Verschwende deine Kraft nicht dafür!

Mir geht die Kraft aus! Das wird mir Zuviel! Was noch alles? Jeder, der Verantwortung übernimmt, kennt das Gefühl: überfordert! Sobald wir im Ehrenamt oder im Beruf beginnen Verantwortung zu übernehmen, bestürmen uns viele Anforderungen. Sich selbst auszubeuten, ist eine naheliegende Gefahr. Im Gegensatz zu den Finanzen ist eine „emotionale Budgetplanung“ nicht so üblich. Dennoch unverzichtbar, um die Langstrecke zu packen. Erfolge können uns so antreiben, manipulieren! Hier kommen sieben Themenfelder, auf die ich besonders achten muss:

Mein emotionales Budget verwalten: 7 Fokuspunkte

Sieben Fokuspunkte muss ich immer neu reflektieren. Hier sind sie:

  1. Investiere nicht zu viel Energie in Menschen, die dich nicht unterstützen.

  2. Investiere nicht zu viel Energie in die Überlegung, was andere von dir denken.

  3. Investiere nicht zu viel Energie in einseitige Beziehungen.

  4. Investiere nicht zu viel Energie in Personen die nur dann auftauchen, wenn sie etwas von dir brauchen.

  5. Investiere nicht zu viel Energie in Probleme, für die du nicht zuständig bist.

  6. Investiere nicht zu viel Energie in Dinge, die dich vom eigentlichen Auftrag ablenken.

  7. Investiere nicht zu viel Energie um Leute zu beeindrucken und zu bewegen, die nicht interessiert sind.

Wie stehst du zu den Fokuspunkten?

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Vertiefung:

Vielleicht willst du noch etwas weiter über diese Fokuspunkte nachdenken. Hier ein paar Reflexionen:

1. Investiere nicht zu viel Energie in Menschen, die dich nicht unterstützen. 

Als Verantwortlicher begegnen dir viele Menschen, die etwas von dir wollen. Das wirst du nicht vermeiden können. Aber nicht alle wollen mit dir als Leiter auch unterwegs sein. Nicht alle wollen dich in der Mission, die dich bewegt, auch tatsächlich unterstützen. Sei realistisch. Schau‘ genau hin und investiere in Menschen, die mit dir in der gleichen Richtung ihre Kraft einbringen wollen.

Paulus gibt einen – unter Christen – bekannten Hinweis an seinen Mitstreiter Timotheus. Beide waren mit dem Auftrag unterwegs, die gute Nachricht von Gottes Liebe weiterzugeben und Kirchen zu bauen. Aber eben nicht naiv! Hier der Hinweis:

 Gib die Botschaft, die du von mir gehört hast und deren Wahrheit dir von vielen Zeugen bestätigt wurde, an vertrauenswürdige und zuverlässige Menschen weiter, die ebenfalls fähig sind, andere zu lehren. | 2. Timotheus 2:2

2. Investiere nicht zu viel Energie in die Überlegung, was andere von dir denken.

Unser Kopfkino hat ja ständig „Programm“. Als Pastor übe ich meinen Beruf und meine Berufung zu einem größeren Teil öffentlich aus. Menschen bilden sich eine Meinung, sitzen in ihren „Kommentatorenboxen“ und beurteilen. Wenn ich etwas gut mache, bekomme ich Zuspruch, manchmal aber auch Neid. Gelingt etwas nicht, sind die Kritiker bald auf dem Plan: sie haben es schon immer gewusst, sahen es kommen (wollten mich – uns – aber nicht unterstützten, um es zu vermeiden!).

Wem will ich gefallen?

  • Den Kritikern?
  • Den engagierten Mitarbeitenden?
  • Den Sponsoren, Spendern?
  • Den Freunden?
  • Den Fans?

Der Apostel Paulus hat eine klare Meinung dazu und schreibt in seinem Brief an die Galater:

Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, wäre ich nicht ein Diener Christi! | Galater 1,10

„Was sagen die Leut‘?“

Eine Frage, die uns immer neu beschäftigt. Diese Frage wird zeitlebens bleiben, nur „die Leut’“ wechseln. Paulus mahnt: Pass auf, wem du gefallen willst! Der bekommt Macht über dich und steuert dein Leben. Wir bleiben ein Leben lang im Spannungsfeld zwischen Unabhängigkeit und Verbundenheit. Die Verbundenheit mit Christus befreit. Was ER über mich denkt ist entscheidend. Deshalb ist die tägliche Lektüre seines Wortes für mich so unverzichtbar. Ihm begegne ich dort, kann durch die Tür seines Wortes in die Freiheit zurückfinden. Tag für Tag.

