WIE WILLOW MIT DER KRISE UMGEHT

UPDATE: 29. Juni 2018 – Es ist still um den Vorgang geworden was aber nicht bedeutet, dass er abgeschlossen ist. Einige große Kirchen haben die Teilnahme am Summit 2018 ausgesetzt. Prof. Dr. Scot McKnight, Prof. für Neues Testament am Northern Seminary in Lombard, IL gehörte fast ein Jahrzehnt zu Willow. Immer wieder wurde er gefragt, wie er die Vorgänge einordnet. Sein Blogeintrag dazu ist sehr lesenswert und bringt gut die Spannung zu Ausdruck, die in den Anschuldigungen und den Umgang damit liegt. Hier ist er zu lesen.

Ulrich Eggers und Karl-Heinz Zimmer, Vorsitzender und Geschäftsführer von Willow Creek Deutschland haben ebenfalls durch ihr Interview mit dem Willow Magazin Orientierung im Umgang mit den Vorgängen angeboten. Das Interview ist hier zu lesen.

UPDATE: 6. Juni 2018 – Die Ältesten haben erneut einen Bericht zum Stand der Entwicklungen veröffentlicht, der hier aufzurufen ist.

Willow Creek Community Church durchlebt eine schwere Zeit, ausgelöst durch die Vorwürfe gegen Bill Hybels und die Reaktionen auf allen Seiten darauf. Bill ist mittlerweile zurückgetreten und die Leitung der Gemeinde ringt um Aufklärung, Bereinigung und Versöhnung sowie gute Wege in die Zukunft. Dazu gibt die Ältestenschaft regelmäßig Bericht. Hier die Hauptpunkte ihres 3. Berichtes von gestern Abend:

NEUER VORSITZ

Die bisherige Vorsitzende Pam Orr ist durch Lane Moyer abgelöst worden. Das liegt an der Regel, dass der Vorsitz regelmäßig erneuert wird. Älteste werden für 2 Jahre berufen und die Amtszeit des Vorsitzenden ist auch zeitlich begrenzt. Lane Moyer ist dabei den Vorsitz turnusgemäß zu übernehmen und hat gestern Abend nun erstmals den Bericht der Ältesten gegeben.

UNTERSUCHUNGEN

Die Ältesten befinden sich in einer 45-tägigen Untersuchung der Vorwürfe. Alle betroffenen Frauen sollen die Möglichkeit haben, ihre Vorwürfe gegen Bill Hybels persönlich vorzubringen. Nun kann es verständlicherweise sein, dass die betroffenen Frauen kein Vertrauen in die Leitung von Willow haben, nachdem diese sich anfänglich zu sehr auf die Seite von Bill gestellt hatten. Davon waren sie schon vor zwei Wochen abgerückt. Für betroffene Frauen ist nun auch die Möglichkeit eröffnet worden, ihre Vorwürfe einer unabhängigen Stelle zu schildern, die die Untersuchungen als dritte, externe Stelle begleitet. Willow hat dazu »CROSSROADS RESOLUTION« engagiert.

Die Untersuchungen werden auch über den Zeitpunkt der 45-Tage hinaus weitergehen, sagte Lane gestern Abend.

ZUSAMMENARBEIT: MÄNNER – FRAUEN bei Willow

Auch die Frage der Zusammenarbeit von Männern und Frauen ist ein Thema. Willow ist dafür bekannt, dass sie Frauen die Tür sehr weit geöffnet hat und war Vorreiter und Beispiel für viele Kirchen in den USA. Mit Heather Larson steht eine Frau an der Spitze der Leitung. Das ist für eine amerikanische Mega-Church außergewöhnlich und der Überzeugung geschuldet, dass Frauen und Männer aufgrund ihrer Berufung und Begabung mitarbeiten sollen, nicht aufgrund ihres Geschlechts.

