»Das Gespräch ist die grundlegende Leadership-Technologie« Und wie ist das in Teams?

Wie sieht ein Teamklima aus, dass das vertraute Gespräch dauerhaft fördert? Mit einer weiteren interessanten und praxisorientierten Buchvorstellung zum Thema Team, das dieser Frage nachgeht, verabschiede ich mich in die Sommerpause. Im September geht es weiter auf dem Leiterblog.

High-Impact Tools für Teams ist ein sehr (!) ansprechend gestaltetes Buch für Leute, die Wesentliches in kurzer Zeit erfassen wollen. Es ist in der »Strategyzer Reihe« im Campus Verlag als neuester Band erschienen. Die Reihe hat Internationale Bestseller in über 40 Sprachen hervorgebracht. Also, zurück zum Teamklima:

VERTRAUEN! Schlüsselkompetenz der Teamentwicklung!

Fünf Praxis-Tools (Team Alignment Map, Teamvertrag, Faktenfinder, Respektkarte und der Leitfaden für gewaltfreies Bitten) bilden den methodischen Rahmen, in dem die Autoren Teamentwicklung denken. Ihr Ansatz will praktisch und umsetzbar sein, so der Selbstanspruch. Zunächst entwickeln sie an der Basis im Alltag praxistaugliche Tools. Dann erproben sie die Tools in Umsetzungsprozessen. In unterschiedlichen Kontexten werden die Tools getestet und verbessert. Wenn es „rund läuft“ und die Nutzer ohne weitere Rückmeldungen mit den Tools gute Erfahrungen machen, beginnt das Buchprojekt. Ihr Wissen und ihre Erfahrung soll nun einer größeren Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. So ist auch dieser Band entstanden, sagen die Autoren.

Die Tools von High-Impact führen zu den Kernpunkten des Miteinanders im Team. Im Zentrum steht die Frage nach dem Vertrauen. Das ist jetzt keine Überraschung, im Gegenteil! Sie greifen die Binsenweisheit der Teamkultur auf: Erfolgreiche Organisationen werden von agilen Teams getragen, die im Kern Vertrauen als Schlüsselkompetenz haben und beständig pflegen. Dazu hätte ich jetzt nicht dieses Buch zur Hand nehmen müssen!

Die Tools

Obschon vielen klar ist, welche Bedeutung Vertrauen für das produktive Miteinander hat, scheitern (zu) viele Teams auf der Langstrecke an dieser Frage. Wie kommt das? Vertrauen geht verloren! Das ist naheliegend, bekannt und einfach zu fassen! „Das wissen doch alle!“ Warum klappt es immer wieder nicht? Alle sind doch guten Willens. Gerade in meinem Non-Profit-Kontext des kirchlichen Lebens begleitet mich diese Frage seit Jahrzehnten. 

»Die Vorhersagbarkeit menschlichen Verhaltens ist immer auf die eine oder andere Art mit dem Phänomen des Vertrauens verknüpft.«

Paul Watzlawick, Psychologe

Offenbar liegt der Engpass nicht im Wissen, sondern im gemeinsamen Alltag. Das Vertrauen der Teamer leidet. Entweder treten Spannungen untereinander auf, oder Uneinheit in sachliche Fragen belasten das Vertrauen im Team. In der Regel sind diese beiden Ebenen eng miteinander verwoben und auf den ersten Blick schwer zu unterscheiden.

Konstruktive Prozesse erlahmen zuweilen aber auch, weil alle so nett miteinander bleiben und Fakten nicht in einem wertschätzenden Klima konstruktiv kritisch bearbeitet werden. In manchen Kirchen meiner geistlichen Heimat dürfen nur positive Dinge zur Sprache kommen. Kann das auf Dauer gut gehen? Wie auch immer: wenn das Vertrauen untereinander „flöten geht“, nutzen alle Kompetenzen, alle Methodik und Strategie (usw.) nur noch wenig!

Hier liegt die Stärke von High-Impact-Tools!

Sowohl das Miteinander der Menschen im Team, als auch die sachlichen Aspekte werden integrativ mit den Tools aufgegriffen. Mit der Team-Alignment-Map bekommt das Team diese Tools, Werkzeuge an die Hand:

  • Klare Spielregeln – geregelt im Teamvertrag.
  • Gute Fragen – gefördert durch den Faktenfinder.
  • Wertschätzung – die Respektkarte hilft.
  • Konstruktiv Konflikte bearbeiten – Gewaltfrei bitten.