»Nur wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei.« | Johannes 8,36

3. Investiere nicht zu viel Energie in einseitige Beziehungen.

Wer Einfluss, Macht, Geld, Berühmtheit, den Lottogewinn … erlangt, hat schnell viele „Freunde“. Schon im Weisheitsbuch des Alten Testamentes lesen wir diese Feststellung:

 Der Arme gilt nichts, sogar seine Nachbarn wollen nichts mit ihm zu tun haben; der Reiche aber hat viele Freunde. | Sprüche 14,20

Und auch Verantwortliche müssen überlegen, wem sie sich anvertrauen und mit wem sie am Start sind. Sind die Beziehungen einseitig?

  • Nutzen Führungskräfte ihre Mitarbeiter aus?
  • Aber auch: Lassen sich Führungskräfte von ihren Mitarbeitern ausnutzen?

Wenn der Nutzen aber nur auf einer Seite liegt, dann wird die andere Seite „ausgenutzt“. Und das kann nicht gut gehen.

Wir leben in drei Arten von Beziehungen:

  1. Beziehungen, die unseren Tank befüllen.
  2. Neutrale Beziehungen: wir bekommen nicht viel, geben aber auch nicht viel.
  3. Beziehungen, die uns aussaugen.

Wir brauchen ein gutes Beziehungsmanagement, um eine gesunde Balance zu finden. Zu viele einseitige Beziehungen, in denen wir nur die Gebenden oder nur die Empfangenden sind, werden uns schließlich auslaugen und schaden. Manche Führungskraft sucht vor allem Beziehungen, die „ihm oder ihr etwas bringen“. Nicht gut! Das verdirbt den Charakter! Niemand möchte benutzt werden. Viele aber gerne gebraucht!

4. Investiere nicht zu viel Energie in Personen die nur dann auftauchen, wenn sie etwas von dir brauchen.

Benutzt werden: Du bist also nur eine Ressource für andere. Achte darauf, dass du nicht benutzt wirst. Aber lass dich gerne gebrauchen. Es ist ein großer Unterschied, Menschen bewusst zu dienen, ihren Vorteil zu suchen. Das ist die Gesinnung, die Jesus lebte und zu er wir aufgefordert sind:

Jeder soll auf den Vorteil des anderen bedacht sein, nicht auf den eigenen Vorteil. | 1. Korinther 10:24

Aber das ist etwas anderes als sich ausnutzen lassen, wie gesagt! Und doch lassen sich viele Führungskräfte ausnutzen! Die Gründe dafür sind recht unterschiedlich:

  • Man sucht Anerkennung
  • Man will der „Good Guy“ sein
  • Man denkt: So macht man das als guter Christ
  • Man hat eine einseitige Theologie: Geh‘ den unteren Weg*
*vgl. Paulus in Apostelgeschichte 16,35-40

Also achte darauf, dass du in einer Freiheit bleibst und nicht zum „Good Guy“ wirst, weil du unter Druck bist, alte Verpflichtungen nicht enden wollen oder emotional unter Druck von ihnen gebracht bist. Das kann nicht gutgehen! Schon Jesus managte diese Spannung:

Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an, weil er sie genau kannte. Ihm brauchte niemand etwas über die Menschen zu sagen, denn er wusste, was in jedem Menschen vor sich geht. | Johannes 2,24-25

UND:

»Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen. Er kam, um zu dienen und sein Leben hinzugeben, damit viele Menschen aus der Gewalt des Bösen befreit werden.« | Markus 10:45

5. Investiere nicht zu viel Energie in Probleme, für die du nicht zuständig bist.

Mega! Was für eine wichtige Lektion für Führungskräfte im christlichen Sektor. Im kirchlichen Dienst. Aber auch in Organisationen, die Menschen helfen. Helfersyndrom? Immer neu gilt es zu klären:

  • Für was bin ich zuständig?
  • Was ist meine Verantwortung?
  • Wo geraten Menschen in schwierige Situationen und versuchen die Verantwortung dafür zu mir zu schieben?
  • Was nehme ich warum an?

Wieder gerate ich in ein Spannungsfeld: mit Menschen die Extrameile gehen, selbstlos dienen und unterstützen … das ist für mich eine wichtige Gesinnung! Dann muss ich aber auch zu verstehen, wo ich loslassen muss, weil ich dafür nicht zuständig bin. Bedenke: Die Rolle des Retters ist bereits vergeben!