Diese Einstellung soll auf alle Fälle beibehalten werden, trotz der Anschuldigungen. Aktuell initiiert das Executive Leitungsteam mit den angestellten Mitarbeitern Diskussionsrunden, um ihr Miteinander – im Licht der Anschuldigungen – zu reflektieren und um Wege zu finden, wie das in Zukunft besser gelingen kann.

E-MAILS

Und sie haben die Regel geändert, die die Speicherung der eMails betrifft. Dazu haben sie sich mit IT-Spezialisten beraten und weitere Fachgespräche geführt. Ergebnis: Alle angestellten Mitarbeiter stehen nun wieder unter der gleichen Regelung, die dafür sorgt, dass eMails über einen längeren Zeitraum gespeichert bleiben. Die Rechenschaftspflicht und Kontrolle ist für damit für alle angestellten Mitarbeiter gleich.

BILL & LYNN HYBELS

Auch die Situation für Bill und Lynn wurde kurz gestreift. Die Ältesten sagten, dass sie die Beiden und ihre Familie weiter begleiten, ohne konkret zu beschreiben, was das genau bedeutet.

EIN RINGEN …

Es ist zu spüren, dass die Gemeinde und ihre Leitung ringt. Bei meinem letzten Besuch im April war das sehr zu spüren. Noch lange geht man nicht zur Tagesordnung über. Und noch lange ist die Situation nicht ausgestanden.

Letzte Woche gab es ein wichtiges UPDATE von Tom De Fries und Dick DeVoss (CEO und Chair der Willow Creek Association), in dem sie um den GLS18 werben und deutlich machen, dass Bill weder als Host noch als Redner dabei sein wird.

Das ist bemerkenswert, da diese Info eigentlich bekannt ist. Sie aber noch einmal zu unterstreichen verdeutlicht, wie brisant das Thema weiter ist. Der größte Übertragungsort des GLS (Grace Church) hat vor kurzem bekanntgegeben, dass sie mit der Übertragung 2018 pausieren werden. Ihr Pastor Dave Rodriguez hat am 21. Mai die Entscheidung der Gemeinde in der Predigt „Breaking the Silence“ erläutert und grundsätzlich zum Thema des Missbrauchs Stellung genommen.

Die Erklärung der Ältesten ist wieder öffentlich auf der Homepage von Willow hier zu finden. Das kurze Video der Erklärung (2:52) ist hier zu sehen.

Reaktionen & Einwände

Fotos: privat: Lothar Krauss, YouTube Screenshot

Über Lothar Krauss

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2 Antworten zu WIE WILLOW MIT DER KRISE UMGEHT

