Tali Sharot ist Professorin für kognitive Neurowissenschaften an der Abteilung für Experimentelle Psychologie am University College London. Sie erforscht menschliches Verhalten und wollte wissen, wie uns die Meinung der Anderen beeinflusst und was dabei im Gehirn passiert. Eine spannende Frage für alle, die Einfluss nehmen wollen, also auch alle Führungskräfte. Hier sind ihre Kernpunkte:
Die Meinung der anderen
Tali Sharot lädt ihre Leser zu einen aufschlussreichen Streifzug ein, der 304 Seiten dauert und geballtes Wissen – sprachlich leicht und sehr anregend – vermittelt. Was wir lernen, haben die einen schon geahnt, andere werden überrascht sein. Immer geht es um unser Verhalten und seine Verbindung zu unserem Gehirn.
Wie sind wir gestickt? Sharots Neugier und Forscherqualitäten bahnt uns den Weg zu Antworten. Weil sie als Wissenschaftlerin weit vernetzt ist, befinden sich im Buch eine Fülle ihrer Studien und die ihrer Kollegen. Dem Leser eröffnet sich ein großartiger Horizont, gesehen durch die Brille dieser Fachfrau.
Ihre Hauptpunkte
Hier bringe ich die Hauptpunkte des Buches kurz und knapp. Sharot unterfüttert sie mit Studien, Experimenten und Beispielen. Der Text in Klammern sind die Fragen, die ich mir dazu stelle.
- Der Mensch ist mental unflexibel, das ist bereits im Gehirn vorprogrammiert. (Change Management vor dem Horizont dieser Einsicht?)
- Manche Vorurteile halten sich hartnäckig. Sie lassen sich nur durch neue, positive Ideen knacken. (Welche Chancen bietet das für Veränderungsprozesse?)
- Wir sind emotional synchronisiert und sehr empfänglich für die Stimmungen anderer. – (Was bedeutet das für die Einfluss z.B. der sozialen Medien, in Teams, in Kirchen …?)
- Wir streben nach Belohnung. Auf Angenehmes bewegen wir uns zu, von Unangenehmen weg. (Was bedeutet das für Organisationen, Kirchen, Firmen …?)
- Kontrolle zu haben und zu behalten, macht uns alle glücklicher, zufriedener, gesünder und erfüllter! (Welche Konsequenzen hat das z.B. für die Art der Mitarbeiterführung?)
- Wir bewerten Dinge als hochwertiger, wenn wir selbst am Prozess der Entstehung beteiligt sind! (Die Frage nach der Übernahme von Verantwortung, einen Unterschied machen, gestalten zu können …, wird davon berührt. Wie muss sich Führung verändern, um das mehr zu berücksichtigen?)
- Wichtige Informationen vs. Unterhaltung: Unterhalten werden trumpft. Auch in der Detailbetrachtung der Vorgänge im Gehirn. Konsequenzen? (Welche Folgen hat das für die Kultur unserer Organisation?)
Sharot kommt zum Schluss, dass unser Gehirn längst nicht so abgeklärt, logisch, stimmig … reagiert, wie wir das gerne hätten. Manchmal trifft sogar das Gegenteil zu: Es wehrt sich stur gegen jede Einsicht, dass es irrt. Viellicht heißt es deshalb im Sprichwort: »Irren ist menschlich«
Tali Sharot
Die Meinung der anderen
305 Seiten, Siedler 2017
16.00 € | Kindle 14,99