Man muss es zugeben: Mitarbeiter klagen nicht selten darüber, dass Führungskräfte mehr reden als zuhören. Neulich sagte mir ein junger Pastor, dass ihn sein Anleiter in den regulären Treffen regelmäßig »zutextet«! Sein Wunsch? Mit guten Fragen zur Reflexion anleiten und dann genau hinhören … Ist das so, dass Führungskräfte Mühe damit haben richtig gut zuzuhören? Sind wir als Führungskräfte gute Zuhörer? Ein kleiner Test gibt Aufschluss:
Warum ist es überhaupt wichtig?
Muss eine Führungskraft nicht klare Anweisungen geben, direkt kommunizieren und dabei auch nicht lange »diskutieren«? Nun, das hängt davon ab, welche Nachfolger eine Führungskraft entwickeln will! Ist die Führungskraft ein »Beweger«, der auch andere als »Beweger« fördert? Oder sucht der Leiter vor allem problemlose Ausführende, die einfach tun was er sagt und Punkt?! Fähige Leute werden damit aber auf Dauer nicht zufrieden sein und abwandern! Zuerst »innerlich kündigen«. Dann tatsächlich …
Weil Entwicklungen gefördert werden …
Aktuelle Umfragen zeigen, dass in der Mitarbeiterentwicklung andere Punkte gefragt sind, als die rein wirtschaftliche Seite. Was lernen Führungskräfte daraus? Zum Beispiel, dass diese drei »Motivatoren« (also Haltungen und Handlungen, die die innere Motivation von vielen Mitarbeitern eher ansprechen), die ihnen Fachleute vorschlagen, eine große Rolle spielen:
Drei Motivationen:
Motivator Nr. 1: Zeigen Sie Wertschätzung und Interesse!
Motivator Nr. 2: Leben Sie vor, was Sie erwarten!
Motivator Nr. 3: Hören Sie zu!
Man könnte fast denken: sehr, sehr Basic. Das weiß doch jeder. Dafür einen Blogpost? Richtig. Wissen ist tatsächlich oft nicht der Engpass. Konstant umsetzen schon. Wenden wir uns der Nr. 3 zu: »Hören Sie zu!«
Eine Führungskraft, die wertschätzend, offen und interessiert zuhört, gewinnt immer. Zunächst die Mitarbeitenden, dann aber auch für sich selbst, für die Organisation, das Team … Alle gewinnen, wenn Leiter fördern, indem sie so mit Mitleitern, Mitarbeitern, Nachwuchskräften … umgehen. Eine Kultur entsteht, in der man gerne Verantwortung übernimmt und Leistung bringt.
Hören, reden, zornig sein!
Die Bibel greift das Thema auf und gibt folgenden Rat: »Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!« (Jakobusbrief, Kapitel 1 Vers 19) Schnell zum Hören zu sein ist nicht nur eine Anforderung an Führungskräfte, sondern an jeden Menschen, der konstruktiv Beziehungen bauen will. »Langsam zum Reden« – eine besondere Herausforderung für Leiter, da Führung häufig durch Kommunikation geschieht. Und: wir hören uns selbst gerne reden 🙂 »Langsam zum Zorn« – Zorn ist ganz mühsam. Wo Führungskräfte die Selbstbeherrschung verlieren, ist kein aktives Zuhören mehr möglich und Vertrauen zerbricht. Ungeduld schlägt manchmal in Zorn um! Habe ich richtig gehört? Zugehört? Bin ich ein guter Zuhörer? Jetzt wird es konkret:
DER TEST: BIN ICH EIN GUTER ZUHÖRER?
Pete Scazzero schlägt 10 Fragen vor, die in der Klärung dieser Frage helfen. Hier sind sie:
Kreise dazu alle Aussagen ein, die auf dich zutreffen.
- Meine engen Freunde würden mich als einen empfänglichen Zuhörer beschreiben.
- Wenn Leute über mich verärgert sind, kann ich zuhören ohne defensiv/verteidigend zu sein.
- Ich höre nicht nur auf die Worte, die Leute sagen, sondern achte auch auf die Gefühle hinter ihren Worten und nehme ihrer Körpersprache wahr.
- Ich habe wenig Interesse daran andere Leute zu beurteilen oder ihnen schnell meine Meinung zu sagen.
- Ich kann die Gefühle einer anderen Person mit Empathie bestätigen.
- Ich bin mir meiner Verteidigungsmechanismen in stressigen Gesprächen bewusst (z. B. Beschwichtigung, Ignorieren, Schuld, Ablenkung).
- Ich bin mir zutiefst bewusst, wie die Familie, in der ich aufgewachsen bin, meinen gegenwärtigen Stil zuzuhören geformt hat.
- Ich bitte um Klarstellung beim Zuhören, anstatt »die Leerzeichen auszufüllen« oder Annahmen zu machen.
- Ich unterbreche nicht, um meinen Punkt zu vertreten, wenn ein anderer spricht.
- Ich gebe den Leuten meine ungeteilte Aufmerksamkeit, wenn sie mit mir reden.
Wenn du 8 bis 10 Aussagen umkreist hast, bist du ein hervorragender Zuhörer. Wenn du 6-7 umkreist hast, bist du sehr gut; 4 – 5, gut; 3 oder weniger, dann »bist du in Schwierigkeiten.«
Wenn du wirklich mutig sein willst, nachdem du dich selbst beurteilt hast, frage deinen Ehepartner oder jemanden in deinem näheren Umfeld, um dich als Zuhörer zu beurteilen. Du könntest überrascht sein.