Wie sag‘ ich’s meinem …

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Alle von uns kommen in diese Situation: wir müssen ein Feedback geben. Aber wie macht man das, ein gutes Feedback geben? Zum Jahresende ist diese Kunst noch mehr gefragt: im Job sowieso! Aber auch privat. Welche weihnachtlichen Begegnungen in der Familie und mit der lieben Verwandtschaft werden uns ein Feedback abverlangen?!

Im letzten Beitrag für 2022 greife ich das Thema noch einmal kurz auf. Warum? Weil ich in einem Beitrag auf DIE ZEIT+ auf ein Interview gestoßen bin, das eine einfache, aber sehr interessante Struktur zum Feedback-Prozess vorgeschlagen hat. Einen Dreischritt. Über diesen „Dreischritt“ habe ich jetzt länger nachgedacht und fand ihn echt hilfreich, auch nach Jahrzehnten des Feedbacks geben und empfangen. Hier eine kleine Reflexion:

Ein gutes Feedback

Mein Ausgangspunkt: Ich bin noch ein Schüler der »Sandwich-Regel«, wenn es um Feedback geht. Habe also gelernt, dass eine negative Kritik oder schwierige Rückmeldung von positiven Punkten umgeben, sozusagen eingepackt sein soll.

Mein Problem – je länger je mehr – : ich habe mich oft gefragt, ob das wirklich authentisch ist? Oder verführt dieser Ansatz mich nicht doch eher zum Taktieren, macht mich teilweise sogar unehrlich? Nach einer Zeit durchschaut man das Muster des „Sandwiches“ und empfindet es am Ende (manchmal sogar) verletzend?!

Ich kann mich an manches Gespräch erinnern in dem ich selbst dachte: „Jetzt komm‘ schon auf den Punkt und sag mir endlich was dich stört!“ Kennt ihr das auch? Auf der anderen Seite erlebte ich, dass das Sandwich-Feedback den Punkt, den ich rückmelden wollte, verwässert hat! Auch nicht gut. Gibt es brauchbare Alternativen?

Wichtig – schwer!

»Gutes Feedback zu geben ist sehr wichtig – und so schwer.« Mit diesen Worten eröffnete DIE ZEIT+ das Interview. Ja, so erlebe ich das auch. Interviewpartner ist der Coach Rüdiger Klepsch. Er empfiehlt die Methode des „Feedback-Dreiklangs“, um ein gutes, aufrichtiges und konstruktives Feedback zu geben. Ich war gespannt!

Feedback-Dreiklang

Klepsch stellt seinem Tipp diese Grundannahme voran: „Bei Feedback geht es nie um die Wahrheit, sondern um eine Wahrnehmung.“ Da mochte ich ihm nicht unkritisch zustimmen, aber das führt hier zu weit.

Der Feedback-Dreiklang durchläuft drei Phasen:

  • PHASE 1: Ich beginne damit, zu schildern, was ich wahrgenommen habe.
  • PHASE 2: Dann erkläre ich, wie das auf mich gewirkt hat.
  • PHASE 3: Schließlich ende ich damit mitzuteilen, was ich mir von dem anderen wünsche oder was ich erwarte.

Dieser dritte Teil ist dem Coach sehr wichtig. Sein Credo: „Feedback sollte, wenn es wirksam werden soll, immer konstruktiv und lösungsorientiert sein.“ 

„Feedback sollte, wenn es wirksam werden soll, immer konstruktiv und lösungsorientiert sein.“

Was spricht mich besonders beim Feedback-Dreiklang an?

