EINFACH LEBEN. EINFACH LEITEN.

Einfach leben. Einfach leiten. Das ist eine starke Sehnsucht in vielen von uns. Und so bin ich immer wieder auf der Suche nach Impulse dazu. Bei Tomas Sjödin wurde ich fündig. Er ist ein großartiger Autor, der inspirierende und kluge Kolumnen wunderschön zu diesen Fragen schreibt. Sein Buch »Es gibt so viel, was man nicht muss« ist eine Goldgrube. Inspirierenden Kurztexte, die jeweils nur wenige Minuten fordern. Sie begleiten mich jeden Morgen. Und sie tun mir sehr gut.

Mit diesem Buchtipp beginne ich meine Buchempfehlungen für lange Winterabende, die sich auch als Weihnachtsgeschenke für Verantwortungsträger in eurem Umfeld eignen. Unsere Überzeugung: Leiter brauchen Ermutigung! Sjödins Buch ist ideal dafür. Hier eine Kostprobe:

Von »jetzt« zu »hier«

Durchschnittlich alle 18 Monate bekommen wir eine Sekunde geschenkt. Eine sogenannte Schaltsekunde. Weil unsere Uhrzeit darauf aufbaut, dass jeder Tag genau gleich viele Sekunden hat, es in Wirklichkeit aber winzige Abweichungen gibt, muss ab und zu nachjustiert werden. Nun ist es also wieder einmal so weit. Eine schöne Vorstellung: Für einen Augenblick hält die Zeit in ihrem Lauf inne, springt ein klein bisschen zurück und nimmt ein winziges zusätzliches Zeitfragment auf. Wir merken das natürlich nicht, eine Sekunde ist ja nicht viel, aber immerhin: In diesem Jahr haben wir eine Sekunde mehr als im letzten Jahr. Und sprechen wir nicht manchmal von einer Sekunde, in der die Welt den Atem anhält oder in der für uns die Zeit stillsteht? Man stelle sich vor, wir bekämen diesmal solch eine Sekunde geschenkt!

Ich selbst will diese Extrasekunde verwenden, um das Wort »hier« zu sagen, laut, aber nur für mich; das dürfte etwa eine Sekunde in Anspruch nehmen. Danach will ich mich im Bewusstsein dieser verschwindend kurzen Extrazeit immer wieder mal darin üben, vom »Jetzt« zum »Hier« zu wechseln. Nicht, weil das Jetzt unwichtig wäre, sondern weil das Hier auch wichtig ist.

»Was geschieht jetzt?« und »Was geschieht hier?«

Es ist, als ob zwei Fragen ständig um unsere Aufmerksamkeit stritten: »Was geschieht jetzt?« und »Was geschieht hier?« Über den Computer und das Smartphone bekommt man jederzeit mit, was gerade in der Welt passiert. Es ist aber keineswegs sicher, dass man immer mitbekommt, was gerade in der eigenen Liebesbeziehung passiert oder mit der Stimmung im eigenen Zuhause. Um das zu erfahren, muss man im Hier leben.

Es geht um eine moderne Auslegung des Satzes Jesu: »Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert?« (Markus 8,36)

Man soll ja bekanntlich nicht zwei gute Dinge gegeneinander ausspielen, aber ich glaube, manchmal muss man es doch tun, zum Beispiel, wenn die Frage »Was geschieht jetzt?« mit der Frag »Was geschieht hier?« konkurriert.

»Man neigt ja dazu, eher das Gute zu missbrauchen als das Schlechte.«

Ich weigere mich, mich zu dem Chor derer zu gesellen, die über die immer schnellere Kommunikation klagen und darüber, dass man ständig elektronisch verbunden ist. Ich finde, dass es, vernünftig angewendet, das Leben erheblich vereinfacht. Aber man muss natürlich auf der Hut sein. Man neigt ja dazu, eher das Gute zu missbrauchen als das Schlechte.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Zeit hier bei uns, in den Häusern, in denen wir wohnen, auf eine andere Weise vergeht als zwischen zwei Punkten in der elektronischen Welt.

Tragenden Beziehungen können wir nicht mal eben ein schnelles Update verpassen, sie verlangen nach zusammenhängender Zeit. Deshalb müssen wir in einer Gesellschaft wie der unsrigen, in der alles simultan geschieht, hier und da Warnhinweise anbringen. Vielleicht wäre gerade dies ein guter Platz, um ein Schild anzubringen: an der Gabelung, wo man sich zwischen »Hier« und »Jetzt« entscheiden muss. So ein Hinweis könnte uns davor bewahren, Jetzt-Süchtig zu werden.

»Tragenden Beziehungen können wir nicht mal eben ein schnelles Update verpassen.«

Wenn diese Beobachtungen auch nur einen kleinen Moment des Überlegens wert sein sollten: Bald bekommen wir eine Extra-Sekunde geschenkt. Um die Frage zu stellen »Was geschieht hier?«, braucht man nicht mehr als sie.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von SCM! Danke.

Tomas Sjödin, Hanna Schott
Es gibt so viel, was man nicht muss
Von der Einfachheit des Lebens, des Glaubens und der Liebe
SCM R. Brockhaus, 256 Seiten, 2. Auflage
16,99 € | 11,99 € (eBook)

Eine Leseprobe mit dem Inhaltsverzeichnis ist hier einzusehen.

Weitere Buchempfehlungen des LEITERBLOGS finden sich hier.

(c) Foto: www.libris.se

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
Dieser Beitrag wurde unter Die Person des Leiters, Fitness für Leiter abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.