Diese Tools helfen, um das Miteinander im Team vertrauensvoll auf „die Beine zu stellen“. Die Integration der beiden Ebenen im Team, über die wir sprachen, verbessert das Teamklima: Fakten und Ziele, Wertschätzung und Offenheit wirken zusammen. Das wollen die Autoren fördern und haben viele knappe „Learings“ visuell ansprechend und in Verbindung mit einer Fülle von Praxisbeispielen ins Buch gebracht.

Die Anleitungen zur Reflexion an unterschiedlichen Stellen des Buches führen dazu, das es zur Umsetzung kommt. Nachdem man als Leser die Idee des Prozesses und der Werkzeuge verstanden hat, findet man schnell (s)einen Ansatzpunkt. Weil das Buch wie ein Werkzeugkasten funktioniert, greift man automatisch nach dem Werkzeug, das für die aktuelle Aufgabe gerade Sinn macht. Die Kiste „High-Impact-Tools für Teams“ ist gut gefüllt. Wer hat sie gefüllt? Wer sind die Autoren?

Die Autoren, das sind Stefano Mastrogiacomo (international gefragter Management-Berater, Professor an der Universität von Lausanne) und Dr. Alexander Osterwalder (Berater und Trainer für Geschäftsmodellinnovationen). Sie haben mit Alan Smith den Werkzeugkasten zusammengestellt.

Ein Arbeitsbuch

Tatsächlich inspiriert mich das Buch direkt zum Handeln. Klar, ich lese gerne Bücher, die mir den theoretischen Hintergrund aufzeigen und mich zur Reflexion anregen. High-Impact Tools inspiriert mich aber direkt zur Anwendung. Das finde ich richtig gut.

Es gibt mir den Anreiz konkret zu denken und die Anwendung im Blick zu behalten, ohne in zu komplizierte Prozesse zu geraten. Das wäre in meinem Non-Profit-Umfeld schlicht unrealistisch. Warum? Weil ehrenamtliche Mitarbeiter einfach nur sehr begrenzt Zeit haben. Diese begrenzte Ressource kann und will ich nicht in komplexen Prozessen aufbrauchen. Sie sollen etwas bewegen und bewirken mit ihrem Ehrenamt. Meine Rolle besteht darin, den Rahmen dafür zu schaffen und sie Rahmenbedingungen „schlank“ und effektiv zu halten. Dabei unterstützt mich High-Impact Tools für Teams.

Es hilft mir …

… wie ich für Sicherheit, Empowerment, Engagement und Vertrauen arbeiten kann. Alles Aspekte, die das Miteinander von Menschen betreffen und die Grundlage wirksamer Teamarbeit bilden. Die Autoren definieren diese zentralen Begriffe so:

Sicherheit: Die Mitglieder dieses Teams sind überzeugt, dass das Team beim Eingehen interpersoneller Risiken Sicherheit bietet und dass niemand für das Vorbringen von Ideen, Fragen, Sorgen oder das Eingestehen von Fehlern bestraft oder gedemütigt wird (Edmondson 1999).

Empowerment: Der Grad an Motivation, den Beschäftigte empfinden, wenn sie Kontrolle über ihre Arbeit zu haben glauben (Spreitzer 1995).

Engagement: Der kognitive Zustand von Individuen, die ihre persönlichen Ressourcen und ihre Energie in ihre beruflichen Funktionen und Aufgaben investieren (Christian, Garza und Slaughter 2011; Kahn 1990).

Vertrauen: Die Bereitschaft, sich anderen gegenüber verwundbar zu machen (Mayer, Davis und Schoorman 1995).

Meine Rolle – mein Ansatz …

Richtig stark finde ich, das ich in meiner Rolle abgeholt und durch den Stoff geführt werde. Aus welcher Perspektive denke ich über wirksame Teams nach? Welche Werkzeuge nutze ich? Denke ich über Teams als …

  • Leiter einer Organisation
  • Selbstständiger
  • Team-Coach
  • Projektleiter
  • Teammitglied
  • Ausbilder

nach?

Das Stichwortverzeichnis und die umfangreichen Quellenangaben helfen mir, schnell zu den Themen zu kommen, die für mich gerade wichtig sind. Auf über 300 Seiten erschließt sich uns Lesern kreativ, strukturiert und inspirierende ein Wissen mit Praxisbezug.

High-Impact Tools für Teams, Stefano Mastrogiacomo, Alexander Osterwalder, Campus Verlag, 329 Seiten, 34,95 €

Illustration: Auszug aus High-Impact Tools für Teams, Campus Verlag

Über Lothar Krauss

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