So baust du ein Trainingskonzept für Nachwuchsleiter

Bild mit KI generiert.

Eine Idee zum Training vor Ort

Neulich fragte mich einer meiner Coachees, was zu beachten wäre, wenn man ein „vor-Ort-Trainingsangebot“ für kommende Leitungsleute konzipieren wolle. Was für eine gute Frage!

Ich setzte mich direkt hin und schrieb meine Vorschläge auf. Erprobt über viele Jahre. In vielen unterschiedlichen Settings. Was sind die Kernpunkte, auf die ich heute nicht mehr verzichten würde?

Vier Elemente, die nicht fehlen dürfen!

Die vier Elemente bewährten sich an allen Orten. So konnte ich Menschen unterstützen, die nebenberuflich ihre Leitungsaufgabe reflektieren und weiter in der Aufgabe wachsen wollten.

  1. Input
  2. Austausch
  3. Praxis-Reflexion
  4. Rhythmus u. Konstanz

Alle vier Elemente wirken an jedem Treffen zusammen!

1. Input

GRUNDSÄTZLICH: 

Entweder …

a) … bereitet man sich außerhalb des Treffens mit Inhalten vor (mit dem Nachteil, dass Teilnehmer immer wieder „nicht dazu kommen“ sich wirklich gut vorzubereiten!) Wenn aber die Vorbereitung sorgfältig erledigt wird, ist das tatsächlich ein „starker Pluspunkt“.

oder …

b) … man erarbeitet die Inhalte am Abend direkt und tauscht als Gruppe darüber aus. Auch das hat seine Vorteile.

Praktisch:

  • Version a) Die Gruppe liest ein Buch in Vorbereitung, und spricht über die Einsichten. Einer stellt das Kapitel/Abschnitt vor, die anderen haben es vorbereitend auch gelesen und man tauscht sich aus …
  • … oder die Teilnehmer schauen eine Sequenz eines Videos, Vortrages …, im Vorfeld an und arbeiten am Trainingsabend damit.
  • Verson b) Man schaut gemeinsam das Video mit dem Impuls, arbeitet die Arbeitsblätter direkt durch und bringt alles direkt in die Reflexion, den Austausch.
  • Alternativ zum Video kann man auch gemeinsam einen Text lesen, oder jemand gibt einen Input. Die Reflexion und der Austausch schließen sich an.

Der Input selbst ist voll wichtig! Die eigene Erfahrung ergänzt den Input und konkretisiert ihn. Ein guter Input nimmt die eher Sachorientierten gut mit. Die Beziehungsorientierten, die gerne direkt über ihre Sicht sprechen wollen, werden manchmal zu tieferer Reflexion herausgefordert. Das ist gut.

Dann schließt sich der Austausch an der dafür sorgt, dass die guten Einsichten ins eigene Denken und Handeln Einzug halten.

2. Austausch

GRUNDSÄTZLICH: 

a) Führung ist 80% Kommunikation (!). Also übt man im Austausch sich zu äußern, zu reflektiert, lernt zuzuhören, Feedback zu geben … Die Gruppe übt Kommunikation als Führungswerkzeug. Und Selbstreflexion ist das „Schweizer Taschenmesser“ der Selbstleitung. Selbstleitung ist die Grundlage für eine gute Führungstätigkeit.

b) Führen bedeutet immer Menschen führen. Daher macht Selbstreflexion und eine effektive Selbstleitung viel Sinn. Immer. Wenn die Trainingsgruppe beginnt ein Miteinander zu entwickeln, in eine Interaktion kommt, kontrovers sprechen übt, zusammen betet …, sich ermutigt, klärt, träumt … das kommt das Training in einen wunderbaren Flow.

  • Der Austausch kann über Inhalte, Erlebtes als Leiter, neue Einsichten, offene Fragen, Themen, Probleme usw. gehen 
  • Austausch kann Teil von 1. Input oder auch 3. Praxis … sein. Es muss kein eigenständiges Element sein. Es muss stattfinden, darum geht es

Und nun muss das Erkannte in Verbindung mit den tatsächlichen Leitungssituationen gebracht werden. Die eigene Praxis wird unter die Lupe genommen im Licht des Gelernten.

