Sterben erlaubt?

So viele starke Rückmeldungen. Und so viele Leute, die für uns beten. DANKE!

„Sterben erlaubt?“ – Gedanken aus der Zwischenzeit

Immer wieder erreichen uns Rückmeldungen zu Heikes Video. Über 100.000 x ist es bei YouTube angeklickt. Auf vielen Wegen erreichen uns Nachrichten. Sehr viel Wertschätzung, Trost und Dankbarkeit. Einige schreiben uns, dass Heike nicht sterben müsse. Es sei eigentlich ganz einfach: „Ihr müsst nur…“ – und dann folgen gut gemeinte Ratschläge. Christliche, naturheilkundliche, psychologische Hinweise. Manche empfehlen ein bestimmtes Buch, andere eine spezielle Gebetspraxis – und schon soll alles gut werden.

Der Himmel – ein schöner Gedanke, oder doch lieber später?

Was uns tatsächlich überrascht: Wie viel Unbehagen der Gedanke auslöst, dass es ein konkretes Datum geben könnte, an dem ein Mensch – selbst ein gläubiger Christ – stirbt. Natürlich sprechen wir Christen oft vom Himmel, der „ewigen Heimat“, von Hoffnung und Vollendung. Doch wenn es konkret wird, scheint es, möchten viele noch nicht gehen, am liebsten bleiben. Verständlich, denn der Tod ist ja des Menschen letzter großer Feind und unnatürlich, schreibt der Apostel Paulus:

25 Denn Christus muss so lange herrschen, bis »Gott ihm alle seine Feinde unter die Füße gelegt hat«. 26 Der letzte Feind ist der Tod, aber auch ihm wird schließlich ein Ende bereitet, 27 denn es heißt in der Schrift: »Alles hat Gott ihm unter die Füße gelegt.« | 1. Kor 15,25–27.

Und Heike soll nun gehen?!?

So sieht es aus! Tut uns das weh? Absolut. Ich habe sicher noch nie in meinem Leben so viel geweint, so sehr getrauert, wie in diesen Tagen. Und doch ist da – gleichzeitig – eine ganz starke Hoffnung! Wir glauben, dass Gott diese Welt – und auch uns – in der Hand hat, seine Geschichte schreibt und alles schließlich wieder in Ordnung bringen wird.

Heike und ich gehören zu denen, die an einen erneuerten Himmel und eine erneuerte Erde glauben. Andere Christen meinen, dass Gott diese Welt entsorgt und was ganz Neues macht. Kann man auch so sehen, absolut. Aber wir tendieren dazu es so zu verstehen, dass Gott den ganzen Kosmos erneuert. Alles wartet auf die Erlösung. Dann wird (wieder) alles so werden, wie es immer schon gedacht war. Im Himmel und auf Erden. Alles wird ins Lot gebracht, was durch die Trennung von Gott aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das sind Aussichten, wow …

Aus dieser Überzeugung kommt es auch, dass wir nicht auf der Flucht aus dieser Welt sind. Wir sind überzeugt, dass unsere Welt Gottes gute Schöpfung ist. Entstellt im Moment, richtig. Der Böse und das Böse treibt sein Unwesen – überall. Und als Nachfolger von Jesus leben wir in dieser Welt. Da geben wir uns keiner Illusion hin. Doch unser Auftrag ist auch klar: Licht sein, die Dunkelheit erhellen. Wo immer wir hingestellt sind. Dabei sind wir keine Phantasten oder Idealisten. Wir bauen keine Luftschlösser. Ohne die Rückkehr von Jesus kommt unsere Welt nicht in Ordnung.

Die Wiederherstellung kommt, wenn Jesus wiederkommt – also jetzt noch nicht! Dann kommt alles in Ordnung, dann wird jede Träne abgewischt und alles zur Sprache gebracht, geklärt. Großartig! Die Arbeiten von Tim Keller und N.T. Wright haben uns dafür viele Aha-Momente geschenkt.

Zwischenzeit – nicht alles schon jetzt

Wir warten. Warten ist nicht einfach. So hören wir viele Stimmen, die sagen: „Betet doch um Heilung. Ihr habt euch sicher verhört, dass Heikes Zeit jetzt hier ausläuft. Der Himmel hat bestimmt nicht ‚Heimkommen‘ gesagt.“ Nun, seit Jahrzehnten sind wir im Hören auf Gottes Stimme geschult, haben das in viele Situationen durchlebt und in sechs Gemeindeerneuerungen, einer Familie und vielen Umständen eingeübt. Aber gut, wir lassen das dann mal so stehen …

Wir lassen das stehen.

Denn unsere Sicht ist eine andere. Wir glauben: Wir leben in einer Zwischenzeit. Die Zukunft Gottes blitzt manchmal schon jetzt in unser Leben hinein – wie ein Vorgeschmack. Aber sie ist noch nicht vollständig da. Noch ist nicht alles heil. Noch ist nicht alles gut. Noch sind wir unterwegs.

Wir halten daran fest: Gott ist treu. Auch wenn wir ihn nicht immer verstehen. Ich habe eine Reflexion dazu für die VivaKirche geschrieben, die ich auch hier gleich einfüge.

