Christian Knorr: Nur das Beste – Keine Reste! Was gebe ich als Leiter der nächsten Generation?

140108 HeadlineWie schafft man es, so viele Leute – insbesondere Jugendliche – zur Mitarbeit zu motivieren? Und wie erklärt ihr euch, dass sie so viel Zeit investieren, so viel einsetzen und dabei noch Spaß zu haben scheinen? Diese Fragen werden mir, vor allem im Kontext unserer Jugendkirche, relativ häufig gestellt.

Ich bin in der Reflexion über eine hilfreiche Antwort immer wieder auf ein Kernprinzip gestoßen: Förderung von Menschen, die jünger sind als ich, ist eine Lebenshaltung. Die wichtigste Frage, die ich mir als Leiter immer wieder stelle ist: „Gebe ich das Beste – oder Reste?“

Paulus schreibt in 1. Thessalonicher 2,19 (Neue Genfer Übersetzung)

Ihr wart uns so lieb geworden, dass wir mit ebenso viel Freude, wie wir euch das Evangelium weitergaben, auch unser ganzes Leben mit euch teilten.

Jeder Leiter möchte gerne viele motivierte Mitarbeiter um sich haben und den „Nachwuchs“ entwickeln. Und gerade Jugendliche suchen nach solchen Umfeldern. Allerdings werden diese nicht zuerst durch Programme oder Leiterschafts-Techniken erzeugt. Auch die Persönlichkeitsstruktur eines Leiters ist nicht vorrangig. Es stellt sich vor allem die Frage: Teile ich vorbehaltlos alles, was ich habe? Ist Förderung eine Haltung, die mein ganzes Leben bestimmt? Oder ist sie Mittel zum Zweck, damit meine Programme laufen?

Hier einige Haltungen, die ich als Leiter leben möchte und die für mich ausdrücken, dass ich „mein ganzes Leben teile“. Sie prägen meinen Umgang mit jugendlichen Mitarbeitern und Leitern. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, glaube aber, dass diese Anregungen weiterhelfen können. Und zwar jedem, der ein echtes Interesse daran hat, jüngere Menschen zu prägen und sie zu motivieren, sich leitend einzubringen.

1. Jede gute Prägung, die ich in meinem Leben durch Menschen erfahren habe, ist ein Geschenk. Ich werde sie vorbehaltlos an die nächste Generation weitergeben!

All das, was ich an guter Prägung erhalten habe und das was ich bin, bildet ein Fundament, das ich nicht selbst gelegt habe. Es haben Ältere in mich hineingelegt. Ich werde alles davon einsetzen, damit Jüngere auf diesem Fundament weiterbauen können.

2. „Nur das Beste – Keine Reste“ betrifft jeden Lebensbereich

Ausbildungsprogramme und Arbeitsmaterialien sind lediglich ein Teil von dem, was ich einsetzen kann und zu geben habe. Was kann ich noch geben? Beispielsweise Erfahrungswerte, gute Gedanken, Bücher/Podcasts, die mich positiv geprägt haben, viel Zeit außerhalb des „formellen Rahmens“ u.v.m.

Ich gebe also nicht nur aus einem Bereich meines Lebens das Beste weiter, sondern aus jedem Bereich.

3. Ich kann und werde eine Atmosphäre von Sicherheit und Ermutigung schaffen

Durch jede Erfahrung in meinem Leben – vor allem durch Krisenzeiten – konnte ich reifen und sicherer werden. Durch mein Vorbild und meine Präsenz kann ich Sicherheit und Ermutigung ausstrahlen. Vielen Jugendlichen fehlen Menschen, die im übertragenen Sinne eine gesunde Vater- und Mutterrolle einnehmen. Menschen, die sagen: „Du schaffst das. Ich bin da.“ Ich bin mir dieser Rolle bewusst und lebe sie aktiv aus.

4. Wenn ich etwas Positives über einen Jugendlichen denke, sage ich es ihm SOFORT

Man kann jüngeren Menschen, die man leitet, gar nicht oft genug sagen, was man Positives über sie denkt. Ich gehe nie davon aus, dass ein Jugendlicher ja schon weiß, dass ich ihn wertschätze oder was er mir bedeutet. Es gibt mehr als genug Umgebungen, in denen ermutigende Worte vorenthalten werden. In meinem Einflussbereich werden Menschen immer wissen, was sie mir bedeuten und was ich Gutes in ihnen sehe. Und ich werde nicht müde, dies regelmäßig zum Ausdruck zu bringen.

5. Ich erlaube, dass Fehler passieren. Fehler sind nicht nur akzeptabel, sondern absolut notwendig

Wenn Jugendlichen Fehler unterlaufen, werde ich sie auf die Chancen hinweisen, die darin liegen. Ohne Fehler zu machen, kann niemand wachsen. Das werde ich vermitteln. Gleichzeitig gebe ich das BESTE Feedback und bin dabei ehrlich. Wenn ich durch konstruktive Kritik helfen kann, dass sich jemand verbessert und reift, werde ich sie einsetzen.

6. Überholungsängste sind unangebracht. Ich gebe ALLES und nehme NICHTS mit in´s Grab

Mein Ziel ist es jüngere Menschen, die ich fördere, so gut werden zu lassen, wie ich es bin. Ich habe keine Überholungsängste, sondern feiere es, wenn sie möglichst schnell BESSER werden als ich. Motivierte Jugendliche sind keine Trophäen, die mich und meine Begabungen glänzen lassen. Ich will, dass sie glänzen.

Keine Leiter-Generation ist vor Gott wichtiger als eine andere. Aber Jugendliche bzw. Jüngere brauchen unser BESTES. Die bestmögliche Förderung. Den größten Schutz. Mehr Sicherheit. Mehr Zeit. Mehr Geduld. Mehr Liebe. Mehr Aufmerksamkeit.

Ich möchte in diesem Sinne als Leiter mein ganzes Leben teilen.

140203 Christian Knorr

Christian Knorr, M.A. Theologie & B.A. Pädagogik, geb. 1983, verheiratet mit Miriam Knorr. Er ist Pastor in der Christus Gemeinde Wuppertal – http://www.meine-gemeinde.de – mit Schwerpunkt Junge Gemeinde, Leiterentwicklung und Predigtdienst. Dazu gehören auch die Jugendkirche TRAX – https://de-de.facebook.com/wuppertal.trax – und die überregionalen X2C-Jugendgottesdienste. Er ist seit 13 Jahren leitend tätig, insbesondere als Jugendpastor. Seine Leidenschaft sind Gemeinden, die begeistern, attraktiv sind und in denen sich jeder herzlich willkommen fühlt. Sein größter Aufgabenschwerpunkt  ist die Förderung vieler junger Leiter und Mitarbeiterteams.

Über Lothar Krauss

Ehemann | Vater | Pastor | Blogger | Netzwerker
Dieser Beitrag wurde unter Leiter am Donnerstag abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.