Im ersten Teil haben wir die acht Funktionen besprochen, die Bill Hybels als Aufgaben für jede Führungskraft sieht. In diesem zweiten Teil kommen wir auf 4 subtile Eigenschaften zu sprechen, die erfolgreiche Leiter aufweisen. Hybels hat sie als „Unbeschreibbare Führung“ in seinem ersten Vortrag auf dem Leitungskongress in Hannover vorgestellt:
#Zähigkeit
Leitung kann richtig mühsam werden. Führungskräfte müssen deshalb zäh sein, Ausdauer zeigen und dranbleiben. Große Leiter der Geschichte zeichneten sich durch diese Zähigkeit aus. Der größte Feind der Zähigkeit ist Bequemlichkeit, meint Hybels. Widerstände, Schwierigkeiten und Rückschläge gehören zu dem Weg des Erfolges. Sich körperlich, sportlich … zu überwinden fördert die Einstellung.
„Der größte Feind der Zähigkeit ist Bequemlichkeit.“ Bill Hybels
Im Gespräch mit Freimut Haverkamp, dem Leiter der HILLSONG CHURCH in Deutschland, ist das Stichwort auch gefallen. Welche Leute können bei HILLSONG als Mitarbeiter und Leiter in Verantwortung wachsen? Freimut nannte den Punkt explizit: Leute, die sich in schwierigen Situationen bewähren, die dran bleiben, nicht aufgeben und ihr Bestes investieren, um das gewünschte Resultat anzustreben. Eben Zähigkeit beweisen. Wohl dem, der solche Leute im Team hat!
#Selbstwahrnehmung
Was sind meine blinden Flecken? Welche Erfahrungen meiner Lebensgeschichte beeinflussen mein Leiten. Lassen mich unweise Entscheidungen treffen. Verleiten mich zu Handlungen, die zu kühn oder zu defensiv sind? Jeder hat 3 – 4 solcher „blinde Flecken“. Wie können sie aufgedeckt werden? Durch Feedback! Offenes und ehrliches Feedback. Leiter brauchen Leute in ihrem Umfeld, die den Mut haben die Wahrheit in Liebe zu sagen. Hybels schilderte eindrücklich, wie Mitarbeiter seine blinden Flecken sehen, die er nicht wahrnimmt. Ups. An anderer Stelle meinte er einmal, dass ihn seine blinden Flecken tausende von Dollar in der Seelsorge gekostet haben. Bis heute beeinflussen sie ihn. Einzige Chance für einen guten Umgang? Offensiv mit ihnen umgehen. Feedback suchen. Ehrlich sein.
#Flinkes Lernen
Jede Führungskraft stößt über kurz oder lang an Grenzen. Kapituliert sie dann? Gibt sie auf? Lässt es sein? Oder sucht sie nach Lösungen, Wege, Möglichkeiten, die bislang nicht entdeckt sind? Fragen an mich als Leiter! Vernetze ich mich, entwickle ich neue kreative Ansätze? Wie erfindungsreich bin ich als Leiter, fragt Hybels sich selbst. Aber auch die neuen Leute, die Willow anstellt.
Wie kann man das üben? Sich selbst in Situationen begeben, die verwirrend und verworren sind. Sich darin bewegen und Lösungen entwickeln. Grenzen gibt es im Leben der Kirche genug. In der Begrenztheit des Budgets, der Personen, Talente … Dazu Lösungen finden, die in der aktuellen Situation passen, ist offenbar eine der wichtigen Herausforderungen, die einflussreiche Leiter formt! Los geht’s!
#Aufopfernde Liebe
Wichtiger als Vision. Berühmt werden. Geehrt sein! Ein DIENER sein, dessen Herz voll Liebe für andere ist. Darum geht es.
Wir leben in einer Zeit, in der Leiter oft narzisstisch „ticken“. Titel. Ehre. Anerkennung. Ruhm. Ich.Ich. Ich. Das Vertrauen in Führungskräfte schwindet, wo dieser narzisstische Zug um sich greift. Das Vertrauen in der Organisation schwindet. Wie gut, wenn aufopfernde Liebe prägend für einen Leiter ist. Bill hat es durch Dr. B. am eigenen Leib erfahren. Sein Lehrer und Mentor begleitet ihn mit dieser aufopfernden Liebe seit über 40 Jahren.
Diese Prägung ist bei Hybels zu sehen: Er selbst macht nichts für sich auf dem Kongress in Hannover. So oft habe ich ihn schon beobachtet, wie er die Menge auffordert ihn nicht besonders zu ehren. Wie er sie bittet sich zu setzen. Wie er selbst dafür sorgt, nicht zu einem „Mega-Star“ christlicher Art gemacht zu werden. Kein besonderes „Bruder Bill“, „Pastor Bill“, „Ps. Bill“, „Dr. Bill“ … oder wie immer das in unseren Tagen geschieht.
Seit über 20 Jahren lerne ich von ihm. Gerne auch in Zukunft …