GEFAHR: Mein Einfluss kann sogar das Problem im Kern stützen, verlängern und den Betroffenen in einer „fortgesetzten Hilf- u. Verantwortungslosigkeit“ belassen. Auch Eltern kennen dieses Problem mit ihren (erwachsenen) Kindern. Jesus hat nicht „alles“ für Menschen gemacht, weil es nicht gut gewesen wäre. Siehe „reicher Jüngling“:

 Jesus antwortete: »Wenn du vollkommen sein willst, dann verkauf, was du hast, und gib das Geld den Armen. Damit wirst du im Himmel einen Reichtum gewinnen, der niemals verloren geht. Und dann komm, und folge mir nach.« 22 Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg, denn er war sehr reich.
23 Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Eins ist sicher: Ein Reicher hat es sehr schwer, in Gottes neue Welt zu kommen. 24 Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in Gottes neue Welt kommt.« 25 Darüber waren die Jünger entsetzt und fragten sich: »Wer kann dann überhaupt gerettet werden?« 26 Jesus sah sie an und sagte: »Für Menschen ist es unmöglich, aber für Gott ist alles möglich!« | Matthäus 19,21-26

Jesus ging nicht hinterher! Er konnte auch loslassen. Situationen akzeptieren, ohne eine Verantwortung zu nehmen, die nicht seine war! Das hat mit der eigenen Identität, Berufungsklarheit und Respekt vor den Entscheidungen anderer zu tun!

6. Investiere nicht zu viel Energie in Dinge, die dich vom eigentlichen Auftrag ablenken.

„Täglich klopfen bei mir, fast unbemerkt, tausende Themen, Ideen, Impulse, Leute … an und wollen meine Aufmerksamkeit.“ schrieb ich im letzten Beitrag, bei dem es um das Thema des Fokus ging. Unsere Ablenkbarkeit ist hoch. Wie viel Kraft verlieren wir auf dieser Spur?! Fokussiert zu sein setzt voraus geklärt zu haben, was ich soll und wie es um meine „Budgets“ steht. Jesus war da klar:

Bei Tagesanbruch verließ Jesus ´das Haus` und ging an einen einsamen Ort. Doch die Leute suchten ihn, bis sie ihn gefunden hatten. Sie wollten ihn festhalten und verhindern, dass er von ihnen wegging. 43 Aber er sagte zu ihnen: »Ich muss auch den anderen Städten die Botschaft vom Reich Gottes verkünden, denn dazu bin ich gesandt worden.« 44 Von da an verkündete er die Botschaft vom Reich Gottes überall in den Synagogen des jüdischen Landes. | Lukas 4,42-44

7. Investiere nicht zu viel Energie um Leute zu beeindrucken und zu bewegen, die nicht interessiert sind.

»Einen Hund, den man zur Jagd tragen muss, ist für die Jagd nicht geeignet.« Diese alte Weisheit steckt im siebten Punkt. »Fakten sind Freunde«, ist einer meiner Lieblingssätze. Fakt ist, nicht alle sind offen: Für mich als Person, mein Thema, Prozesse, Träume u. Perspektiven … die ich vermitteln möchte. Für die Zukunft, in die ich die Organisation, das Team, die Kirche … führen will. Jesus war sich dieser Tatsache bewusst:

Wenn man euch nicht aufnimmt und sich eure Botschaft nicht anhören will, dann verlasst jenes Haus oder jene Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. | Matthäus 10,14-15

Fazit

Sieben Fokuspunkte. Sieben Impulse. Sieben Fragen!

  • Welcher Punkt fordert dich am meisten heraus?
  • Was ist deine größte Baustelle?
  • Wie fällt deine Selbstreflexion dazu aus?
  • Was sagen dir Menschen, die eng mit dir unterwegs sind?

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
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4 Antworten zu Verschwende deine Kraft nicht dafür!

  1. Andrea schreibt:

    Vielen Dank, ein wunderbarer reminder zum Start in die neue Woche. Danke fürs Teilen.

  2. Pingback: Verschwende deine Kraft nicht dafür! — DER LEITERBLOG | NICHT - MIT - UNS German Media Watch BLOG

  3. Ingo Scharwächter schreibt:

    Wow! Ertappt! Und richtig gut auf den Punkt gebracht!

  4. Franz schreibt:

    Hallo. Super Artikel. Toll zusammengefasst. Werde mich weiter damit beschäftigen. Punkt 6 ist mir sofort aufgefallen!

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