3. Praxis-Reflexion

GRUNDSÄTZLICH: 

a) Die echte, tatsächliche Leitungspraxis zu reflektieren, hat einen großen Nutzen. Genau hinschauen, nachdenken, Erlebtes in Worte kleiden, hören was andere dazu denken … alles wertvoll für die Ausbildung! Man übt genau hinzuschauen.

b) Autofahren lernt man durch Auto fahren. Die Praxis zu reflektieren ist so ein Ansatz, wenn man nicht direkt in der Leitungssituation begleitend dabei ist.

c) Leiter ausbilden gelingt dann gut, wenn Leute die Hände an was legen und leiten. Leute die tatsächlich leiten, sind am einfachsten darin zu trainieren.

Leiten lernt man durch leiten!

  • Einzelne Leute stellen Leitungssituationen vor die gemeinsam reflektiert werden
  • Leitungssituationen in der Gemeinde werden zum Gegenstand der Diskussion
  • Fallbeispiele können diese Funktion ebenfalls übernehmen

4. Rhythmus und Konstanz

GRUNDSÄTZLICH: 

a) Der Effekt so einer Gruppe entfaltet sich über Zeit! Nicht das eine Treffen, sondern die Serie der Treffen, der Prozess, ist das Geheimnis.

b) Der Abstand der Treffen, also der Rhythmus, sollte gut gewählt sein. Nicht zu häufig – nicht zu selten. Es muss „genug Stoff“ da sein, der reflektiert und in die Praxis angewandt wird. Und Prozesse brauchen Zeit. Denn nicht Information, sondern Transformation ist das Geheimnis. Es gibt Leute, die die Theorie super beherrschen, obschon sie in der Praxis nichts leiten. Das ist nicht das Ziel dieser Ideen hier.

c) Die Teilnahme sollte sehr konstant sein, damit sich über Zeit etwas aufbaut. Regelmäßigkeit hat eine große Kraft, wie James Clear in seinem Buch »Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung: Mit kleinen Gewohnheiten jedes Ziel erreichen« gut zeigt.

  • Ich treffe mich gerne alle 3 – 4 Wochen mit so einer Truppe Ehrenamtlicher. Wenn die Leute, die ich mit so einem Angebot begleite, hauptberuflich in der Kirche am Start sind, hat sich der Rhythmus 14-Tage bewährt.
  • 2 Stunden sind oft nötig, um die Elemente zu entfalten und alle ins Gespräch zu bringen. Manchmal ist auch mehr Zeit sinnvoll. Das hängt von der Gruppengröße, den Rhythmus und der Themenvielfalt ab, die zur Sprache kommen.

Grundsätzlicher Prozess des Trainings

Um motivierte Leute in Rollen der Verantwortung zu trainieren, hilft mir folgendes Schaubild, um den Prozess zu denken. Ich verwende das Bild seit vielen Jahren für mich:

Ein Blick in die Prozessschritte

1. Der Trainee, Azubi … erlernt die Grundvoraussetzungen für Verantwortungsübernahme und Leitung in einem bestimmten Thema. Das kann auf unterschiedliche Art und Weise vermittelt werden (Kurse, Bücher, Seminare, Trainings, Begleitung von Leitern mit intensiver Reflexion …)

2. Dann braucht der Azubi ein Projekt. Projekte sind genial, weil sie einen Start und einen Endpunkt haben, Meilensteine den Weg absichern und die Verantwortung begrenzt ist. Das schützt sowohl den Azubi, als auch die Organisation. Projekte können sich aneinanderreihen, bis ein Azubi in der Lage ist, dauerhaft Verantwortung zu übernehmen. So schützt man den Azubi vor Überforderung oder Selbstausbeutung.

3. Coach: Kein Ausbildungsweg, Projekt, Aufgabe … ohne Coach! Diese Rolle darf nicht unterschätzt werden. Möglicherweise ist die Begleitung in den 5 grundlegenden Schritten der gute Ansatz. Der Azubi kann praktisch lernen, wird konstant begleitet und Schritt um Schritt zum Erfolg geführt.

4. Die Auswertung auf dem ganzen Weg, die in der Reflexion vorgenommen wird, hilft in der Entwicklung. Schwimmen lernt man durch schwimmen. Autofahren dadurch, dass man Auto fährt (mit Fahrlehrer). Leiten lernt man dadurch, dass man leitet.

Material, das man verwenden könnte?

Es gibt viele gute Trainingsangebote, die unterstützen und auf dem Weg helfen. Hier sind ein paar Angebote vorgestellt.

