„Erfahrung ist das was man hat, nachdem man es gebraucht hätte!“
Diesen Satz habe ich vor über 30 Jahren einmal gelernt und seither so oft zitiert. Als Führungskraft macht man ja Fehler. Welche können das sein? Welche Fehler wiederholen sich gerne bei christlichen Führungskräften, bei geistlichen Leitern, Ältesten, Pastoren, Bereichsleitern, Hauskreisleitern … Gibt es überhaupt so eine allgemeine Zusammenfassung?
Dave Kraft, ein erfahrener Leiter und Berater von Leitern hat ein Buch vorgelegt, in dem er 10 klassische Fehler christlicher Leiter zusammenfasst. Kraft ist jetzt 73 Jahre alt. Er ist heute einer der Pastoren der Mars Hill Church in Seattle, Washington (nun Pastor in der Mars Hill Orange County) und diente als Coach und Entwickler von Leitenden im sogenannten Resurgence Team. Er ist ausserdem professioneller Coach bei Ministry Coaching International und coacht weltweit Pastoren in ihrem Dienst. Es macht Sinn bei ihm genau hinzuhören. Denn so jemand hat ja die Erfahrung, die jüngere Führungskräfte jetzt brauchen!
Die Vineyard Bewegung DACH hat ihn auf ihre Leiterkonferenz eingeladen. Hier ein Video von einer Session mit ihm. Sein erstes Buch erscheint im Januar in Deutschland.
Fehler Nr. 1: Zulassen, dass der Dienst für Gott die Beziehung zu Jesus ersetzt
Bill Hybels berichtet dramatisch von diesem Punkt in seinem Leben, wo der „Dienst für Gott“ den „Dienst von Gott“ (im eigenen Herzen) fast zerstört hat. Dave Kraft schreibt nun in diesem Kapitel, dass das der erste und größte Fehler ist, den christliche Leiter begehen können. Er meint, dass mit diesem Fehler auch alle weiteren Fehler erst möglich werden. Tim Keller spricht diesen Fehler genial in seinem Buch „Es ist nicht alles Gott was glänzt“ ausführlich an. Er führt es zurück zum 1. Gebot und sagt – in Anlehnung an Luthers Arbeiten zu den Zehn Geboten -, dass man zuerst das erste Gebot bricht, bevor man die anderen Gebote übertritt.
Das erste Gebot
Wer ist Gott in meinem Leben? Was (wer) ist die Quelle meiner Bedeutung, meiner Sicherheit? Was (wer) gibt mir Sinn, Würde, Wert? Hier findet also die Verschiebung statt: Der Dienst für Gott, mein Erfolg, die Resultate, die Anerkennung, Harmonie, Akzeptanz …, die ich durch meinen Dienst erhalte gibt mir Wert, Erfüllung … Mein Dienst für Gott wird mein Gott. Das muss nicht nur im christlichen Dienst so sein. Jeder Beruf, meine Kinder die ich erziehe usw. hat dieses Potential. Keller meint, dass gerade die besten und wertvollsten Dinge unseres Lebens, wenn sie an die zentrale Stelle rücken, zu den gefährlichsten Dingen werden. Das Schlimmste, was uns passieren kann! Zu unserem „funktionalen“ Gott! Als Christ, gerade als hauptberuflicher Christ, ist man besonders gefährdet, da man ja die „richtigen Antworten“ auf diese Fragen kennt! Wir wissen ja, dass der Dienst für Gott die Beziehung zu Gott nicht ersetzen darf. Wissen ist nicht unser Problem !!!
Dave Kraft spricht in seinem Buch davon, dass es ein schleichender Prozess ist. Wie ein Frosch in einem Wassertopf, der sich langsam erwärmt. Man bekommt es kaum mit, wie der Dienst für Gott und seine Gemeinde Jesus von der zentralen Stelle verdrängt. Henri Nouwen meine einmal, dass das Haupthindernis Gott zu lieben der Dienst für Gott ist. „Dienst für Gott!“ als Götzendienst?! Ein Problem, das in der evangelikalen Szene Nordamerikas Ausmaße einer Epidemie angenommen haben soll, so Kraft.
Er stellt seinen Lesern wichtige Fragen und Aufgaben:
- Lerne 1. Johannes 5,21 u. Kolosser 3,4 auswendig.
- Wem hast du die Erlaubnis in deinem Leben eingeräumt dich zu konfrontieren, wenn du Jesus zur Seite und den Dienst für Jesus ins Zentrum rückst? Wer beobachtet dich, begleitet dich und darf dich ansprechen, wie Nathan es bei David tat?
- Welche Indikatoren solltest du in deinem Leben beobachten die anzeigen, dass dieser schleichende Wechsel: Jesus – Dienst geschieht. Welche Gedanken, Reaktionen, Emotionen, Verhaltensmuster im Umgang mit dir selbst, deiner Zeit, deinen ehrenamtlichen u. hauptamtlichen Kollegen, Bedürftigen … zeigen an, dass so ein unguter Prozess läuft?
- Mit wem könntest du so eine „Verbindung der Verantwortlichkeit“ eingehen, in der du hinter die Kulisse schauen lässt, schwierigen Fragen zulässt und klärst, warum du tust was du tust?
Pingback: Fehler, die Christen als Führungskräfte machen – aber vermeiden sollten! | Teil 2 | Esslinger Leiterforum