Acht Dinge, die wir von den Entwicklungen um Hillsong lernen können

Die weltbekannte Hillsong-Kirche ist immer noch in schwerer See. Die Wellen schlagen hoch und die Herausforderung sind weiterhin sehr groß. Etwa die Hälfte der Gemeinden, die Teil von Hillsong  in den USA waren, haben ihr Ausscheiden angekündigt oder bereits vollzogen. Gerade noch gefeiert, jetzt verworfen?

Dr. Joseph Mattera (ein international bekannter Autor, Berater und Theologe, der auch die U.S. Coalition of Apostolic Leaders leitet) hat acht Lektionen für sich herausgearbeitet, die Leiter vom Hillsong-Skandal reflektieren sollten. Was sind Deine Gedanken dazu? Welche Schlüsse kannst Du für Dich aus den Ereignissen ziehen?

Medienecho

Skandale ziehen die Aufmerksamkeit der christlichen und säkularen Presse auf sich. Die sozialen Medien fördern das deutlich, wie es in der aktuellen Situation von Hillsong sichtbar wird. Wir begegnen einer sich wiederholenden Dynamik:

  1. Skandale schaden dem Zeugnis der Kirche. Immer!
  2. Medien greifen den Skandal auf, aber vernachlässigen eine andere Seite oft ganz

„Ob es sich um eine historische konfessionelle Kirche oder eine unabhängige evangelikale Kirche handelt, es ist immer bedauerlich, wenn es in der Kirche einen Skandal gibt. Wenn die Medien über einen christlichen Skandal berichten, berichten sie oft nur über die schlüpfrigen Details und vernachlässigen dabei die vielen Tausend Leben, die durch die Kraft von Jesus Christus verändert wurden.“

Den Medien die Schuld nun in die Schuhe zu schieben, greift zu kurz. Als Leiter und Leiterinnen integer zu leben, ist unsere Verantwortung. Als Organisation, Gemeinde, Kirche, Werk … eine Kultur der Integrität zu bauen, zu leben, zu verteidigen, ist unsere Herausforderung!

In vielen Reaktionen treffen wir auf reflexartige Anklagen oder Verteidigungen. Oft sind die Opfer, die Betroffenen … nicht nur sehr im Hintergrund aller Überlegungen und Diskussionen, sondern ganz vergessen! Zuweilen fühlt es sich so an, als ob der Täterschutz vor dem Opferschutz kommen würde.

Die Verteidigung der Marke steht im Vordergrund, statt eine transparente und offene Betrachtung dessen, was vorgeht. (Matthäus 18,15f. gibt eine Leitlinie, der oft aber nicht gefolgt wird.) Oder es wird zum Generalangriff geblasen: das habe ich schon die ganze Zeit gewusst, so musste es kommen usw. Was könnte man jenseits dieser einseitigen Positionen aber konstruktiv-kritisch als Verantwortlicher reflektieren, lernen …?

Acht Lektionen, die es wert sind reflektiert zu werden

Dr. Joseph Mattera schlägt acht Lektionen vor, die Verantwortliche nun reflektieren sollten, wenn sie aus dem Skandal von Hillsong lernen wollen. Hier nur die Überschriften. Wer seine Ausführungen zu den lesen möchte, kann das über diesen Link tun.

  1. Wir können eine Kirche nicht auf Megapersönlichkeiten aufbauen.
  2. Der Lebensstil der Top-Leiter überträgt sich auf das Ökosystem der gesamten Kirche.
  3. Wir können nicht auf einem schlechten Fundament aufbauen.
  4. Jede Ortsgemeinde braucht eine örtliche Gemeindeleitung.
  5. Die Marke einer Bewegung kann alle Gemeinden, die diese Marke tragen, beflecken.
  6. Eine Kirche kann einen hervorragenden Gottesdienst am Sonntag (Sonntagsvorstellung) haben, aber eine schlechte Infrastruktur.
  7. Wir können eine Megakirche bauen, die aber nur ein paar Jünger hat.
  8. Ein Verantwortlicher oder eine ganze Kirche sollte sich nicht an die Celebrity-Kultur  anpassen oder sich auf sie konzentrieren.

Mattera hat seinen Beitrag in der CHRISTIAN POST veröffentlicht, die auch über die weiteren Hintergründe zum Hillsong-Skandal berichtet.