Ich empfehle mein Training »Einfach leiten!«, weil das sehr individuell, konkret, vor Ort, »just in Time« und genau in den passenden Portionen durchgeführt werden kann, die ihr braucht. Immer mehr Gemeinden nutzen es für ihre Aus- u. Fortbildung ihrer Teams, aktuellen und zukünftigen Verantwortlichen. ☺️

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About Lothar Krauss

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3 Responses to So baust du ein Trainingskonzept für Nachwuchsleiter

  1. Avatar von Lukas Gotter Lukas Gotter sagt:

    Hallo Lothar,
    das ist mal wieder eine unfassbar Fülle an genialen Gedanken. Sehr schön, dass du uns mit hineinnimmst und deine Erfahrungen hier teilst! Ein riesengroßer Schatz!!!
    Ich plane aktuell so einen Kurs und da helfen mir deine praktischen Gedanken. Dazu habe ich noch konkrete, praktische Fragen:
    Wenn du schreibst ein Leiterschaftskurs mit 3-4 Wochen als Rhythmus (deckt sich mit meinen Erfahrungen), wie lange läuft dann ein Kurs bei euch in etwa?
    Also reden wir von 1 Jahr, 3 Jahren, 6 Monate… Was sind da so deine Erfahrungen, wie lange solche Gruppen laufen sollten, bis sich die Prinzipien „implementiert“ haben? Was ist eine gute Gruppengröße? Und welche Erfahrungen hast du in dem Kontext mit einem Intensiv-Tag gemacht und anschließenden Kurs.

    Vielen Dank!

    • Danke Lukas!!

      Hier ein paar Impulse zu Deinen Fragen:

      ZEITPUNKT:
      – Ich könnte mir vorstellen, dass es von der Zielgruppe abhängt. Wenn es viele Studierende sind, würde ich mich an den Rhythmus der Semester anlehnen.
      – Bei Schülern mehr am Schuljahr orientieren und überlegen, wann intensive Phasen von Klausuren kommen.
      – Wenn die Gruppe gemischt ist, würde ich die Urlaubsphasen, Ferienzeiten einbeziehen.

      DAUER:
      – Ich bin tatsächlich immer mehr ein Freunde von überschaubaren Angeboten. 6 – 8 Einheiten. Also länger als 6 Monate würde ich heute nicht mehr ansetzen. Eher das Gesamtprogramm in Kurse aufteilen, die jeweils zwischen 4 – 6 Monate gehen, für die man sich dann immer neu verpflichtet.

      GRUPPENGRÖSSE:
      – Das hängt von den Mitarbeitenden ab, mit denen ich so ein Angebote umsetze. Generell arbeite ich gerne mit kleinen Gruppen. 6 – 12 Personen.
      – Wenn man 2 – 3 gute Leute hat, die Gruppen moderieren und unterstützen können, könnte man die Gruppe auch auf 20 – 24 Leute aufbohren.
      – Große Gruppen, die allerdings von der Gestaltung nicht an Projekten in Untergruppen praktisch die Inhalte erarbeiten, werden schnell zu Seminaren. Da besteht dann die Gefahr: Ich habe es gehört, also kann ich es!

      PRAXIS:
      – Die wichtige Frage bei der Gestaltung eines Angebotes ist die, wie die Umsetzung und Reflexion abgedacht wird. Wer ist ein geeigneter Coach (Vertrauen und Kompetenz als Voraussetzung für diese Rolle).
      – Wie viele Leute können wir praxisverbunden begleiten, damit es zur Übung kommt und nicht in der Wissenvermittlung stecken bleibt.

      INTENSIV-Tage
      – Sie können beim „Kick-off“ helfen. Da man Leiten durch leiten lernt, sind sie aus meiner Sicht nicht ganz ideal wenn es darum geht, dass Leute in ein Training kommen. Wie beim Sport: regelmäßiges Training unter Anleitung, Trainingsspiele und dann nach und nach der Einsatz in Ligaspielen ist ein guter Weg.
      – Wenn Leute gut im Training sind, können allerdings intensiv Tage, Wochen … wie ein Trainingslager sein.
      – Oder z.B. ein Sommerlage für Kids, das gleichzeitig als Trainingsevent für zukünftige Leiter genutzt wird (Extraeinheiten am frühen Vormittag für die Trainees …, oder am Abend Reflexion, oder, oder …)

      Hoffe, dass hilft Dir und den Lesern etwas …
      Lothar

  2. Avatar von Lukas Gotter Lukas Gotter sagt:

    Hallo Lothar,
    ja, das hilft sehr. Vielen Dank für die Ergänzungen!

    Lukas

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