»Kirchliche Innovation allein reicht nicht!«

Davon ist Prof. Dr. Philipp Bartholomä überzeugt, der die freikirchliche Situation im Blick auf ihre missionarische Wirksamkeit durchleuchtet hat. Im letzten Beitrag vor meinen „Herbstferien“ auf dem LEITERBLOG kommt Philipp zu Wort, mit dem ich schon seit 2012 „unterwegs“ bin. Ein bescheidener Typ, der genau hinschaut und vor seiner Berufung als Professor der praktischen Theologie in Landau/Pfalz mit seinem Team eine wachsende Gemeinde aufgebaut und geleitet hat. Er hat sich den Fragen des Willow Magazins gestellt:

Die Krise der Mission

2019 hat Prof. Dr. Philipp Bartholomä eine vielbeachtete Studie zu den missionarischen Herausforderungen von Freikirchen verfasst. Sein Fazit: Sie stecken in einer »Krise der Mission«. Nun hat der Autor, gemeinsam mit Stefan Schweyer, das Buch »Gemeinde mit Mission« vorgelegt. Sie zeigen auf, wie eine Gemeinde in einer säkularen Gesellschaft ihren Auftrag erfüllen kann, Menschen mit Gott zusammenzuführen. Gotthard Westhoff hat mit ihm über diese gigantische Aufgabe gesprochen.

Herr Bartholomä, Sie haben enorme Datenmengen in Ihrer Freikirchen-Studie ausgewertet. Was hat Sie besonders erstaunt?

Prof. Dr. Philipp Bartholomä: Ausgangspunkt der Studie war ja zunächst ein detaillierter Blick auf die Wachstumszahlen freikirchlicher Gemeinden. Dass wir derzeit keine großen Aufbrüche erleben, war jedem klar. Aber zu sehen, dass wir es selbst in den am stärksten wachsenden Freikirchen-Bünden im Durchschnitt mit max. 0,7 Bekehrten von „außerhalb“ pro Gemeinde und Jahr zu tun haben, war dann doch ernüchternd.

Welches Ergebnis finden Sie besonders wichtig?

Unter den derzeitigen Freikirchen-Mitgliedern befinden sich nur sehr wenige Menschen ohne christlich-kirchliche Vorprägung. Mit anderen Worten: Nur wenige säkularisierte Menschen kommen in Freikirchen neu zum Glauben. Wo Wachstum vorhanden ist, ist das vielfach einem Transfer von bereits Gläubigen geschuldet. An diese Erkenntnisse anknüpfend habe ich dann versucht, die missionarischen Herausforderungen für Freikirchen in einem »nach-christentümlich-säkularen« Kontext herauszuarbeiten.

Das ganze Interview, das sehr spannend ist, kannst Du hier weiter lesen. Er wird auch live auf dem Leitungskongress von Willow zu hören sein. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf diesen wichtigen Kongress. Bist Du auch mit dabei? Noch kannst Du Dich anmelden. Ich lade Dich herzlich dazu ein!

Die 5 Basics, die Philipp als Fazit seiner Studie Gemeinden vorschlägt, die aufbrechen und in ihrem Kontext wirksam sein wollen, sind diese:

Die 5 Basics für eine missionarische Gemeinde 

  1. Es braucht eine starke missionarische Leidenschaft, also den Wunsch vieler, dass Menschen zum Glauben an Jesus kommen.
  2. Wichtig ist das »Umparken im Kopf« – ein neues Verständnis für den veränderten säkularen Kontext, in dem wir leben und zum Glauben einladen.
  3. Entscheidend ist auch, dass viele Gemeindemitglieder bewusst Beziehungen zu Noch-nicht-Christen leben.
  4. Die Gemeindeglieder sollen die Möglichkeit haben, ihre Freunde und Kollegen in Gemeindeveranstaltungen – Gottesdienste, Entdeckergruppen, usw. – einzuladen, die »gästesensibel« gestaltet werden.
  5. Das Ganze sollte eingebettet sein in eine grundsätzlich gastfreundliche Atmosphäre der Wertschätzung und Annahme, in der noch-nicht-glaubende Menschen mit ihren Fragen und Zweifeln willkommen sind.

Zur Vertiefung

Avatar von Unbekannt

About Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
Dieser Beitrag wurde unter Gemeindebau, Lothars Leiterpost, Uncategorized abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Response to »Kirchliche Innovation allein reicht nicht!«

  1. Avatar von Susanne Klaiber Susanne Klaiber sagt:

    Zu Punkt 1: Ich finde es sollte bei Punkt 0 anfangen. Starke missionarische Leidenschaft muss zuerst in den Gemeindemitglieder brennen, das Feuer muss in ihnen wieder lodern. Nur dann sind sie ansteckend. Christen brauchen klare Lehre um neu gefüllt zu sein, Sünde muss ans Licht kommen. Vielen Ehen geht es nicht gut, Gemeindeglieder sind psychisch belastet. Ich glaube für viele ist Gemeinde ein Wohlfühl-, Freizeitereignis aber keine „Gemeinschaft der Heiligen“.
    Zu Punkt 3: Wir persönlich haben ein großes Umfeld an „Noch nicht Christen“, wir versuchen authentisch zu leben und Zeugnis zu geben. Aber sie sind ok mit sich, haben keine Sündenerkenntnis, und sagen“ wenn’s dir gut tut…“ dann gehe gerne in deine Gemeinde. Vielen geht es einfach noch zu gut.
    Zu Punkt 4: wir sollten auf jeden Fall gästesensilbel sein, aber klar am Wort mit Jesus im Zentrum. Wenn wir ehrlich untereinander sind, uns trösten und helfen, füreinander da sind, sehen das Außenstehende. Das beeindruckt sie.
    Bei Punkt 5: bin ich voll d’accord.
    ‭‭Psalmen‬ ‭127:1‬ ‭
    „Ein Wallfahrtslied. Von Salomo. Wenn der Herr nicht das Haus baut, dann arbeiten umsonst, die daran bauen; wenn der Herr nicht die Stadt behütet, dann wacht der Wächter umsonst. Vielleicht muss das alles so kommen…zumindest steht das so in Gottes Wort. Die Liebe wird erkalten‭‭ (Matthäus‬ ‭24:12‬ ‭)
    Es ist echt nicht leicht und die Zeiten herausfordernd. Wir brauchen klare Pastoren, wie dich und gute, lebensveränderten Predigten. Die Lehre ist so wichtig. Leider bist du wenig zum Predigtdienst eingeteilt. Dadurch kannst du definitiv die Gemeinde prägen. Gsd

Kommentare sind geschlossen.