Ein kleiner Bonus

Ein guter Bekannter hat diese Gedanken an die Viva einer KI anvertraut. Herausgekommen ist ein Podcast – auf Englisch – der schon krass ist. Wenn du magst, hör doch mal rein. Was für ein Potential, wenn wir die KI entsprechend „füttern“.

Hier findest du sowohl den Text als auch den Link zum Podcast.


Abschließende Gedanken

Wir wollen keine schnellen Antworten geben, wo das Leben langsam, schwer und heilig ist. Aber wir wollen ehrlich unterwegs sein – mit Hoffnung im Herzen und offenen Ohren für das, was kommt.

Hier unsere Reflexion:

Zwischen Glaube und Realität: Wie wir Gottes Handeln heute verstehen können

Seit ich als geistlicher Leiter Verantwortung trage, begegnet mir immer neu diese Spannung von vertrauensvollem Glauben und ernüchternder Realität.

Wie passt das zusammen?
In vielen Gesprächen, Kleingruppen, Bibelgesprächen … ist dieses Thema immer wieder aufgeworfen worden. Besonders in unseren Kreisen, die Gott etwas zutrauen, die mit seinem Handeln rechnen können Irritationen ausgelöst werden, wenn es irgendwie anders kommt. Auch in der Viva taucht diese wichtige Frage immer wieder auf, denn …

… viele von uns, die in einer charismatisch-pfingstlichen Prägung unterwegs sind, kennen diese Spannung aus eigener Erfahrung: Wir glauben an einen handelnden Gott, an Wunder und an die Kraft Gottes, die durch Gebet aktiviert wird. Und doch erleben wir nicht immer das, was wir erwarten. Heißt das, wir glauben nicht genug? Beten wir falsch? Oder stimmt etwas mit uns nicht?

In der Bibel klingt es doch ganz klar:

»Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet – glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch zuteilwerden.«
– Markus 11,24

Wenn man diesen Vers für sich allein nimmt, scheint er wie eine göttliche Erfolgsformel. Doch so funktioniert Bibel nicht. Wer Aussagen isoliert, läuft Gefahr, sich in Sonderlehren oder geistliche Sackgassen zu verrennen – mit manchmal schmerzhaften Folgen für den persönlichen Glauben.

Die Bibel richtig verstehen heißt u.a.: den ganzen Kontext sehen

Eine zentrale Aufgabe guter Bibelauslegung ist es, das große Ganze zu betrachten:

* In welchem Zusammenhang steht ein Vers?
* Welche Bedingungen nennt die Bibel?
* Was sagt das über das Wesen Gottes aus?
* Und wo in der Heilsgeschichte befinden wir uns eigentlich?

Diese Fragen helfen, Aussagen wie Markus 11,24 richtig einzuordnen. Es gibt klare, bewährte (hermeneutische) Regeln, die uns dabei unterstützen, die Bibel gesund und verantwortungsvoll auszulegen – und damit auch vor Enttäuschungen und Missverständnissen schützen.

Willkommen in der „Zwischenzeit“

Wir leben heute in einer besonderen Phase der Geschichte: Jesus ist schon gekommen, hat durch seinen Tod und seine Auferstehung alles verändert – und doch ist die Welt noch nicht am Ziel. Die endgültige Erfüllung aller Verheißungen kommt erst mit seiner Wiederkunft.

Diese „Zwischenzeit“ prägt unser Glaubensleben. Wir sind mitten auf dem Weg zu Gottes neuer Welt. Dem vollkommenen Neuen. Wenn wir das verstehen, können wir viele Verheißungen der Bibel besser einordnen – und vermeiden, dass unser Glaube an unrealistischen Erwartungen scheitert.

Und so leben wir:

* Mitten in der Welt, aber nicht mehr ganz von ihr.
* Geprägt von Zusagen, aber noch nicht am Ziel.
* Im echten Glauben – aber auch mit echter Spannung.

Diese Zwischenzeit fordert uns heraus: 
Treue, Geduld, Vertrauen – obwohl noch nicht alles sichtbar ist.
 Aber sie ist kein Fehler im Plan Gottes. Sie gehört dazu. Und sie ist voller Sinn, wenn wir sie im richtigen Licht sehen.

Schon jetzt — noch nicht!

Im Brief an die Christen in Rom spricht Paulus das zum Beispiel an.

Im Kapitel 8 ab Vers 21 entfaltet er den Punkt. Seine erste Aussage ist, dass die ganze Schöpfung noch versklavt (wörtlich im Grundtext) ist, an der Last ihrer eigenen Vergänglichkeit leidet! Dass alles vergeht, unser Leben vergänglich ist usw. ist tatsächlich eine Last. So war das nicht geplant, so ist das auch nicht gut. Das schmerzt, bereitet Mühe und verursacht in uns manches Leid. Er schreibt:

21 Auch sie, die Schöpfung, wird von der Last der Vergänglichkeit befreit werden und an der Freiheit teilhaben, die den Kindern Gottes mit der künftigen Herrlichkeit geschenkt wird.

