Wenn die Gottesdienste in der Adventszeit richtig gezündet haben und an Heiligabend die Rakete abgehoben hat, dann ist das schon ein Highlight in der Kirche. Doch diese Frage darf im Vorfeld auch nicht offen bleiben: Wie geht’s dann weiter? In vielen Gemeinden lautet die Antwort: Wir haben eigentlich keinen Plan! Das muss nicht so bleiben. Hier unsere Geschichte …
Kein Plan!
Weihnachten lief super! So viele Leute, wie bislang noch nie!!! Diese Erfahrung habe ich in den 5 Prozessen der Gemeindeerneuerung so oft gemacht. Vor allem: unfassbar viele Leute kommen, die bislang noch keinen Bezug zum Glauben haben! In keinem anderen Gottesdienst des Jahres ist das sonst so der Fall. Aber für den Anschluss hatten wir keinen wirklichen Plan. Oder irgendwie einen „falschen“ Plan.
Falscher Plan!
Falsch im Blick auf die Chance, die sich an Weihnachten eröffnet. Falsch im Blick auf die Leute, die den Gottesdienst besuchten, aber noch keinen Bezug zum Glauben hatten. Wir nennen sie in Gifhorn liebevoll VIP’s! VIP’s deshalb, weil sie der Grund sind, warum es Weihnachten gibt (vgl. Lukas 19,10 oder auch Johannes 3,16). Was genau ist falsch?
Falsches Thema – falscher Schwerpunkt
Ich möchte es so sagen: wenn schon so viele Leute in den Gottesdienst zu Heiligabend kommen, es ihnen gut gefällt und sie sich wohl fühlen, dann sollten wir ihnen einen Anreiz bieten, im Januar wieder zu kommen. Wie mache wir das?
- Sie müssen uns als Kirche wirklich wichtig sein!
- Wir müssen eigene Bedürfnisse zurückstellen!
- Wir knüpfen an ihren Fragen an!
- Wir helfen ihnen, ihren nächsten Schritt zu gehen!
- Wir bieten ihnen diese Chance direkt am Heiligabend!
Gut, der Reihe nach:
Es geht nicht um uns! Das ist schon mal ein Punkt, an dem viele Gemeinden scheitern. Leider. Ich will deutlich werden: wenn eine Kirche am 24.12. mega viele VIP’s erreicht, dann kann sie nicht im Januar eine Reihe zur Frage machen, was die Vision der Gemeinde ist! Oder Themen für die Wochen im ersten Monat planen, die sich intensiv mit internen Fragen beschäftigen. Auch Gebetswochen sind nicht so der Knüller, zumindest aus Sicht des VIP! Oft übrigens auch nicht aus Sicht der Langzeitglaubenden. Aber das ist ein anderes Thema. Also, was sollte Thema im Januar sein?
Themen im Januar:
Fragen und Themen sind für den Januar zu wählen, die für die VIP’s relevant sind. Die aus ihrer Lebenswelt stammen und ihnen Antworten bieten oder Themen aufgreifen, die sie jetzt noch vom Glauben abhalten. Das können Lebens- oder Glaubensfragen sein! Ein paar Beispiele – die Liste ist nur eine Anregung und sehr unvollständig!
- Gott, wenn es dich gibt, dann zeig dich mir! – Wie geht das?
- Gott und das Leid der Welt?
- Glaube und Wissenschaft?
- Bibel – kann man doch nicht wörtlich nehmen!
- Schickt Gott Leute in die Hölle?
- Und die anderen Religionen?
- Christentum: eine Zwangsjacke!
- Die Kirche hat zu viel auf dem Kerbholz!
- Beziehungen: wie baue ich tiefe Freundschaften
- Wie gelingt meine Partnerschaft?
- So ein Streß mit den Kindern
- Wie finde ich meinen Fokus im Leben?
- Gibt es eine Bestimmung für mich?
- Kann man Gott vertrauen?
- Wird Angst vergehen?
- Ist Frieden möglich?
- …
Bestimmt fallen euch noch viel mehr Themen ein. Einfach mal auf der Arbeit oder im Bekanntenkreis umhören, zu welchen Themen sie Fragen an den Glauben haben. Und dann die Stichworte knackig formulieren, damit sie VIP’s abholen. Genau in diese Fragen sollte eine Kirche im Januar eintauchen. Billy Graham meinte einmal in etwa, dass er die Themen für seine Veranstaltungen in der Tageszeitung findet, die Antworten dazu in der Bibel. So ähnlich könnte man an die Fragestellung herangehen.
Am besten mit einer Reihe von Gottesdiensten. 3 x oder 4 x in Folge. Serien helfen, immer wieder zu kommen. Die Fragen der VIP’s sind der Ausgangspunkt, von dem aus wir starten. Perspektiven und Impulse geben wir dann aus dem Wort von Gott. Verbunden mit vielen Brücken aus dem Alltag des VIP’s. Aber mit der Substanz: GOTTES WORT. Das hat Kraft und überzeugt. Kann ja keiner von uns …
Flyer schon am 24.12. auf den Stühlen!
Genau! Wenn die VIP’s da sind, braucht es diese Infos. Genau dann, wenn es ihnen in der Kirche gefällt, sie berührt sind, Vorurteile überwunden werden …, muss die Einladung in die Hand. Nicht später! Effekt: über Weihnachten kommt man ins Nachdenken: „Wollen wir im Januar der Kirche mal eine Chance geben? Die Leute waren ja ganz nett und die Themen betreffen uns.“ Und dann geht es los.
Ich habe das so oft erlebt. Jeder größere Wachstumsschub steht mit dieser Strategie in Verbindung. In anderen Regionen der Welt mag es anders sein. Aber bei uns ist es immer noch so, dass wenn es ein tolles Angebot an Weihnachten gibt, VIP’s sich einfacher einladen lassen. Und wenn eine tolle, spannende und ansprechende Themenreihe im Januar ansteht, lassen sich manche wieder einladen. Und nun zum Einwand:
Und wann kommt die Gebetswoche, die Visionspredigten, Futter für die Frommen?
Später im Jahr! Januar gehört noch zu Weihnachten! Februar könnte noch zur Festigung genutzt werden. Im März wäre die erste Gelegenheit, wo die Kirche andere Schwerpunkte setzt. Aber immer so, dass auch Leute, die Gott nicht kennen, immer viel mitnehmen können, wenn sie weiter kommen. Das ist schon ein Gebot der Liebe, finde ich.
Mir ist schon klar …
Dass man es anders sehen kann. Wenn einem VIP’s aber wichtig werden, wird man doch wenigstens einmal darüber grübeln. Und es muss nicht so bleiben! In Gifhorn war vor vielen Jahren der Gottesdienst zu Heiligabend einer der am schlechtesten besuchten Gottesdienstes des Jahres erzählte mir ein fast Ü60er, der seit Kindertagen dabei ist. 2019 waren es 950 Leute in den drei identischen Gottesdiensten. Hier ein Bericht, wie es war.
»Ist da jemand?«
Eine tolle Aktion für den Januar ist die Kampagne »Ist da jemand?«. Mit dem Verlag habe ich abgesprochen, dass wir die Chance dafür noch einmal auflegen können. Mehr dazu hier. So könnte man an Heiligabend schon kräftig werben und im Januar durchstarten. Das Material ist ausgearbeitet und manche Medien stehen bereit. Alles ohne Kosten. Und wer das Buch zu Weihnachten verschenken, weil es im Januar gemeinsam gelesen wird, hat gleich noch ein gutes Weihnachtsgeschenk gefunden.