Überzeugend vor der Kamera: Wie geht das?

Viele Pastoren und Leiter sind in den letzten Wochen zu TV-Predigern geworden. Sind wir überzeugend? Passt Person, Botschaft und Kontext zusammen? Worauf kommt es an? Einer, der es wissen muss, ist Craig Groeschel.

Craig hat dieser Tage ein paar richtig praktische Tipps für Kollegen parat, die jetzt in Windeseile vor der Kamera eine gute Figur abgeben müssen. Hier sind sie:

Der Praktiker

Seit vielen Jahren predigt der Pastor der Life.Church via Online-Stream. 34 Locations und Church Online sorgen dafür, dass er jede Woche zu buchstäblich Zehntausenden spricht. Gerade für Pastoren und Kommunikatoren in der Kirche ist das sehr interessant! Warum? Weil hier jemand über ein Thema aus der Perspektive des kirchlichen Leiters spricht und dabei über viele Jahre praktische Erfahrung verfügt. Er macht also schon lange genau das, was gerade Hunderte von uns kurzfristig üben! Eine Masterclass für uns.

Worauf kommt es an?

Hier die Hauptpunkte, die Craig im Video ausführt:

  • Der Standort der Kamera ist sehr wichtig!
  • Der Standort entscheidet mit darüber, ob eine gute Verbindung zwischen Verkündiger und Zuschauer entsteht.
  • Wenn die Kommunikation als angenehm empfunden werden soll, sollte eine persönliche, nahe Position gewählt werden.
  • Steht die Kamera z.B. zu weit weg, neigt der Redner zu Übertreibungen in seiner Gestik, Stimme … Das wirkt unnatürlich, künstlich und sorgt nicht dafür, dass eine angenehme Kommunikation aufgebaut wird.
  • Wer mit mehreren Kameras arbeitet sollte wissen, welche Kamera gerade aufnimmt. In die Kamera zu schauen, ist sooo wichtig sagt Groeschel.* Dadurch wird die Kommunikation einfach persönlich!
  • Es ist wichtig sich zu visualisieren, in welcher Situation der Zuschauer vermutlich die Kommunikation aufnimmt. Sitzt er auf dem Sofa mit seinem Tablett, schaut er über einen Screen mir zu? Was ist die angemessene Kommunikation. Witzig, wie Craig das bei Minute 4.55 illustriert. Er möchte eine authentische Verbindung „fühlen“.
  • Und dann überrascht Craig mit einem Einblick, den man so nicht vermutet hätte: es gibt Zeiten, da beginnt er seine Predigt, spricht 5 Minuten, stoppt dann und beginnt noch einmal. Warum?
    • Weil er das immer wieder braucht, um seine Nervosität abzuschütteln und entspannt zu werden! Absichtlich legt er manchen „Fehlstart“ hin!
    • Ist das nicht sehr ermutigend für uns alle, die wir gerade unsere ersten Schritte vor der Kamera machen und keine Naturtalente sind?
  • Und dann macht er Mut und sagt, dass man durchaus die Predigt 2x aufnehmen könnte. Der zweite Durchgang kann aus verschiedenen Gründen durchaus besser sein.
  • Und dann noch das: Vertraue der Kraft des Evangeliums! Die Kraft der Botschaft liegt nicht in deiner Performance, der Qualität der Videokamera oder im Streaming. Die Kraft liegt im Evangelium!
  • Strebe keine Perfektion an! Leute wollen mit dir eine Verbindung als Person aufbauen, nicht als ein professioneller Redner. Wenn alles „poliert“ sein soll, geht die Kraft verloren.

Ich finde …

… dass die Frage, worum es uns als Kommunikatoren des Evangeliums geht, sehr wichtig ist. Gerade in einer Zeit, in der wir als Personen mehr Öffentlichkeit erfahren. Dieses Wort von Paulus an die Christen in Korinth, die gerne bestimmte Pastoren verehrten (1. Kor. 1,12), ist super aktuell:

Gibt es ´angesichts einer solchen Verantwortung` irgend jemand, der der Aufgabe ´der Verkündigung` gewachsen ist? 17 So vielen geht es nur um ihren Gewinn, wenn sie die Botschaft Gottes verkünden; dafür sind sie sogar bereit, die Wahrheit zu verfälschen. Wir hingegen handeln aus uneigennützigen Beweggründen, und was wir sagen, sagen wir im Auftrag Gottes; wir sagen es in der Verantwortung vor Gott und in der Abhängigkeit von Christus. | 2. Korinther 2:16-17 NGÜ


*Einer meiner Freunde ist TV Experte. Mit ihm habe ich diesen Punkt diskutiert, da viele YouTuber auch die Seitenposition wählen. Auch in Predigten sieht man das dieser Tage häufiger.

Seine Sicht: Das ist eine ganz schlechte Wahl, weil die persönliche Kommunikation dadurch gestört wird! Wenn jemand einen nicht anschaut, während er oder sie einem etwas wichtiges sagen möchte, ist das eigenartig!

Diese Methode kommt aus der Interviewsituation, in der das seit einem Helmut Kohl Interview vor vielen Jahren erstmals in der breiten Öffentlichkeit Anwendung und Gefallen fand. Was für Interviews durchaus gut ist, eignet sich aber für Moderation und Kommunikation nicht. Spannend fand ich, dass Craig Groeschel diese Sicht teilt!


Ab Minute 3.06 erläutert Craig die Punkte

https://youtu.be/iatfxa6r2_U

SCHULUNGSTAG des ICF Zürich

Am 21. Mai bietet das ICF Zürich einen kostenlosen Schulungstag zur Frage an, wie Kirchen online wirksam sein können. Auch das ICF steht vor der Erfahrung, dass die 1:1 Übertragung eines üblichen Gottesdienstes in diesen Tagen an seine Grenzen kommt.

 

Bildnachweise: Screenshots von Life.Church & ICF Zürich

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
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