbeit: Eine Tapetenrolle, meine besten zeichnerischen Bemühungen und Farbstifte sorgten für eine optische Umsetzung der Einsichten.

Der Gemeindeabend
Am zweiten Gemeindeabend war es dann zunächst meine Aufgabe, mit allen einmal durch die Geschichte anhand der Tapetenrolle zu gehen. Das war ein richtig starker Abend. Schon vor Beginn standen viele an der Tapetenrolle, die an Moderationswänden befestigt war, und diskutierten. Dieser Anblick hat Spaß gemacht!

Während ich meine Einsichten erläuterte, ergänzten Zeitzeugen die Beobachtungen. An einer Stelle, als die erstaunliche Hingabe der Gründergeneration deutlich wurde, dankten wir dem letzten lebenden Mitglied dieser Generation, die auf einem alten Foto noch zu sehen war. Mit „Standing Ovations“ und einem Dankgebet ehrten wir stellvertretend diese Generation unserer Gemeinde.

Zentralvorstand

Im Anschluss an den Gang durch die Geschichte ergänzten und vertieften etliche Leute der Gemeinde das Bild und am Ende war vielen von uns klar: Gott hat großartiges getan und großartige „Erbanlagen“ in unsere Gemeinde gelegt. Auch eine wichtige Schwachstelle wurde sichtbar, die wir gut im Blick halten wollen. In kleinen Gruppen beteten wir und der Abend ging zu Ende.

Mails, Telefonate, Gespräche … in den Tagen danach zeigten: Der Abend hat uns bewegt. Wir sind auf unsere Zukunft gespannt.

Welche DNA haben wir entdeckt?

  1. Ein geistlicher Aufbruch und Hingabe waren der Motor zu Beginn.
  2. Gott hat dabei Leiter gebraucht, um die Gemeinde zu beginnen und voranzubringen.
  3. Vom Start weg arbeitete die Gemeinde nach dem Prinzip: Eine Gemeinde – viele Standorte (8 Standorte hatte sie in den ersten Jahren!) Modern: Multi-Site :-).
  4. Kinder-, Jugend- und Musikarbeit waren von Beginn an wichtig.
  5. Das Gemeindezentrum wurde in großer Hingabe in Gifhorn errichtet.
  6. Die Gemeinde hatte 3 Gottesdienste | Treffen am Sonntag in Gifhorn (Eine Gemeinde, mehrere Gottesdienste – ergänzend zu anderen Standorten!).
  7. Mission und Evangelisation sind Teil unserer Identität: Zeltwochen und viele Taufen gehören zur FCG.
  8. Hauptamtliche Leiter: Die Gemeinde hatte von Beginn an hauptberufliche Verantwortliche.
  9. Spannung in der Leitung – mit der Leitung. Auch das ist eine Wirklichkeit, die wir genau verstehen und verändern wollen!
  10. Soziale Verantwortung: starke Initiativen von einzelnen Leuten der FCG als auch von Gruppen sind Teil von uns. Auch und gerade in Verbindung mit Kindern und Familien.
  11. Die Weltmission – wieder in Verbindung mit Kindern – gehört zur FCG.
  12. Einheit der Christen: Die Verbindung zur Evangelischen Allianz, die Zusammenarbeit mit anderen Christen gehört zur DNA der FCG.

Aus diesen Wurzeln wächst unsere Zukunft. Ein wunderbarer Grundriss, wie das „Haus der Gemeinde“ in Zukunft weiter aufgebaut und ausgebaut werden soll, ist uns geschenkt!

Am Donnerstag hören wir, was Gott den Leuten der FCG für die Zukunft ins Herz gelegt hat. Nach den Wurzeln geht es zu den Flügeln.

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PRAXIS: Teil 1 – Der grundlegende Auftrag

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Foto Titel: Gerhard und Lucia Jung | Weitere Fotos: Privat

Über Lothar Krauss

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