  • Nicht (unvollständig reflektierte) Wahrheiten, sondern Wahrnehmungen sind der Inhalt im Feedback-Gespräch! (Wie heißt eigentlich ein Gespräch, in dem Fakten auf den Tisch kommen, die Konsequenzen erfordern?)
  • Meine Wahrnehmung hat aber eine zentrale Bedeutung. Sie ist mein Ausgangspunkt. Daher soll sie Raum bekommen, gehört werden. Ich nehme mich ernst.
  • Ich höre aber auch hin. Wie nimmt der andere die Situation … wahr? Oder auch: was nimmt er oder sie wahr, was ich (bislang) übersehen habe? Ich bleibe offen für die Fremdwahrnehmung. Immer gut!
  • Wirkung. Mein Erleben macht etwas mit mir. Das darf ich mir eingestehen. Ich muss es auch selbst wahrnehmen (wollen) und darf es nicht übergehen. Und das muss ich auch anderen zumuten. Denn was passiert, hat (Aus)Wirkungen! Für uns alle.
  • Ich bin nicht das Opfer von Umständen, Situationen oder Menschen! Ich bin nicht hilflos! Auch das eröffnet dieser Feedback-Ansatz.
  • Ich darf und soll meinen Wünschen und Erwartungen Raum geben. Ich kann sie formulieren. Sie haben eine Berechtigung, auch wenn sie verhandelt und reflektiert werden müssen.
  • Mein Ausgangspunkt ist nicht immer auch der Endpunkt: In so einem Feedback erweitert sich mein Horizont. Dafür will ich offen sein!
  • Ich kann es mir gut merken: ich will in Zukunft ein „3-W-Feedback“ geben: Wahrnehmung – Wirkung – Wunsch. Nicht schlecht, oder?

Hart und weich! So stellt sich der Coach das Feedback vor. Als Feedbackgeber soll ich der Person beständig zugewandt bleiben. So soll es auch bleiben, wenn wir in der Sache nicht unbedingt auf einen Nenner kommen, ich als Feedback-Geber in der Sache hart bleiben muss.

Auch die andere Situation kann eintreten: Im Feedback kommen Aspekte zur Sprache, die das (mein) Bild noch einmal sehr verändern. Punkte, die ich nicht wahrgenommen hatte oder Fakten, die mir nicht bekannt waren. Wie gut, dass man das Feedback zu einem Dialog ausgestaltet hat.

Unberührt davon …

… bleiben die bekannten Zutaten eines guten Feedbacks:

  • Die konstruktive Grundeinstellung zu meinem Gegenüber,
  • verbunden mit einer zeitnahen Feedback.
  • Rückmeldung mit ICH-Botschaften und ein
  • konstruktiver und lösungsorientierter Grundeinstellung in der Sache,
  • auch und gerade bei schwierigen Botschaften.
  • Bei einer Sache, einem Thema ist zu bleiben. Und nicht aus der Kiste alte Hüte hervorholen, wenn man schon mal dabei ist.

Und viele weitere gute Gedanken sind zu nennen, die aber diesen Post sprengen würden. Der Dreiklang, der hatte es mir angetan.

Also, bis 2023! Frohe Advents- und Weihnachtstage und einen guten Start ins neue Jahr.

Und vielen lieben Dank für euren Support. Bis zum 30.12. ist die Option noch offen.

Über Lothar Krauss

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2 Antworten zu Wie sag‘ ich’s meinem …

  1. Wolfgang Klöckner schreibt:

    Hallo,
    und vielen Dank für den hilfreichen Beitrag – dazu hätte ich noch einen Buchtipp: „Kritisieren ohne zu verletzen – Lernen von den Sprüchen Salomos“ von Volker Kessler (vielleicht ein spontanes Weihnachtsgeschenk?). Insbesondere das dort vorgestellte „GeWIEHvte Feedback“ (Wahrnehmung/Interpretation/Emotion/Handlungswunsch) entspricht in etwa den Gedanken im Post!
    Frohe Weihnachten & viel Segen im neuen Jahr!
    Wolfgang Klöckner

  2. Bernd schreibt:

    Sandwich… Schwierig… Aus deinen geschilderten Gründen und: Der positive Deckel am Ende schwächt die Wirkung des (hoffentlich) konstruktiven Feedbacks ab („war ja doch gar nicht so schlimm“ Gefühl bleibt zurück)

    Wahrnehmung – Wirkung – Wunsch… Bei mir heisst das SBI Framework (Situation, Behavior, Impact) im Endeffekt genau das selbe. Funktioniert sehr gut und vor allem lässt es Raum für Erklärungen, nicht Verteidigung – meine Wahrnehmung kann korrigiert werden (soll tatsächlich manchmal nötig sein) und führt in den Dialog. Kann ich nur empfehlen.

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