Gegenwart: Last. Zukunft: Freiheit. Weg: den Kindern Gottes wird das erst mit der zukünftigen Herrlichkeit geschenkt.

Haben die Kinder Gottes dass nicht schon jetzt als Geschenk durch Jesus? Paulus, wie ist es?

23 Und sogar wir, denen Gott doch bereits seinen Geist gegeben hat, den ersten Teil des künftigen Erbes, sogar wir seufzen innerlich noch, weil die volle Verwirklichung dessen noch aussteht, wozu wir als Gottes Söhne und Töchter bestimmt sind: Wir warten darauf, dass auch unser Körper erlöst wird.

Sogar wir … Das Erbe ist klar. Wir sind eingesetzt, haben eine klare Bestimmung. Es ist jetzt schon alles klar. Aber es ist noch nicht da! Wir warten, schreibt der Apostel! Die Erlösung des Körpers steht noch dazwischen. Im 1. Brief an die Korinther, Kapitel 15 geht er darauf näher ein. Jesus ist der erste neue Mensch, der mit dem neuen Körper lebt. Wir werden alle, die wir mit ihm unterwegs sind, die gleiche Realität erfahren, sagt Paulus dort. Aber noch sind wir im Wartestand. Ganz schön nervig kann das sein! “Na, wo ist jetzt dein dickes Erbe?“ könnte man uns fragen. Stimmt. Noch ist es nicht da, obwohl wir rechtlich eingetragen sind. Wir warten noch … Warten ist immer recht anstrengend, besonders, wenn man lange warten muss. Arztpraxis, Behörde, Werkstatt … ihr kennt das!

Bild: Geburtswehen

22 Wir wissen allerdings, dass die gesamte Schöpfung jetzt noch unter ihrem Zustand seufzt, als würde sie in Geburtswehen liegen.

Wir sind stecken in der gleichen „Großwetterlage“, wie die gesamte Schöpfung. Seine Lösung hat den ganzen Kosmos im Blick (Kolosser 1,20). Der Weg ist beschwerlich (alle seufzen), Paulus vergleicht ihn mit den Geburtswehen einer Frau. Manchmal geht ja eine Geburt super schnell, manchmal ist es aber ein langer, schmerzhafter und zäher Weg. 30 Stunden haben manche Frauen bei ihrer Geburt warten, kämpfen, zweifeln, weinen, leiden … müssen.

Mit dem Bild beschreibt der Apostel das noch nicht. Wir stecken mittendrin, seufzen, tragen manchmal schwer. Es gibt Leute, die das überspringen wollen. Die die versprochene Zukunft schon jetzt vollständig versprechen, wenn wir eben „richtig“ glauben, beten, bekennen, proklamieren, „in Anspruch nehmen“ usw. Kingdom now! – Das Reich Gottes jetzt und hier. Ganz. Wunder – so normal, dass ich keiner mehr wundert …

Tatsächlich: das Baby ist schon empfangen, im Mutterleib herangewachsen, es fehlt nicht mehr viel. Die Zeichen sind da. Aber sie deuten auf die Zukunft, die Zukunft steht noch aus. Zwischenzeit So sieht es für uns im Glauben aus, deutet der Apostel an und nennt es Hoffnung. Eine der drei Dinge, die bleiben (1. Korinther 13).

Wir leben in Hoffnung

24 Unsere Errettung schließt ja diese Hoffnung mit ein. Nun ist aber eine Hoffnung, die sich bereits erfüllt hat, keine Hoffnung mehr. Denn warum sollte man auf etwas hoffen, was man schon ´verwirklicht` sieht? 25 Da wir also das, worauf wir hoffen, noch nicht sehen, warten wir unbeirrbar, ´bis es sich erfüllt`. (Römer 8,21–25)

Hoffnung ist in der Zwischenzeit der Modus, in dem wir als Christen leben. Yep, wir sind noch nicht am Ziel. Und Ja, wir sind nicht mehr am Ausgangspunkt. Wir sind unterwegs. Gottes Wort ist unsere Landkarte, der Heilige Geist der Reiseführer. Wir folgen Jesus nach. Werden wir einmal ohne Sünde leben? Absolut. Tun wir das heute schon? Leider nein. Werden alle Kranken geheilt? Leider nein (oder, wenn ich an Hiskia denke, vielleicht doch nicht leider?). Sind alle Tränen getrocknet? Alle Ungerechtigkeit besiegt? Aller Egoismus ausgemerzt – um uns, aber auch in uns? NEIN, wir leben in der Zwischenzeit.

Zeichen der Zukunft

Aber es wird! Offenbarung 21 gibt die Aussicht auf unsere Zukunft! Zeichenhaft erleben wir es jetzt schon. Wie Hinweisschilder. Gut so. Daher bleiben wir auf dem Weg, ohne den Weg zum Ziel zu erklären. Wir bleiben geistliche Realisten. Wir leben in der Zwischenzeit. So verstehen wir die Zusagen biblisch korrekt und geistlich gesund!

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About Lothar Krauss

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