Keine gute Nachricht für Fußballfans. Peinlich, meinte die BILD Zeitung. Ich gebe zu: Ich habe mir kein Spiel angeschaut. Bei der WM in Katar. 2022. Mitten im Winter. Sozusagen. Kein WM Feeling. Nicht wie 2006. Oder 2014. Und nun: Letztes Spiel gewonnen, aber doch Verlierer im Turnier. Ausgeschieden!
Was wäre, wenn das die Aussage über mein Arbeit als Führungskraft wäre. Oder das Fazit für die Organisation, in der ich tätig bin. Oder über vielen unserer Kirchengemeinden im Lande, die insgesamt an Bedeutung und Einfluss verlieren. Ausgeschieden. Ein Kommentar im Morning Briefing vom Handelsblatt hat mich zu folgenden Gedanken inspiriert:
Ausgeschieden.
Christian Rickens, Textchef Handelsblatt, schreibt im Morgen Briefing des Handelsblattes:
„Bei der anschließenden Aufarbeitung des deutschen Debakels durch Beteiligte und Experten konnte man besichtigen, wie sehr die moderne Fußballsprache in unerfreulichen Momenten dem Managementjargon gleicht: Da wurde die „geringe Effizienz“ des deutschen Spiels beklagt, die „fehlende Führungspersönlichkeit“ auf dem Platz und die insgesamt „mangelnde Qualität“. Ganz so, als lege da ein Sanierungsberater seinen Turnaround-Plan für eine runtergerockte Staubsaugerfabrik vor.“
Ich muss nachdenken. Viele Analysen werden jetzt kommen. Forderungen aufgestellt. Veränderungen eingefordert. Man kann das Spiel, die Mannschaft, den Verband, die FIFA kritisieren. Oder alles ignorieren. Apathie und Ignoranz: Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht! Eine häufige Reaktion. Nicht nur dieser WM gegenüber, auch sonst. Im Job, Freunden gegenüber, sogar in vielen Familien. Klima. Hunger. Konflikte und Kriege sowieso. Und Gemeindeleiter in Kirchen können auch ein Lied davon singen.
Apathie und Ignoranz: Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht!
Woran muss gedreht werden? Was muss sich ändern? Will man eigentlich etwas ändern? Wer sind die Profiteure des Status Quo?
Warum hat „man“ eigentlich nichts geändert? Heere von hochbezahlten Fachleuten. Und dann so ein Ausgang! Ausgeschieden. Kalt erwischt. Gut, es gibt viele Laien, die haben es kommen sehen. Nicht nur die 80 Mio Bundestrainer. Wie sonst. Auch Experten. Und auch die „Experten“. Wie oft und in vielen Bereichen unseres Lebens. Es zeigt: Veränderung ist immer schwer! Wollen wir sie überhaupt? Persönlich? Beruflich? Als Organisation. Unternehmen. Einrichtung. Und: als Kirche?
Unser Beharrungsvermögen ist ja enorm. Und so lange das Geld da ist, bleibt manche Ernsthaftigkeit auf der Straße. Ein Gedankenexperiment. Alle rufen: WASCH MICH! Doch gleichzeitig ist klar: MACH MICH ABER NICHT NASS. Und am Ende bleibt alles irgendwie so, wie es schon immer gewesen ist. Auch ohne Hochschulabschluss versteht man: das geht so nicht! Das kann nicht gutgehen. Bei keinem Thema.
Drei Kritikpunkte:
Leidenschaft hatten etliche Spieler. Müller hat „sein Herz auf dem Platz“ gelassen. Oder es zumindest versucht, sagte er. Doch manchmal sei er für Aktionen verantwortlich gewesen, die seinen Zuschauern „Schmerzen ins Gesicht“ gebracht hätten. Müller, so kennen wir ihn. Aber noch einmal zu den drei Punkten im Handelsblatt:
- geringe Effizienz
- fehlende Führungspersönlichkeit
- mangelnde Qualität
Wären das Kritikpunkte, die auch auf unsere Organisationen, unsere Führungsmannschaft, Funktionäre, Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften zutreffen könnten? Vielleicht verbunden mit der Frage, wie viel Herz man reinlegt, was es einen Kosten darf und welche Priorität etwas in unserem Leben tatsächlich bekommt?
Einwand:
Ich verstehe schon, dass jetzt Insider, die „intensiv evangelisch“ 🙈😁 orientiert sind, direkt sagen: „Hey, der Heilige Geist baut die Kirche, lasst uns anbeten, Gott suchen, das Wort studieren, die Gute Nachricht weitersagen, Leute schulen, nicht Perfektion anstreben, mit ungeteiltem Herzen nachfolgen usw.“ Ich bin dabei!
Meine Frage ist:
Was ist, wenn man nur eine geringe Effizienz als Kirche entfaltet, während man dem Heiligen Geist Raum gibt, anbetet, Gott sucht, sein Wort studiert …? Das gibt es doch. Darüber muss man doch reden, nachdenken, beten. Oder?!
Was ist, wenn Menschen in unserer Mitte nicht ihre Berufung ergreifen (Epheser 4,11-15) und vorangehen, als Team leiten usw. Also fehlende Führungspersönlichkeiten unser Bild und Leben der Kirche prägen? Wie viele Kirchen leiden an diesem Mangel?!
Was ist, wenn mangelnde Qualität bei uns toleriert wird? Schon im AT wurden Opfertiere, die ein Makel hatten und für Gott eingesetzt wurden, kritisch reflektiert. Warum ist es akzeptiert, das „die Reste“ für Gott und „das Beste“ für uns persönlich verwendet wird. Auch ein AT Thema, wenn man dem Propheten Haggai im AT zuhört, der im Blick auf den Aufwand, den das Volk Gottes für den Bau des Tempels und den Bau eigener Häuser betreibt deutliche Worte im Namen von Gott findet. Und manche plünderten sogar die Dinge, die für Gott sind, um ihre eigene Gier zu stillen.
Ach ja: und mangelnde Qualität beim Kinderschutz in Kirchen, der Verwaltung von Finanzen und im Umgang mit den Mitteln, darin sind sich die meisten einig, sollte auf keinen Fall toleriert werden!
Die WM interessiert mich nicht!
Die WM in Katar hatte keine Prio für mich. Ich habe keine Zeit investiert. Das Ausscheiden der Nationalmannschaft berührt mich gerade nicht. Aber es macht mich nachdenklich. Könnte es sein, dass es irgendwie auch wie ein Blick in einen Spiegel ist?
Spiel gewonnen! Turnier verloren! Das wäre fatal, oder?!
Habt einen guten Tag! – Und auch das noch: Danke!!! für alle Unterstützung. 😁💥🚀
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