Ostern kommt in großen Schritten auf uns zu. Wieder werden unzählige Predigten gehalten. Aber werden sie in unserer säkularen Kultur eine lebensverändernde Wirkung entfalten? Rick Warren und Tim Keller zeigen Möglichkeiten dazu auf, die schon Billy Graham nutzte.
Führungskräfte, die predigen, wollen mit ihren Predigten etwas bewirken! Oder? Nicht nur informieren, sondern transformieren. Das macht natürlich Gottes Geist durch Gottes Wort. Aber was ist der Beitrag des Verkündigers?
Gott gebrauchte schon immer Menschen …
Die Geschichte der Kirche ist mit vielen Namen von Frauen und Männern verknüpft, die Gott gebrauchen konnte. Verkündigern, die lebensverändernd gepredigt haben. Passend für ihre Kultur, Zeit, Sprache. Immer die gleiche Botschaft von Jesus. Aber in immer neuer Verpackung! Von ihnen kann man lernen.
Lernen von Rick Warren
Ein Verkündiger unserer Tage, Rick Warren hat viel Erfahrung in der Frage. Und er hat systematisch seine Überlegungen und Lernerfahrungen in dem Kurs „Preaching for Life-Change“ zugänglich gemacht.
Pastors.com gab Philemon Wasem und IGW International die Erlaubnis, das Material für akademische Zwecke zu übersetzen und zu kontextualisieren.
Kostenloser Download der deutschen Übersetzung
Das 56-seitige Dokument steht hier kostenlos zum Download bereit. Jeder, der seine Predigtfähigkeit mit dem Ziel verbessern will, „lebensverändernd zu predigen“, kann von Warrens Arbeit profitieren. Gerade jetzt zu Ostern. Aber auch darüber hinaus. Verkündiger mit Erfahrung werden über die ersten 9-10 Seiten schnell hinweglesen, dann kommen Punkte, über die sich auch erfahrenen Prediger immer wieder neu klar werden sollten.
Lernen von Tim Keller: In einer säkularen Kultur predigen!
Tim Keller spitzt das Thema dann weiter zu: Lebensverändernd den Bibeltext so predigen, dass die Botschaft in einer säkularen Kultur gehört wird. Wie geht das? Tim Keller, dass ist der geniale Denker, Autor, Verkündiger und Pastor aus New York City. Auch er hat seine Überlegungen zu Papier gebracht. Allerdings ist seine Arbeit bislang nur auf Englisch zu haben. Hier steht sie zum Download bereit. Am 9. Juni wird sein Buch „Preaching – Communicating Faith in a Skeptical Age“ erscheinen.
Ist es Sinn und Zweck einer Predigt, lebensverändernd zu sein? Ist es das richtige Werkzeug dafür? Aus meiner Sicht nein. Wer versucht, mit Predigten Leben zu verändern wird ähnlich viel Mühe haben, wie jemand, der mit einer Axt versucht, Holz zu hobeln. Hier die Frage zu stellen: „Wie kann ich mit der Axt effektiver Holz-verändernd wirken?“ wäre unsinnig.
Ähnlich ist es mit Predigen.
Das Werkzeug der Verkündigung wird im Neuen Testament primär in der Erst- Verkündigung des Evangeliums in Zusammenhang gebracht. Meist werden – da wo bei uns predigen steht – im Griechischen eins von folgenden zwei Worten verwandt: evangelizo (die gute Nachricht verbreiten) oder Kerruso (etwas herausrufen wie ein Herold oder Marktschreier). Als Werkzeug, um Menschen mit der Botschaft des Evangeliums bekannt zu machen ist Verkündigung genial – hat ihren Platz. Wie eine Axt, die super ist, wenn man Bäume fällen will. Dafür ist es gedacht und gemacht.
Die beiden erwähnten Worte – kraftvolle Bekanntmachung des Evangeliums – haben wenig mit der bei uns verbreiteten Form der lehrmässigen Predigt zu tun, die die Absicht hat, Menschen zu verändern, dabei aber in der Regel versagt.
Als Coach erlebe ich es ständig, dass Menschen, die schon lange Christen sind, im Leben scheitern, weil sie es nicht gelernt haben, von der Theorie des Glaubens in die Praxis zu kommen. Ich bin zutiefst frustriert davon, wenn ich sehe, wie viele Menschen unendlich viele Predigten gehört, aber das ABC der Nachfolge und des gesunden Lebens vielleicht in der Theorie verstanden, aber in der Praxis kaum umgesetzt haben. Das ist auch kein Wunder. Das Werkzeug der Predigt eignet sich kaum für Lebensveränderung. Worte, die man nur hört, bleiben nur zu einem geringen Teil im Gedächtnis haften, was man diskutiert hat, schon mehr und was man selbst gemacht und / oder anderen weitergegeben hat, am meisten. Eine Predigt – im Sinne von langem Zuhören ist auch von der modernen Didaktik her eines der schlechtesten Werkzeuge der Wissensvermittlung.
Ja, man kann mit ner Axt Bretter hobeln…aber es ist wirklich mühsam.
Die Werkzeuge für Lebensveränderung, die das Neue Testament im Handwerkskoffer hat, sind Gemeinschaft, Jüngerschaft, Erneuerung des Denkens, Briefe, im Dialog (bei Paulus in der Werkstatt) lernen, Auslegung, Gespräch über Texte (Apollos, Aquila + Priscilla), die Gaben einbringen, die man hat einander ermutigen mit Psalmen, Lobgesängen, geistlichen Liedern, jedem die Möglichkeiten geben, etwas einzubringen.
Dadurch werden Menschen verändert, geschliffen, geformt, geprägt. Ja, es ist genial, ne Axt zu haben, um den Baum zu fällen. Aber dann sind Säge und Hobel die besseren Werkzeuge, um das Holz weiter zu bearbeiten…