Gut, wirkliche »Breaking News« sind damit nicht gesagt. Seit 1997 denkt die Redeemer Church und Tim Keller über die Frage nach, wie eine Nachfolge dieses genialen Pastors gelingen kann. Gestern haben sie bekanntgegeben, wie und wann Keller aufhört und wie es mit der bekannten Kirche in Manhattan weitergeht. Sehr interessant. Hier die Fakten:
Die Redeemer Presbyterian Church in Manhattan
Zum 1. Juli 2017 hört Keller als Pastor der Kirche auf. Nicht aufgrund eines Skandals, eines Streites oder weil er der Gemeinde überdrüssig war (oder umgekehrt). Sondern bewusst entschieden. Keller, ein Leiter der loslassen kann und zur rechten Zeit Nein zu Gelegenheiten sagt, bevor die Gelegenheiten NEIN zu ihm sagen!!!
Redeemer stand schon lange vor der Frage, die sich in vielen Mega-Churches in den USA stellt. Die Antwort darauf beeinflusst entscheidend, wie es in ihrer Entwicklung weitergeht. Denn das Durchschnittsalter der Senior-Pastoren in Mega-Churches liegt bei 55 Jahren. Keller ist 66 Jahre alt. Seit 1997 denkt die Leitung in Manhattan darüber nach, wie die Nachfolge eines der bekanntesten und einflussreichsten Pastors und Apologeten in den USA aussehen kann!
Weltweiter Einfluss …
Es ist eine erstaunliche Geschichte, die durch Redeemer geschrieben wurde. Keller ist ihr Gründungspastor. Die Geschichte beginnt 1989 im ganz kleinen Rahmen mit einer Hand voll Leuten. Heute hat die Kirche über 5000 aktive Mitglieder, die sich in in 8 Gottesdiensten an 3 Standorten am Sonntag treffen.
Darüber hinaus hat die Gemeinde über 80 Projekte neuer Kirchen in New York City mit unterstützt und in 54 Ländern der Erde 381 Gemeindegründungen in den Großstädten der Ländern platziert, die viele Tausende auf den Globus erreichen. Keller gilt schon heute als ein Pionier der Kirche in der Großstadt, der besonders jungen und sehr gut ausgebildeten Leuten den Zugang zum christlichen Glauben geebnet hat. Seine Bücher landen auf den Bestsellerlisten und sein theologischer Einfluss auf Leiter aller Richtungen ist enorm!
Nicht länger »Multi-Site Mega-Church«!
Redeemer hat sich entschlossen, nicht länger eine »Multi-Site Mega-Church« zu sein. Ihre drei Sites (Standorte der Kirche in Manhattan) werden zu drei eigenständigen Gemeinden, die ihrerseits jeweils drei neue Gemeinden in naher Zukunft gründen. Die erste Gründung wird an Ostern dieses Jahres bereits kommen. Aus einer Gemeinde werden also 9 Gemeinden! Sie wollen in gemeinsamen Projekten alle immer wieder zusammenarbeiten, wie das Redeemer auch mit anderen Kirchen der Stadt seit vielen Jahren tut. Aber jede einzelne Kirche ist eigenständig, hat ihre eigene Leitung mit jeweils einem eigenen Gesamtleiter. Das ganze ist im Kern kein »Succession Plan« (eine Nachfolgeregelung), sondern »It is a Vision for not being a megachurch« (Eine Vision dafür, keine Megagemeinde zu sein!), sagte Kathy Keller, die Frau von Tim.
Was macht Tim Keller dann?
Tim Keller wird nach dem 1. Juli nun nicht mehr regelmäßig am Sonntag predigen. Schafft er das? Was sind seine Pläne für die Zukunft. 66 Jahre, da sind ja vielleicht noch einige Jahre offen, in denen er viel bewegen kann. Oder kauft er sich jetzt ein Wohnmobil und reist ans Nordkap? Kathy Keller gibt Auskunft im Interview mit Christianity Today. Tim Keller wird vollzeitlich in einem Partner Programm mit dem Reformed Theological Seminary und Redeemer’s City to City Netzwerk (Organisation, die weltweit Gemeindegründer unterstützt und begleitet) arbeiten. Er sieht seine Berufung darin, die nächste Generation von Pastoren zu lehren und zu trainieren. Darüber hinaus wird er auch auf Events von Redeemer während der Woche und zu weiteren Gelegenheiten zu hören sein. Vermutlich wird er genau so viele Worte sprechen wie zu der Zeit, als er als Pastor regelmäßig predigte, meinte sein Frau. 🙂
Nachfolgepläne mit Vision
Die Frage, wie es für eine Kirche und auch für erfolgreiche Leiter nach der aktiven Phase des Dienstes in der Ortsgemeinde weitergeht, beschäftigt auch in unseren Breiten Verantwortliche. Je größer und einflussreicher die Organisation, je kritischer ist diese Frage. Auch auf regionaler und nationaler Ebene trifft das zu, wenn Kirchenbünde und Organisationen Nachfolgeregelungen finden müssen. Für uns Leiter stellt sich dann die Frage, wie unsere eigene Zukunft dazu aussieht. Wir können also viel lernen. Hier von Tim Keller, bald auch von Bill Hybels, der ebenfalls mit Willow Creek auf der Zielgerade der Nachfolgeplanung ist.
Es ist sicher keine Selbstverständlichkeit, wenn die Nachfolge gelingt. Verantwortliche sind herausgefordert, das Thema offen, klug und planvoll anzugehen. Es wäre sicher interessant herauszufinden, ob die Nachfolgeregelung in Kirchen sich eher gut oder eher schwierig gestaltet. Auf alle Fälle muss das Thema konkret auf den Tisch …
Der Leiterblog hat schon häufiger das Thema aufgegriffen:
- Wie Willow das Thema grundsätzlich angeht
- Bill Hybels und der Staffelwechsel bei Willow
- Rick Warren und seine Gedanken zum Ruhestand
- Gordon MacDonald zur Frage, wann der passende Zeitpunkt zum Wechsel ist
- John Piper und sein Wechsel u. Ruhestand
- Mark Driscoll und der unglückliche Abschied
- Reaktionen, Gedanken, Meinungen, Dokumente zum Ausscheiden von Mark Driscoll
- Perry Noble und sein Ausscheiden bei Newspring Church
Quellen zu Tim Kellers Nachfolgeregelung im Netz:
- Redeemer Church, offizielle Stellungnahme
- ByFaith Magazine – starker Artikel!
- Christianity Today
- Relevant Magazine
- SharperIron
- Religion
- Livenet.ch