Bill Hybels sprach in einer Folge der „Defining Moments“ über unsere Frage, die wir nun hier im vierten Teil der kleinen Reihe abschließend aufgreifen. Ist der Pastor anders, muss er sich anders verhalten? Hybels meinte interessanterweise zum Punkt der Offenheit im Leitungskreis (Älteste …): JA! Ein Pastor ist in einer anderen Situation und sollte sich sehr klug verhalten. Er würde nicht von seinen persönlichen Anfechtungen, seinen Versuchungen und Kämpfen in jedem Fall berichten. Warum nicht? Weil die Geschwister bei seinen Schwankungen immer einer Verunsicherung ausgesetzt werden würden, die ein „angefochtener“ Hybels für die Organisation bedeutet, die sie mit ihm leiten. (Hält er durch? Was wird er tun? …).
Er meinte, dass es (in bestimmten Fragen) ausreichen sollte dass die Mitleiter wissen, dass er offen und regelmäßig über ALLE Themen seines Lebens mit fähigen und vertrauenswürdigen reifen Christen im Gespräch und Gebet sei.
Und er habe Leute in der Gemeinde, denen er sich ganz anvertrauen kann, die aber nicht zur Leitung gehören. Nun sind in einer Gemeinde mit über 20.000 Leuten am Wochenende die Auswirkungen wohl zu unterscheiden von der durchschnittlichen Gemeindegröße, die in Amerika übrigens nicht über 100 Leuten liegt!
Freunde in der Gemeinde kann der Pastor schon haben. Die Frage ist eben wie tief die Freundschaft geht, was an Themen besprochen wird und wie die Gesamtgemeinde damit umgeht. Je größer die Gemeinde, je einfacher?
Die Frage, ob der Pastor anders ist muss nicht notwendigerweise die Frage beantworten, ob er Freunde in der Gemeinde haben kann und das langfristig für alle Beteiligten gut ist.
Probleme, die aus „Der Pastor ist anders…“ resultieren können:
„Das Prophetenproblem“
- Spannung zwischen dem Auftrag Gottes und den Erwartungen der Leute
- Die Treue zum Auftrag Gottes baut Spannungen zu der religiösen Bedürfnissen der Gemeinde auf
- Anders sein wird „zur Pflicht, zum Wunsch und zur Belastung.“
„Das Beziehungsproblem“
- Die Institutionalisierung von Beziehungen
- Alle Gemeindebeziehungen sind Arbeit
- Wie werde ich wahrgenommen: als „Amtsperson“ oder Privatperson
- Wie gehe ich selbst mit der Rolle im Spannungsfeld „Dienst – Privat“ um?
- Karl Barth: „der Apostel ist zugleich Mensch unter Menschen und als von Gott berufener „ein Ausgesonderter, ein Vereinzelter, ein Verschiedener“[1]
„Das Rollenproblem“
- Der Pastor als Vorbild, Beispiel
- Pastor und seine weiteren Rollen: Vater, Ehemann, Freizeitler …
Fragen zum Weiterdenken …
- Ist ein Pastor wirklich anders (Faktisch, Selbstverständnis, Forderung, Vorwurf)?
- Welche Auswirkungen kann es im Bereich der Beziehungen haben (Freundschaften in der Gemeinde), wenn der Pastor seinen Job verliert? Unterscheidet sich das vom Jobverlust eines anderen Gemeindemitgliedes?
- Wie ist die Abhängigkeit eines (freikirchlichen) Pastors von den Finanzen, die die Gemeinde zusammenlegt?
- Was passiert, wenn ein Pastor „Dienst nach Vorschrift macht“, ein ehrenamtlicher Leiter in der Gemeinde „Dienst nach Vorschrift macht“, oder ein „normales Gemeindemitglied“ diesen Modus wählt?
- Ist die Frage nach der Freundschaft eines Pastors (oder einer hauptberuflichen Führungskraft) innerhalb einer Gemeinde mit 50 Personen, 200, 400, 1000 … unterschiedlich zu sehen?
- Ist das so, dass sich etwas grundlegendes verändert, wenn man Führungsverantwortung übernimmt, wie so viele Führungskräfte sagen und beklagen?
- Ist die Forderung, dass das nicht so sein sollte nur ein guter Wunsch, aber nicht umsetzbar in einer „gefallenen Welt“?
- Ist es vielleicht auch anderes gedacht? Warum behandelt die Bibel im NT Führungsverantwortliche anders und fordert das von den Leuten in den Gemeinden, wenn wir alle … (z.B. 1. Timotheus 5,19)
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