  1. Stephan schreibt:

    Diese Geschichte rund um Willow beschäftigt mich als Leiter, weil es nicht nur um Bill oder Willow geht, sondern weil es hier um Grundsätze der Führung gerade in Krisenzeiten geht. Das kann uns allen passieren. Zugegeben: Willow ist nicht gerade eben um die aktuelle Kontroverse um Bill Hybels zu beneiden und es handelt sich wohl um die grösste Krise, die sie je durchlaufen haben. Doch gerade deshalb gibt es mir arg zu denken, wie ungeschickt sich die Führung von Willow verhält und wie defensiv sie kommunizieren. Mir scheint als hätten die Verantwortlichen entweder den Ernst der Lage, die diese Geschichte für Willow haben kann, nicht begriffen oder aber sie versuchen sich nach wie vor in Schadensbegrenzung anstatt dieser Geschichte redlich auf den Grund zu gehen und die Wahrheit zu Tage zu fördern. Die Verantwortlichen verheddern sich in Widersprüche, müssen ihre Aussagen korrigieren und „Experten“ hinzuziehen, obwohl man das ja schon gemacht haben will etc. Dabei gäbe es einfache Grundsätze einzuhalten: Zum einen müssen meiner Ansicht nach Älteste einen neutralen und unabhängigen Standpunkt einnehmen, wenn mehrere Klagen von Kläger(innen) eingehen. Nach 1. Tim 5, 19-22 muss die Sache in der Öffentlichkeit verhandelt werden. Das scheint mir bei Bill Hybels längst gegeben. Erst recht, wenn es so viele Klägerinnen von gutem Leumund sind. Zum andern muss einer Versöhnung immer zuerst das Bekennen oder zumindest die Wahrheit vorangehen, sonst wird es schnell einmal zu einer inhaltsleeren Floskel. Allein diese beiden Grundsätze scheinen mir bei den Ältesten von Willow nicht ganz gegeben zu sein. Nachdem man sich in zwei „Familientreffen“ viel Zeit genommen, um Bill öffentlich vor versammelter Gemeinde mit chronologischen Angaben zu verteidigen und die Klägerinnen ebenfalls öffentlich der „Lüge“ und „Verschwörung“ bezichtigt hat und nachdem man Bill öffentlich mit „Standing Ovations“ verabschiedet hat, gesteht man dann kleinlaut ein, dass von den Frauen nicht alles gelogen war und dass die Ältesten sich ungeschickt verhalten hätten. Ein Schuldeingeständnis klingt für mich anders. Kein Wort der Entschuldigung vor der Gemeinde und Öffentlichkeit an die Frauen, die man noch vor kurzem verleumdet hat. Dabei ist es doch ein einfacher Grundsatz, dass das Mass der Reue dem Mass der Tat entsprechen muss, damit sie ernst genommen werden kann. Wenn die Ältesten überzeugt sind, dass Frauen gelogen haben, dann sollen sie diese beim Namen benennen. Wenn sie nicht gelogen haben, dann sollen sie ihre Anschuldigungen öffentlich zurückziehen und sagen, wo Bill dann gelogen hat. Das würde Vertrauen schaffen, nicht das Verheimlichen von Fehlleistungen. Versöhnung kann erst stattfinden, wenn die Wahrheit am Licht ist. Alles was Willow bisher öffentlich gemacht oder gesagt hat, diente der eigenen Verteidigung und nicht der Aufklärung, als wolle man sich für allfällige Zivilklagen vorbereiten. Unter diese Kategorie zählt für mich auch das Engagement von »Crossroads Resolution«, deren Gründer David Schlachter schon vor 12 Jahren von Willow engagiert wurde, als es darum ging, Vorwürfe gegen Bill Hybels zu klären. Das Vorgehen ähnelte eher dem jetzigen Vorgehen als einer klaren Klärung und brachte ein zweifelhaftes Ergebnis (vgl. den Bericht von Betty Schmidt der dienstältesten Ältesten von Willow https://veritasbetold.wixsite.com/website/blog/updated-statement-from-betty-schmidt).
    Mir scheint, was Willow braucht, was wir alle brauchen in solchen Situationen, ist eine schonungslose Aufklärung und den Mut, die Wahrheit ans Licht kommen zu lassen unabhängig von Person und Position, damit man unbelastet weitergehen kann. Selbsterhalt mündet letztlich immer im Tod des Glaubens und führt uns auf Abwege. Ich wünsche Willow von ganzem Herzen, dass sie ihr Erbe gut weiterführen können und sie es nicht wieder selbst zerstören. Es gibt so viel Gutes zu bewahren.

    • Dana Pinsel schreibt:

      @Stepfan : Sehr gut geschrieben. Da Bill keine Straftat – soweit ich das beurteilen kann- vorgeworfen wird, ist eine „externe Beratung“ sowieso schwierig. Bei einer Straftat würden amtliche Untersuchungen eingeleitet – und von öffentlichen Mitteln bezahlt. Eine externe Untersuchung, die von Willow bezahlt wird, lässt vom Prinzip her schon wenig Neutralität vermuten… Als ich das erste Mal – hier auf diesem Blog – von diesen Vorwürfen gehört habe, und auf Facebook recherchiert habe, haben sehr viele den Vorwürfen nicht geglaubt und die Frauen sofort verdammt. Das hat mich geschockt! Obwohl uns die Vergangenheit lehrt, dass Pastoren – und auch Pastoren von Megachurches – alles andere als fehlerfrei sind, erwarten wir scheinbar, dass sie es sind.

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