Wer eine Führungsaufgabe übernimmt, wird einsam(er).
Nicht jeder will das wahrhaben. Krampfhaft versucht man es manchmal zu vermeiden. Oder zu ignorieren. Weg zu diskutieren. Lächerlich zu machen. Aber am Ende kann sich die Führungskraft nicht davor schützen. Sie muss damit umgehen. Denn mit der Übernahme von Verantwortung verändert sich die eigene Situation und die Beziehungen im Team, der Organisation und manchmal auch im Freundeskreis. Plötzlich oder schleichend gehen Leute auf Distanz. Werden vorsichtiger, berechnender, kalkulierter. Man überlegt genauer, was man uns noch sagt. Etliches wird nicht mehr erzählt, anderes gerade. Wir sind ja „Multiplikatoren“, werden aber auch benutzt (manipuliert) oder manipulieren unser Umfeld für unsere Absichten?! Hier ist Charakter gefragt!!! Jede Führungskraft kann Geschichten dazu erzählen. Der Spiegel hatte neulich einen Artikel dazu in seiner Onlineausgabe veröffentlicht, wie er auch an vielen anderen Stellen im Internet erscheinen könnte, aber auch in der Literatur zu finden ist.
Je höher, je einsamer?
Wer „ganz oben“ angekommen ist spürt das sehr schmerzlich. Wirtschaftslenker, Künstler, Sportler, Wissenschaftler … berichten davon. Auch viele Christen in Führungsaufgaben geben das zu Protokoll. Wie kann man damit umgehen? Als Leiter ringen wir mit dieser Wirklichkeit und suchen nach Wegen, um der Isolation zu entkommen. Dennoch: Je höher ich aufsteige, je einsamer bin ich! Warum? Kann ich etwas dagegen tun, oder ist es unvermeidlich?
Gefährliche Folgen!
Manche Leiter berichten, dass sie – umgeben von vielen Menschen – völlig vereinsamt sind. Misstrauisch, traurig, depressiv. Sie sitzen in wichtigen Gremien, haben mit wichtigen Persönlichkeiten Umgang, tun wichtige Dinge in ihre Branche, im Reich Gottes … Können die wichtigste Inhalte kommunizieren, aber nicht ihr Herz. Sie sind ständig am „netzwerken“ und doch so allein! Die Anfälligkeit für Süchte, ein verborgenes Doppelleben, ist dann besonders hoch. Virtuell, im Internet. Oder real wenn einen niemand sieht. Bill Hybels hat uns oft gefragt wer wir sind, wenn uns niemand sieht! Eine wertvolle, schmerzhafte aber unverzichtbare Frage. Denn die Einsamkeit, die besondere Situation nehmen wir Führungskräfte oft als Erklärung und als Legitimation für unser Versagen in der Selbstleitung. Unsere Selbstwahrnehmung leidet! Wie geht es Dir gerade? Besprich das doch bald einmal schonungslos mit einem Freund, Berater, Externen. Ich mache das seit fast 30 Jahren regelmäßig.
Nächste Woche: Wie erleben christliche Leiter, Pastoren, Älteste … diese Wirklichkeit?
Reblogged this on Von mir aus und kommentierte:
Gute Gedanken und eine tiefgehende Analyse zum Thema Andersartigkeit und Einsamkeit der Leitenden habe ich bei Simon Walker in seiner Trilogie „The Undefended Leader“, die ich seit einiger Zeit auf meinem Blog kommentierend darstelle.
Ich bin froh um jeden Beitrag, der sich in der Tiefe damit auseinandersetzt. Beim Leiterforum bin ich guter Dinge, dass das geschehen wird.
Mehr Infos zu Walker und seiner Herangehensweise an das Thema zum Beispiel im Beitrag „Undefended – Gipfelstürmer“
David Roth
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