Und wir?

Welche dieser Lektionen spielen auch in unserem Kontext eine Rolle? Welche weiteren Lektionen schlägst Du vor?

Über Lothar Krauss

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2 Antworten zu Acht Dinge, die wir von den Entwicklungen um Hillsong lernen können

  1. Arno schreibt:

    Uh sehr spannend. Mich bewegt das Thema der Rolle der Pastoren schon länger… Natürlich kommen Menschen auch wegen Menschen (Sprechern, Leitern,…). Die Frage ist dann, was mache ich als Leiter damit? Was machen wir als Kirche damit? Stellen wir in aller erster Linie Jesus, dann die lokale Gemeinde als Ganzes, die vorhandenen Werte & Systeme in den Mittelpunkt, oder uns selbst? Ich merke, wie mir selbst geläufige Pastor-Floskeln wie ‚meine Gemeinde‘, ‚mein Leitungsteam’…. mehr und mehr aufstoßen und versuche sie komplett aus meinem Wortschatz zu verbannen. Ich bin Pastor in unserer Gemeinde. Unser Leitungsteam. Unsere Gottesdienste… wenn wir geistliche Familie sind, dann ist es auch unser Gemeinsames. Auch und trotz verschiedener Rollen/Berufungen und Begabungen innerhalb der Familie.

    Und das zweite Thema das mich bewegt ist die (Un)Freiheit der lokalen Ortsgemeinde. Wie viel Führung/Rechenschaft/Input von Außen braucht es und wie viel Freiheit & Selbstverantwortlichkeit benötigt es intern. Grade weil die Landschaft in den Extremen gespalten ist, zwischen degenerierenden Minigemeinden (die sich manchmal auch noch für hoch geistlich halten) und großen ‚Gewinner-Gemeinden‘, die genau in die beschriebene Richtung drängen (à la Franchise oder in unseren historisch gewachsenen Bewegungen, dann eben ‚apostolische Häuser‘).

    So eine richtig gute Idee habe ich noch nicht. Aber vielleicht ist ein Ansatz anzufangen, anders zu zählen/werten. Nicht die Größe einer Gemeinde, oder ihr Budget im Fokus, sondern z.B. prozentuale Größe zur Stadt-/Kreiseinwohnerschaft. Taufen statt Gottesdienstbesucher. Kleingruppenanzahl prozentual zur Gottesdienstbesucherzahl. Mitarbeiter, im Verhältnis zu Mitgliedern…. da geistliches Wachstum an sich nicht messbar ist, sondern nur an den Früchten, müssen vielleicht andere Maßstäbe her…

  2. Christian Borchert schreibt:

    Super interessant diese 8 Lexionen des J.Mattera. Da können Gemeindeleitungen und Leiterkreise sehr profitieren für ihre Gemeinden und Organisationen!

    Zum Arno-Kommentar:

    Zu 1.: Das Zentrum von Gemeinde sollte immer Zentrum bleiben – der dreeinige Gott in allen 3 Personen. Mk.9,33-37 ist das eindeutige Vorbild vom „Kirchengründer“ Jesus höchst persönlich!

    Und Menschen sind immer wichtiger als Systeme, Organisationen, Erfolgszahlen, Wachstum usw.!

    Zu 2.: Beratungresistente Gemeinden sind aus meiner Wahrnehmung irgendwann an Grenzen gekommen, wo entschieden werden muss, wie man welchen Weg weitergeht. GUTE geistlich zielführende Gemeindeberatung ist rar und ein schwieriges Unterfangen, wie ich leider in unserer vorigen Gemeinde (35Jahre z.T. sehr aktive Mitgliedschaft) erleben musste. Es kann aber gelingen, dazu gibt es gute Beispiele – auch Willow Creek (Chicago) ist hier ein Beispiel von dem man viel lernen kann!

    Zu3.: Mit „zählen“ muss man immer vorsichtig sein. ANDERS zählen wäre ein sehr guter Ansatz. Nur nach welchem Maßstab? Wie hat Jesus „gezählt“? Hat er überhaupt gezählt? Beim Geld unter den Jüngern gab es klare Zähl- und Verantwortungsregeln. VERANTWORTUNG noch so ein großes Wort!

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