Kurz bevor der Blog in die Winterpause geht* möchte ich meiner Leidenschaft frönen und schiebe dieses Bekenntnis ein: Ich mag Lexika !!! 🙂 Schon als Kind faszinierte mich die Brockhaus Enzyklopädie, damals hatte sie 20 Bände. Aber sie war unerreichbar für mich. Wirtschaftliche Gründe stellten sich mir in den Weg. Später, als ich sie mir hätte leisten können, trat Wikipedia seinen Siegeszug an. Lexika stehen bis heute hoch im Kurs wenn es darum geht, schnell, zuverlässig, konzentriert und doch nicht verkürzt eine Orientierung zu erhalten. Der Zeitdruck und die Informationsflut machen diese Gattung noch wertvoller. Doch diese kritische Anfrage muss erlaubt sein:
Ist die Qualität des Werkes ausreichend?
Kann ich mich darauf verlassen? Heute will ich (vielleicht als ein passendes Geschenk zu Weihnachten?) auf ein Lexikon hinweisen, das christlichen Führungskräften, Theologen und auch interessierten »Nebenberuflern« gute Dienste leistet. Es ist gerade in einer vollständigen Neubearbeitung auf den Markt gekommen.
ELThG² – Ein interessantes Konzept!
Das Evangelische Lexikon für Theologie und Gemeinde (ELThG²) beginnt in seiner zweiten Auflage zu erscheinen. Der erste Band des Standardwerkes liegt seit November vor. Es folgt einem starken Konzept. Zuerst einmal sind da die Fachautoren zu erwähnen. 400 ausgewiesene Experten ihres Fachs haben 8 Jahre an der Revision gearbeitet und dabei alles auf den neuesten Stand der Forschung gebracht. Etwa 3400 Beiträge werden die 4 Bände des ELThG² am Ende bieten. Es ist aus der protestantischen Perspektive geschrieben, hat aber seinen Fokus auf dem »theologischen Anliegen« und den »Arbeitsergebnissen« des deutschsprachigen Pietismus, der Erweckungsbewegung sowie der weltweiten evangelikalen Bewegung. Soweit der Eigenanspruch und die Positionierung in der Einleitung.
Der Blick in die Autorenliste macht aber deutlich, dass das Werk nicht bei einer verengten Sicht einer Position stehen bleibt, sondern einen weiten Horizont hat. Verbindend ist das gemeinsame Anliegen, die biblischen Grundlagen des christlichen Glaubens darzustellen.
Was ich hilfreich finde:
- Wissenschaftliche Formatierung
- Praktischer Aufbau
- Weiter Horizont
- Review-System
- eBook & Print
Wissenschaftliche Formatierung
Die Artikel sind zitierbar. Das ausgefeilte Verweissystem, die Belege für die Zitate und ein knappes, aber weiterführendes Literaturverzeichnis helfen bei der sorgfältigen Arbeit. Ich mag es, selbst bei einfachen Beiträgen meines Alltags fundierte Informationen und Quellen im Hintergrund zu haben. Das bietet das ELThG².
Praktischer Aufbau
Zunächst lenkt das ELThG² seine Leser auf einen größeren Artikel, aus dem der Überblick gewonnen wird. Dann stehen bis zu neun vertiefende Fachartikel bereit, um sich differenziert und konkret einzuarbeiten, ohne den Überblick zu verlieren. Bei meiner knappen Zeit ist das sehr hilfreich.
Weiter Horizont
Nicht nur die Fachautoren sorgen für den weiten Horizont, sondern auch die Struktur des ELThG²: klassische theologische Fachdisziplinen werden durch Nachbardisziplinen flankiert, soweit sie einen Bezug zum Hauptthema haben. So stoße ich auf ein großes Bild, in dem auch Kunst, Literatur, Wissenschaft, Philosophie vorkommen und soziologische, juristische, ethnische … Gesichtspunkte mir eine Grundlage zur Diskussion bieten.
Review-System
Im Anliegen »höchstmöglicher Allgemeinverständlichkeit« hat der Herausgeberkreis sorgfältig Stichworte, Artikellänge und Autor für den jeweiligen Beitrag ausgewählt. Die Beiträge wurden dann von den Fachherausgebern durchgesehen und an die Herausgeber weitergereicht. Ein weiteres Mal wurden nun alle Artikel durchgesehen, bevor sie an die Theologen der Verlagsredaktion gingen. So wird der Prozess im ELThG² beschrieben. Also ein Review-System, das auf Sorgfalt, sachliche Richtigkeit und Verständlichkeit aufbaut. Für mich als Praktiker ist das sehr wichtig, weil mir im Alltag in der Regel die Zeit fehlt, ich also zuverlässige Quellen brauche, mit denen ich arbeiten kann.
eBook & Print
Das ist auf der Höhe der Zeit. Das eBook vom ELThG² ist super, weil ich es beispielsweise auf meinem iPad … immer zur Hand habe. Es ist ein SEHR leistungsfähiges System, mit dem man richtig schnell den ganzen Text durchsuchen kann und gute Ergebnisse geliefert bekommt. Habe das gerade einmal mit »Advent« versucht. Gegliederte Rubriken der Ergebnisse ermöglichen mir fix die Entscheidung, was ich aufrufe. Darüber hinaus kann man (iPad) direkt im Web oder bei Wikipedia den Begriff weiter recherchieren. Das ist sehr effektiv. Aber ich will ehrlich sein, trotz aller Vorteile eines eBooks: Ich lesen immer noch sehr gerne in einem »echten Buch«. Der edel aufgemachte erste Band des ELThG² ist sein Geld wert und ein Genuss für jeden Buchliebhaber.
Evangelisches Lexikon Für Theologie Und Gemeinde (ELThG²), völlig neu bearbeitete Auflage Band 1
Heinzpeter Hempelmann (Hrsg.), Uwe Swarat (Hrsg.)
Holzgerlingen: SCM R. Brockhaus, 2017
1008 Seiten, Gebunden
€ 128,00 | eBook: € 89,99
Klasse Rezension, Lothar. Sogar die Arbeitsgemeinschaft für evangelikale Theologie (Afet) verweist auf deine Wertung.