Ich bin erschrocken und bestürzt zu hören, dass Christen in Russland bereit sind in Kauf zu nehmen, dass Christen in der Ukraine umkommen. Und auch umgekehrt sei diese Einstellung anzutreffen. Das ist christlicher Nationalismus, der nicht mit dem Evangelium von Jesus zusammengeht!
Ich möchte meinen Blog mit dazu verwenden, auf diese Fehlentwicklung hinzuweisen. Dabei ist mir Dietrich Bonhoeffer vor Augen, der dieses falsche Denken schon 1934 pointiert in seiner Rede auf der Fanö-Konferenz gegeißelt hat.
Als Verantwortliche muss unser Blick definitiv ein weiteres Spektrum haben und Christus zum Fixpunkt machen. Hier ein Auszug aus der Rede von Dietrich Bonhoeffer. Ein Wort auch für unsere Zeit!
Bonhoeffers Friedensverständnis
„Ach daß ich hören sollte, was der Herr redet, daß er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen“ (Ps. 85,9).
»Zwischen den Klippen des Nationalismus und des Internationalismus ruft die ökumenische Christenheit nach ihrem Herrn und nach seiner Weisung. Nationalismus und Internationalismus sind Fragen der politischen Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Aber die Ökumene fragt nicht nach diesen, sondern nach den Geboten Gottes und ruft diese Gebote Gottes ohne Rücksicht mitten hinein in die Welt.
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„Friede auf Erden“, das ist kein Problem, sondern ein mit der Erscheinung Christi selbst gegebenes Gebot. Zum Gebot gibt es ein doppeltes Verhalten: den unbedingten, blinden Gehorsam der Tat oder die scheinheilige Frage der Schlange: sollte Gott gesagt haben? Diese Frage ist der Todfeind des Gehorsams, ist darum der Todfeind jeden echten Friedens. Sollte Gott nicht die menschliche Natur besser gekannt haben und wissen, daß Kriege in dieser Welt kommen müssen wie Naturgesetze? Sollte Gott nicht gemeint haben, wir sollten wohl von Frieden reden, aber so wörtlich sei das nicht in die Tat umzusetzen? Sollte Gott nicht doch gesagt haben, wir sollten wohl für den Frieden arbeiten, aber zur Sicherung sollten wir doch Tanks und Giftgase bereitstellen? Und dann das scheinbar Ernsteste: Sollte Gott gesagt haben, Du sollst dein Volk nicht schützen? Sollte Gott gesagt haben, Du sollst Deinen Nächsten dem Feind preisgeben? Nein, das alles hat Gott nicht gesagt, sondern gesagt hat er, daß Friede sein soll unter den Menschen, daß wir ihm vor allen weiteren Fragen gehorchen sollen, das hat er gemeint. Wer Gottes Gebot in Frage zieht, bevor er gehorcht, der hat ihn schon verleugnet.
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Sie können nicht die Waffen gegeneinander richten, weil sie wissen, daß sie damit die Waffen auf Christus selbst richteten. Es gibt für sie in aller Angst und Bedrängnis des Gewissens keine Ausflucht vor dem Gebot Christi, daß Friede sein soll.
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Kämpfe werden nicht mit Waffen gewonnen, sondern mit Gott. Sie werden auch dort noch gewonnen, wo der Weg ans Kreuz führt. Wer von uns darf denn sagen, daß er wüßte, was es für die Welt bedeuten könnte, wenn ein Volk – statt mit der Waffe in der Hand – betend und wehrlos und darum gerade bewaffnet mit der allein guten Wehr und Waffe den Angreifer empfinge? (Gideon: …des Volkes ist zuviel, das mit dir ist … Gott vollzieht hier selbst die Abrüstung!)«
Auszug aus der Rede von Dietrich Bonhoeffer, DIETRICH BONHOEFFER WERKEN (DBW13, Seite 298-301) Die ganze Rede stellt der DBV auf seiner Homepage hier bereit.
https://www.pro-medienmagazin.de/evangelische-allianz-russlands-entschuldigt-sich-wegen-ukraine-kriegs/
Das ist auch Russland und sehr mutig!
Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag, dem ich gerne zustimme!!