Die USA ist für viele ein Land, in dem der christliche Glaube eine große Rolle spielt. Mega-Gemeinden machen von sich reden und ihre Protagonisten inspirieren viele europäische Leiter auf Konferenzen. Aber wie „christlich“ ist die USA tatsächlich? Wie „vorbildlich“ kann die US-amerikanische Erfahrung für uns sein? Oder wo idealisieren wir eine Kirchenlandschaft, die sich schnell verändert? Oder ist diese Veränderung gerade ein Grund, warum wir wieder genauer hinschauen sollten? Das Barna Institut gibt an, dass in den letzten zwei Jahren die Rolle des Christentums weiter stark verloren hat. Die Zahlen:
Aktuelle Zahlen des Barna Institut
Während 2013 37% dem christlichen Glauben seine Bedeutung abgesprochen haben, sind es 2015 schon 44%! Dabei ist ein großer Unterschied unter den Großstädten und Regionen der USA auszumachen. Die Entwicklung hat aber offensichtlich weiter ein hohes Tempo und trotz aller Initiativen, neuer Gemeinden, dynamischen Entwicklungen in der christlichen Szene schreitet sie weiter in großen Schritten voran! Die Barna Group hat die Entwicklung in ihrer aktuellen Studie nach Ballungsräumen differenziert.
Elevation Church | Menlo Park
Diese Übersicht nach Ballungsräumen finde ich für die Einschätzung wachsender Gemeinden sehr interessant! Das Wachstum z.B. der Elevation Church (Steven Furtick) findet in Charlotte NC statt, einer Stadt, in der sich „nur“ 25% als „Post-Christen“ bezeichnen. Die Menlo Park Gemeinde (John Ortberg) im Großraum San Francisco muss sich in einem Umfeld behaupten, in dem 66% der Bevölkerung sich als „Post-Christen“ betrachten! Tim Keller ist mit der Redeemer Church in NYC aktiv, einer Stadt in der 59% mit Kirche und Glauben an Jesus nichts anfangen. Interessant ist sicher auch die Frage, wie schnell die Säkularisierung an diesen Orten voranschreitet.
Atlanta oder New York City?
So ist für uns in Europa immer auch wichtig die Frage zu stellen, wie das Umfeld der Gemeinde kulturell … aussieht, in dem die schnellwachsende Gemeinde gedeiht. Tim Keller meinte einmal, dass er mit der Situation in New York City viel mehr mit London gemeinsam hat, als mit Atlanta! Manche Ansätze gelingen in Umfeldern, die es in unseren Breiten so nicht gibt. Das sollte man bedenken, denn das hat wesentliche Auswirkungen: auf die Art, wie Gottesdienste gestaltet werden, welche Ansätze u. Methoden eine Kirche wählt und wie sie miteinander lebt. Eine Predigt in den Südstaaten der USA funktioniert wunderbar, während die gleiche (Art der) Predigt in San Francisco, in Frankfurt oder Gifhorn – will sie dort „Post-Christen“ ansprechen -, ins Leere geht. Der Apostel Paulus predigt auf dem Areopag in Athen zu den Griechen anders, als in der Synagoge vor Juden!
Inspiration!
Auf alle Fälle inspirieren uns wachsende Gemeinden. Ob in den USA, Südamerika, Asien, Indien oder Afrika. Das ist voll o.k. Wenn wir aber die Frage stellen, was wir von diesen Gemeinden lernen können, dann ist das Verständnis des Umfeldes, in dem die Gemeindearbeit statt findet, sicher wichtig.
Der ausführliche Bericht, die Kriterien für „Post-Christen“ und weitere Informationen hat das Barna Institut hier zur Verfügung gestellt.